Miliz verweigert "Fremdkörper" Darabos die Gefolgschaft

Miliz verweigert Fremdkoerper Darabos
Miliz verweigert Fremdkoerper Darabos(c) REUTERS (LISI NIESNER)
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Miliz-Vertreter wehren sich gegen eine Abschaffung der Wehrpflicht: Sie warnen vor "Knopfdruck-Soldaten". Minister Darabos fehle "jede Sachkenntnis und Führungsfähigkeit".

Die Miliz will nicht mit SP-Verteidigungsminister Norbert Darabos in Richtung Freiwilligenheer marschieren. Der Präsident der Bundesvereinigung der Milizverbände, Michael Schaffer, fuhr am Mittwoch schwere Geschütze gegen Darabos auf: "Dem Minister fehlt jede Sachkenntnis und Führungsfähigkeit." Darabos sei eine "Zumutbarkeit" (sic) und "ein Fremdkörper", so Schaffer.

Der Milizverbandspräsident warnte auch davor, dass die jetzigen Milizsoldaten bei den Reformplänen Darabos' nicht mitmachen würden: "Das wird sich auflösen."

Schaffer präsentierte gemeinsam mit seinen Kollegen aus Salzburg und Vorarlberg, Gernot Schreyer und Manfred Bauer, eine Umfrage unter Milizsoldaten. Daraus geht unter anderem hervor, dass sich die Milizsoldaten wünschen, für "sinnvolle Aufgaben" eingesetzt und besser ausgerüstet zu werden sowie Ausbildungsmöglichkeiten zu bekommen.

Milizvertreter warnen vor "Knopfdruck-Soldaten"

Die Milizvertreter warnten eindringlich vor einer Abschaffung des Wehrdienstes. Sie befürchten, dass die künftig freiwilligen Soldaten nur mehr aus "Randschichten, Unterschichten" - Schaffer nannte "Langzeitarbeitslose, Haftentlassene und Immigranten" - kommen würden. Wenn man das Heer aus Freiwilligen rekrutiere, die man mit Geld ködere, würden entweder "Rambo-Patrioten" wegen der Waffen oder solche, die in der Wirtschaft nicht unterkommen, wegen des Geldes kommen. Das Heer bestünde dann aus "Söldnern, Knopfdruck-Soldaten" anstatt ein "Volksheer" zu sein.

Das Militär werde seit Jahren von Ministern ohne "Empathie und Stallgeruch" geleitet, die das nicht machen wollten, sagte Schaffer. "Der jetzige ist ein Fremdkörper zum Gesamtsystem". Es sei "alles schlechter geworden, alles verbockt". Im Bundesheer herrsche "Endzeitstimmung". Die "Wehrdienstverweigererfraktion" in der SPÖ habe sich aus reinem Populismus durchgesetzt, für diese Spielchen stehe die Miliz aber nicht zur Verfügung.

Schaffer betonte, dass man nicht am jetzigen System festhalte, sondern Reformen verlange. Denn "das System ist krank, das System ist überaltert". Die Milizverbände schlagen einen Solidardienst für alle männlichen Staatsbürger vor. Es solle keine Untauglichen mehr geben und dafür der Zivildienst etwa auf Umweltorganisationen ausgeweitet werden. Der Wehrdienst im Heer soll attraktiver werden und Rekruten nicht mehr für Hilfsdienste verwendet werden, sondern eine gute und sinnvolle Ausbildung bekommen. Die Miliz soll in drei Einheiten organisiert werden: präsente Milizsoldaten, Soldaten in Bereitschaft und Soldaten in Reserve.

Milizbeauftragter verteidigt Darabos

Der Milizbeauftragte des Bundesheeres, Brigadier Heinz Hufler reagierte auf die Kritik des Verbands an Darabos mit einem Aufruf "zur Sachlichkeit". Hufler sieht im Gegensatz zum Milizverband die Freiwilligen bei Darabos "in guten Händen". Es seien etwa die Milizübungen wieder eingeführt und die "Freiwilligenmiliz" geschaffen worden. "Milizprämien und sonstige Anreize haben in den letzten 24 Monaten über 2.000 Soldaten motiviert, sich für die Miliz zu melden", sagte Hufler in einer Aussendung des Ministeriums.

Hufler verteidigte auch Darabos' Pläne für die Umstellung des Bundesheeres. Durch die angedachten Prämien würde die Miliz "einen anderen Stellenwert und eine andere Qualität" bekommen. Die Kritik des Milizverbandspräsidenten Michael Schaffer, der Darabos "Sachkenntnis und Führungsfähigkeit" abgesprochen hatte, sei "überzogen".

(APA)

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