Aschermittwochsrede: Strache will 2013 Kanzler werden

Aschermittwochsrede Strache will 2013
Aschermittwochsrede Strache will 2013(c) APA/RUBRA (RUBRA)
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Vor 2000 Anhängern erhob Bundesparteiobmann Strache beim politischen Aschermittwoch der FPÖ in der Rieder Turnhalle den Führungsanspruch.

Ried/Graz. Licht aus. Nur ein kalter Suchscheinwerfer ist auf Heinz Christian Strache gerichtet. Umringt von einer wachsenden, sich langsam fortbewegenden Traube aus Schulterklopfern und Bodyguards bahnt sich der freiheitliche Bundesparteiobmann seinen Weg zur Bühne.

Rund 2000 Anhänger stehen von ihren Bierbänken auf, die schweren Gläser auf den Tischen schwanken leicht, als die Masse im Dunkeln zum Rhythmus der immer gleichen Kennmelodie zu klatschen beginnt, und einige Exemplare der jüngsten Ausgabe der Andreas Mölzer-Schrift „Zur Zeit“ flattern unbemerkt zu Boden. An diesem 20. politischen Aschermittwoch in der Rieder Jahnturnhalle, die für sich als „Ort für viele Zwecke“, unter anderem Maibaumfeiern, Jul-Schauturnen und Sonnwendfeiern wirbt, sind die Standing Ovations wieder fast so intensiv wie zu Zeiten Jörg Haiders.



Als das Licht wieder angeht, tauchen auch die blau-weißen Luftballons an der Deckenbeleuchtung wieder auf, das Transparent, mit dem Strache die von ihm angepeilte Kanzlerschaft nach den nächsten Nationalratswahlen ankündigt: „HC.at 2013“.

Während Kellnerinnen schwere Tabletts mit Heringsschmaus und Rieder Bier durch die enger werdenden Gänge jonglieren, beginnt mit der Rede Straches der Hauptakt des Abends. Die Menge ist gespannt und eingepeitscht von Manfred Haimbuchner, dem oberösterreichischen Landesparteiobmann, der „auf der Deutschpflicht für Sozialwohnungen drauf bleiben will“. Laute Zustimmung, Gläser werden erhoben.

Nur einer grölt: „Wo ist mein Bier, ich warte schon eine Stunde drauf.“ Aber  niemand hört mehr auf ihn, als aus dem blauen Dunst der rauchenden Zigaretten erst kurz nach 20 Uhr Strache das Rednerpult erreicht, die Ärmel hochkrempelt und beginnt. Jeder Sager ein Treffer ins Herz der Fangemeinde: „Grüß Gott, ich sage Grüß Gott, weil das zu unserer christlich-abendländischen Tradition gehört, und die lassen wir uns nicht verbieten“. Pfiffe, Grölen, Klatschen.

Strache ist in Fahrt und erhebt den Führungsanspruch: „Es ist mein Ziel, zur stärksten und bestimmenden Kraft zu werden in Österreich“. Allgemeiner Jubel. Er holt zum Schlag gegen den ORF aus: „Früher war der ORF berühmt für seinen Musikantenstadel, jetzt für seinen Intrigantenstadel“, beim Opernball hätten sich viele daran gestoßen, dass Vertreter der käuflichen Liebe anwesend war, und hätten nicht bemerkt, dass Vertreter der käuflichen Politik anwesend seien. Bundeskanzler Werner Faymann und Vizekanzler Josef Pröll wären „in der Rolle von Dick und Doof besser aufgehoben gewesen“. Abschließend der blaue Höhepunkt: „Wer sich nicht integrieren will, für den hab ich ein Reiseziel: ab ins Heimatland.“

Leitl: „Österreich steht still“

Christoph Leitl hatte seinen Auftritt schon am Nachmittag beim „Politischen Aschermittwoch“ des ÖVP-Wirtschaftsbundes im Brauereigasthof von Graz-Puntigam. Vor 350 Zuhörern holte der Wirtschaftskammerpräsident zu einem Generalangriff auf die Bundesregierung  aus. „Die Welt ist im Wandel, Österreich steht still“, vermisst er die „gerade jetzt notwendige Dynamik bei der Umsetzung wichtiger Reformschritte“.

Leitls Fazit: „Die derzeitige Bundesregierung ist ein HC-Strache-Förderungsverein.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10. März 2011)

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