Ernst Strasser wird vorgeworfen, sich von als Lobbyisten getarnten Journalisten der ''Sunday Times'' bestochen haben zu lassen. Nach langen Ermittlungen hat die Korruptionsstaatsanwaltschaft Wien im August Anklage wegen des Verdachts auf Bestechlichkeit erhoben. Am 26. November startete der Prozess.
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Strasser stellt die Affäre als "Geheimdienst"-Intrige dar, die er selbst aufzudecken versuchte. Er habe zunächst begründeten Verdacht gehabt, dass eine Scheinfirma hinter den vermeintlichen Lobbyisten stehe und dann ein Corporate Intelligence Unternehmen damit beauftragt, das vermeintliche Lobbying-Unternehmen zu durchleuchten - eine Firma, an der Strasser selbst beteiligt ist.
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Seine Parteikollegen konnte er aber nicht von dieser Version überzeugen. Der mittlerweile zurückgetretene ÖVP-Chef Josef Pröll forderte nach Erscheinen des Berichts den "umgehenden Rücktritt". Am 20. März 2011 reichte Strasser ihn ein.
Die Affäre gilt als Höhepunkt einer Serie von Berichten, die schon bisher ein äußerst ausgeprägtes Naheverhältnis des früheren Innenministers zum Lobbyismus nahelegten. Wie das Magazin "profil", das die Lobby-Geschichte in Österreich aufbrachte, schon im Februar 2011 berichtete, kassierte Strasser von dem Lobbyisten Peter Hochegger zwischen 2006 und 2008 einen Betrag von 100.000 Euro.
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Schon einmal war Strasser zurückgetreten, nämlich als Innenminister im Schüssel-Kabinett im Dezember 2004 - damals freiwillig und überraschend.
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Als Innenminister handelte sich Strasser mit seiner Asylpolitik ein Hardliner-Image ein. Außerdem musste er mit dem Vorwurf leben, das Ressort politisch umgefärbt zu haben. E-Mails, in denen parteipolitische Postenbesetzungen im Ressort belegt wurden, sorgten für Aufregung.
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2009 zog Strasser als Delegationsleiter der ÖVP ins EU-Parlament ein.
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Auch wenn Strassers Karriere von Niederösterreich ausging, ist er eigentlich Oberösterreicher. Geboren wurde er am 29. April 1956 in Grieskirchen als erstes von sechs Kindern eines Landwirteehepaars. 1981 schloss er in Salzburg sein Jus-Studium mit der Promotion ab. Er arbeitete zunächst als Obmann der ÖVP-nahen "Österreichischen Studentenunion", dann als Direktionssekretär des Bauernbundes, als Rechtsreferent des oberösterreichischen Bauernbundes und als Gemeinderat in Grieskirchen.
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1987 berief ihn der damalige Landwirtschaftsminister Josef Riegler zu seinem Sekretär, zwei Jahre später wurde Strasser stellvertretender Kabinettschef von Vizekanzler Riegler. Der eigentliche Aufstieg Strassers war aber mit der niederösterreichischen Partei verbunden. Dort war er Landesgeschäftsführer ebenso wie Klubobmann, bevor er zum Minister nominiert wurde.
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Strasser stolpert über Bestechungs-Affäre
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