Wegen Burn-outs früher in Pension

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Österreich hat einen neuen Rekord an Invaliditätspensionen erreicht. Bei der Hälfte der weiblichen Angestellten ist eine psychische Erkrankung der Grund. Das Antrittsalter liegt im Schnitt weit unter 50 Jahren.

Wien. Immer mehr Österreicher gehen als Folge psychischer Erkrankungen wie Burn-out vorzeitig in Invaliditätspension. Betroffen sind besonders Frauen. Insgesamt mussten im Vorjahr rund 30.000 Menschen aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig den Ruhestand antreten. Immerhin ein knappes Drittel der Invaliditätspensionen (30,4 Prozent) entfällt bereits auf psychische Krankheiten. Bei den Frauen lag der Anteil jener, die wegen psychischer Probleme die Invaliditätspension antreten, im vergangenen Jahr jedoch bereits bei 41,7 Prozent.

Damit hält der seit Jahren registrierte markante Anstieg weiter an. Bei den Frauen hat sich der Anteil seit dem Jahr 1995 fast verdreifacht. Bei den weiblichen Angestellten, die wegen psychischer Krankheiten in Invaliditätspension gehen, wurde im Vorjahr mit einer Rate von 50,8 Prozent ein neuer Rekordwert erreicht. Diese neuen Zahlen ergeben sich aus einer Detailanalyse für das Jahr 2009, die sich im neuen Sozialbericht findet.

Großteil der Anträge abgelehnt

Insgesamt steigt die Gesamtzahl an Invaliditätspensionisten stetig: Sie liegt mittlerweile bei rund 466.000 Personen. Das ist etwa ein Fünftel aller 2,1 Millionen Pensionsbezieher (ASVG, Bauern, Gewerbetreibende). Dabei ist der Andrang noch viel, viel stärker: Denn es wird schon jetzt die Mehrzahl der Anträge auf Invaliditätspension abgelehnt. So lag die Anerkennungsquote im Vorjahr für Männer und Frauen zusammengerechnet mit 41,6 Prozent bei rund 70.000 gestellten Anträgen.

Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) möchte zwar ab dem neuen Jahr mit verpflichtenden Rehabilitationsmaßnahmen den Andrang auf die Invaliditäts- und Berufsunfähigkeitspension eindämmen. Allerdings gibt es auch bei Experten massive Zweifel, wie erfolgreich diese Maßnahme gerade bei psychischen Erkrankungen tatsächlich sein wird.

Aber es steigt nicht nur die Zahl der Menschen, die wegen psychischer Probleme eine Pension erhalten. Gerade bei dieser Gruppe erfolgt der vorzeitige Ruhestand immer früher, das drückt auch das durchschnittliche Zugangsalter nach unten. Auch das zeigt eine Spezialauswertung. Im Gesamtdurchschnitt liegt das Antrittsalter bei den Invaliditätspensionen bei den Männern bei 53,6 Jahren und bei Frauen bei 50,2 Jahren.

In Fällen, in denen die Zuerkennung mit psychischen Krankheiten begründet war, erfolgte der Antritt der Invaliditätspensionen allerdings noch früher. Betroffene sind im Schnitt deutlich unter 50 Jahre alt: Bei Männern sind es 48,9 Jahre, bei Frauen 47,6 Jahre.

Selbst bei Zuerkennungen aufgrund von Krebserkrankungen erfolgt der Pensionsantritt im Schnitt später: bei Männern in diesen Fällen mit 52,7Jahren, bei Frauen mit 49,9Jahren. Deutlich über dem Durchschnittswert liegt das Antrittsalter der Invaliditätspensionisten als Folge von gesundheitlichen Problemen des Bewegungs- und Stützapparats (bei Männern 56,8 Jahre, bei Frauen 54,4 Jahre). Bei den Männern ist diese Form der Erkrankung noch der häufigste Grund für den Gang in die Invaliditätspension (37,4 Prozent der Fälle).

Die ausbezahlten Invaliditätspensionen liegen allerdings im Schnitt deutlich unter den regulären Alterspensionen. Frauen erhielten von der Pensionsversicherung im Vorjahr durchschnittlich 671 Euro brutto Invaliditätspension, Männer 1021 Euro. Zum Vergleich: Bei den Alterspensionen waren es 962 Euro für Frauen und 1567 Euro für Männer.

251 Euro Ausgleichszulage

Rückläufig ist die Zahl der Bezieher der Mindestpensionen, der sogenannten Ausgleichszulage von maximal 784 Euro im Jahr 2010. Ende 2009 erhielten 241.600 Personen eine Ausgleichszulage, der größte Teil (68,3 Prozent) waren Frauen. Der Grund dafür ist, dass deren Witwenpensionen beziehungsweise deren Eigenpension oft viel niedriger ist. Mit der Auszahlung der Ausgleichszulage wird dann die Differenz auf 784 Euro ausgeglichen. Die durchschnittlich ausbezahlte Ausgleichszulage machte daher letztlich bei Alleinstehenden im Vorjahr 251Euro im Monat aus, bei Ehepaaren waren es im Durchschnitt 356 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.12.2010)

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