Umfrage: Für "Automatik" bei Pensionsreformen

Umfrage Fuer Automatik Pensionsreformen
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Für drei Viertel der Befragten ist die Rücksichtnahme auf Lebenserwartung und Preise sinnvoll. Eine breite Mehrheit sorgt sich um die Alterssicherung und stellt sich gegen ein höheres Frauenpensionsalter.

Wien/Ett. Viele Österreicher haben Zweifel, dass die Pensionen langfristig gesichert sind. Für insgesamt 71 Prozent ist das „eher nicht“ oder „sicher nicht“ der Fall; vier Prozent sehen das österreichische Pensionssystem als „auf jeden Fall“ abgesichert an, 23 Prozent als „eher schon“ (zwei Prozent machten keine Angaben). Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Market-Instituts im Auftrag der Jungen Wirtschaft (500 Telefon-Interviews vom 14. bis 17. Februar), die der „Presse“ vorliegt.

Besonders bemerkenswert ist dabei, dass insgesamt fast eine Dreiviertelmehrheit für eine Art „Automatik“ bei den Pensionsreformen eintritt. Auf die Frage „Was halten Sie davon, wenn man beim Pensionssystem die Pensionsanpassungen automatisch vornimmt und dabei gewisse Faktoren wie Lebenserwartung, Preisindex, etc. einbezieht?“, meinten 50 Prozent, dies sei „sinnvoll“; weitere 22 Prozent halten dies sogar für „sehr sinnvoll“. 18 Prozent sind dagegen, neun Prozent der Befragten machten dazu keine Angaben.

Die damalige rot-schwarze Koalition stand 2008 knapp vor einer Einigung über eine derartige Automatik, bei der beispielsweise das Pensionsalter im Ausmaß der Lebenserwartung angehoben werden sollte. Der Wechsel in der SPÖ machte eine solche Regelung allerdings zunichte: Denn der damals neue SPÖ-Vorsitzende Werner Faymann lehnte eine Automatik ohne eigene Beschlüsse des Parlaments strikt ab.

Kein Verständnis hat eine deutliche Mehrheit der Österreicher und Österreicherinnen laut dieser Umfrage für eine frühere Anpassung des niedrigeren Frauenpensionsalters von 60 Jahren für ASVG-Versicherte, Bäuerinnen und Gewerbetreibende an jenes der Männer mit 65 Jahren. 70 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, dass die Frauen weiter mit 60 Jahren die reguläre Alterspension antreten dürfen. Nach den geltenden Bestimmungen wird das Frauenpensionsalter erst ab 2024 schrittweise auf das Niveau der Männer angehoben. Für Beamtinnen und Beamte ist es allerdings schon jetzt einheitlich bei 65 Jahren.

Unzufriedenheit herrscht darüber, dass es zu wenig Anreize für einen späteren Pensionsantritt und längeres Arbeiten gibt. 73 Prozent der Österreicher äußern diesbezüglich Kritik. Als sinnvoll werden dabei vor allem monetäre Verbesserungen angesehen: An der Spitze stehen laut Umfrage finanzielle Anreize und Zuschüsse für längeres Arbeiten sowie höhere Pensionen und weniger Steuern.

„Zukunft der Jugend gefährdet“

Der Bundesvorsitzende der Jungen Wirtschaft, Markus Roth, ist angesichts der Ergebnisse besonders verwundert, dass der Chef der Pensionskommission, Bernhard Schwarz (siehe nebenstehendes Porträt), keinen Handlungsbedarf für Reformen sieht. Ein „lauwarmer Kurs“ gefährde die Zukunft der Jugend, warnt Roth. Er unterstützt daher ausdrücklich, dass der ÖVP-Seniorenbund zuletzt sofortige Verschärfungen bei Hacklerfrühpensionen und deren Auslaufen nach 2014 verlangt hat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2011)

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