Spindeleggers Wahlschlappe zu Hause

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Der Parteichef leitete die Mödlinger Bezirkspartei. In seiner Heimatgemeinde hat die ÖVP bei der Nationalratswahl überdurchschnittlich verloren. Einen Zusammenhang mit Spindelegger will man aber nicht sehen.

Wien. Viel gebracht hat das prominente Zugpferd Michael Spindelegger nicht – zumindest nicht in seiner Heimatgemeinde Hinterbrühl. Dort verlor die Volkspartei bei der Nationalratswahl 2008 stark: Mit 9,36 Prozent war das Minus deutlich höher als österreichweit (8,35) und im Bundesland Niederösterreich: Da verlor die Volkspartei 6,98 Prozent.

Spindelegger schaltet sich auch in der Kommunalpolitik ein: Seit 1998 ist er Bezirksparteiobmann der Mödlinger ÖVP. Die erreichte bei der Wahl 29,31 Prozent der Stimmen, das entsprach einem Minus von 7,12 Prozent – also ein knapp schlechteres Ergebnis als in ganz Niederösterreich. Mit der Nähe zum roten Wien lassen sich die Mödlinger/Hinterbrühler Ergebnisse nicht erklären. Immerhin schnitten die Bezirke Baden und Korneuburg mit einem Minus von 6,10 und 6,63 Prozent besser ab.

Einen Zusammenhang mit Michael Spindelegger will man in Mödling freilich nicht sehen – ganz im Gegenteil. „Wir haben den steilen Aufstieg von Michael Spindelegger mitgemacht. Bis jetzt hat er es geschafft, voll in der Bezirkspolitik integriert zu sein“, sagt Bezirksgeschäftsführer Gerhard Schiller, der das Engagement des künftigen Vizekanzlers lobt. Monatlich einmal steht Spindelegger Bewohnern bei einer Sprechstunde zur Verfügung. Die Termine sind ausgebucht. Vielleicht erhofft man sich bei Job- oder Wohnungssuche von einem Bundespolitiker mehr Durchsetzungskraft.

Braver Kirchgänger

„Ihm ist kein Problem zu klein, er kümmert sich um alles, sofern es in seinem Machtbereich liegt“, sagt Schiller, der Spindelegger als einen „Mann des Konsenses“ beschreibt. Auch die monatlichen Informationskonferenzen der Mödlinger Volkspartei werden vom Bezirksparteiobmann Spindelegger geleitet. Lediglich einmal musste dieser wegen eines Auslandstermins abgesagt werden. Auch in seinem Wohnort Hinterbrühl ist Spindelegger gern gesehen. Bürgermeister Benno Moldan: „Der jetzige Vizekanzler ist bis heute sehr tief in der Hinterbrühl integriert.“ Man treffe ihn jeden Sonntag in der Kirche an, auch bei Gemeindeveranstaltungen ist er ein oft und gern gesehener Gast. Bis vor rund fünf Jahren war er auch dort Ortsparteiobmann. Die Informationskonferenzen der „Aktionsgemeinschaft ÖVP und Unabhängige“, wie sich die Hinterbrühler Volkspartei nennt, besucht er nach wie vor, so oft es geht. Die enge Bindung zur Hinterbrühl hat auch mit der eigenen Familie zu tun. Vater Erich Spindelegger war dort lange Bürgermeister.

„Ich habe eine enge Bindung zu ihm. Er ist bei politischen Fragen rasch greifbar“, sagt der jetzige Hinterbrühler Bürgermeister. Welche Fragen das sind? Ortsentwicklung, Baustellen, Lebensqualität. Dass Spindeleggers Heimatort bei der letzten Nationalratswahl so schlecht abgeschnitten hat, erklärt Schiller mit dem hohen Bildungsniveau. Und wörtlich: „Wir spüren deshalb die Trends in der Bundespolitik immer sehr früh.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2011)

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