Faymann-SPÖ: Die Karriere der Zuwandererkinder

Rudas, Faymann
Rudas, Faymann(c) APA/ROBERT JAEGER (Robert Jaeger)
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Rudas, Bilalic, Kotlowski – Ein Aufstieg mit Migrationshintergrund. Die SPÖ-Bundesgeschäftsführerin nützt den Abgang der Kanzler-Sprecherin.

Wien. Imre und Barbara Rudas, beide Mediziner, waren 1956 aus Ungarn nach Österreich geflüchtet. Ihr Sohn Stephan, in Budapest geboren und später renommierter Psychiater in Wien, war damals 14Jahre alt gewesen. Seine Tochter Laura kam 1981 in Wien zur Welt.

Nedeljko Bilalic ist ebenfalls in Wien geboren, sein muslimischer Vater, ein Elektroschweißer, ist aus Bosnien zugewandert, seine orthodoxe Mutter, eine Krankenhausbedienstete, aus Serbien.

Marcin Kotlowski wurde im polnischen Wroclaw (Breslau) geboren. Mitte der 1970er-Jahre emigrierte sein Vater nach Österreich, nach der Verhängung des Kriegsrechts in Polen 1981 folgte die Mutter nach. Zwei Jahre später wurde dann Marcin, der in der Zwischenzeit bei den Großeltern gelebt hatte, von seinem Opa nach Österreich zu seinen Eltern gebracht.

Und da sage noch einer, Migranten der ersten, zweiten und dritten Generation würden in Österreich, im Speziellen in der Politik, keine Karriere machen. Zumindest in der Faymann-SPÖ tun sie das. Laura Rudas (29) ist seit Herbst 2008 Bundesgeschäftsführerin. Marcin Kotlowski (34), bisher Sprecher von Staatssekretär Josef Ostermayer, ist neuer Kommunikationschef der Bundespartei. Nedeljko „Neddy“ Bilalic (31), der diesen Job bisher gemacht hat, ist neuer Sprecher des Bundeskanzlers.

„Neddy leitet die Flotte, ich das Basisschiff“, sagt Kotlowski über die Aufgabenteilung. Beider Werdegang ist eng mit jenem von Rudas verknüpft, deren Netzwerk in der SPÖ nun noch engmaschiger ist. Von Nikolaus Pelinka im ORF bis zu Nedeljko Bilalic im Kanzleramt – überall sitzen ihre Vertrauten.

Als Jugendliche gründeten Rudas und Bilalic, der nebenbei im Callcenter in der SPÖ-Zentrale jobbte, im 15.Wiener Gemeindebezirk die „Jungen Roten“, eine pragmatischere, bodenständigere Version der Sozialistischen Jugend. Bei den damaligen (Jugend-)Wahlkämpfen wurde Rudas, noch bevor sie Gemeinderätin in Wien war, von einem polnischen Zuwandererkind unterstützt – von Marcin Kotlowski.

Dieser hatte schon einige Medienerfahrung. Er arbeitete im der Wiener SPÖ nahe stehenden Echo-Medienhaus. 1999 etablierte er dort eine Abteilung für Digitale Kommunikation und Internet, 2000 wurde er deren Geschäftsführer. 2007 wurde er dann vom damaligen Verkehrsminister Werner Faymann abgeworben. In dessen Kabinett war er für den Fachbereich Technologie und Internet zuständig, später war er dann auch Pressesprecher für diesen Bereich. 2008 wechselte er als Sprecher von Staatssekretär Josef Ostermayer ins Kanzleramt. Seine Tätigkeit dort führt nun Elvira Franta fort.

Marcin Kotlowski, liiert mit der Wiener SPÖ-Gemeinderätin Katharina Schinner, kommt aus keinem dezidiert politischen Elternhaus, Vater und Mutter seien aber wohl SPÖ-Wähler, sagt der Sohn. Er selbst fand als Schülervertreter, als Schulsprecher der HTL für Nachrichtentechnik in Wien 20, zur Sozialdemokratie – über die SP-nahe „Aktion Kritischer Schüler“, deren Bundessekretär er später war.

Zwischen Kanzler und „Krone“

Ausgelöst worden ist die jetzige Rochade durch den Abgang Angelika Feigls als Kanzler-Sprecherin. Sie will sich nun um den Web-2.0-Auftritt des Kanzlers kümmern. Und hat sich damit auch aus dem bisherigen Kanzler-„Krone“-Spannungsfeld genommen: Ist ihr Ehemann Claus Pándi doch bekanntlich Innenpolitiker beim Boulevardblatt. Ein – auch medial viel beklagter – Zustand, der auf Dauer für sie nur schwer aufrechtzuerhalten war.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.01.2011)

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