Staatssekretär im Außenamt: Obmann Michael Spindelegger holt sich mit dem Chef des Museumsquartiers, Wolfgang Waldner, einen der seltenen "urbanen" Schwarzen und einen heimlichen Kulturstaatssekretär ins Team.
Wien. Ab Anfang Mai feiert er mit Pauken und Trompeten den zehnten Geburtstag seines Museumsquartiers. Für Wolfgang Waldner ist es der perfekte Zeitpunkt, seinen Job als Chef des MQ, wie es heute genannt wird, an den Nagel zu hängen. Mehr als Waldner konnte man aus der Funktion nicht herausholen, streng genommen wurde er als Verwalter des Gebäudekomplexes engagiert, um für die Infrastruktur und gemeinsame Vermarktung des Areals zu sorgen. Waldner machte weit mehr daraus, schuf mit professionellen Kreativen in kürzester Zeit die vielleicht stärkste und mit Sicherheit jüngste Kulturmarke der Stadt und macht sich kurzerhand zum Museumsdirektor, indem er sich mit dem Quartier21 viel Ausstellungsfläche für jüngere Kunst besorgte.
Kein Wunder, dass Waldner rasch in Konflikte mit manchem der ohnehin notorisch schwierigen Museumsdirektoren und Kulturschaffenden auf dem Areal geriet. Zumal die Beziehungen auch unter den einzelnen Institutionen nicht die einfachsten waren. Dazu kamen die üblichen Probleme, mit denen sich der Gebäudeverwalter eben auch herumschlagen muss: eine fehlende Glühbirne hier, Anzeigen der auf dem Areal befindlichen Friedenszinsmieter wegen Ruhestörung da, und vor allem Jugendliche, die das öffentliche Theater zum Trinken und Singen verwendeten. Als Waldner das mittels privater Sicherheitskräfte beenden lassen wollte, lernte er den Mobilisierungseffekt von Facebook kennen und schaute dabei ziemlich alt aus.
Vor seinem MQ-Job, den der gelernte Diplomat zuletzt für einen roten Stadtchef und eine rote Kulturministerin erledigte, war Waldner vor Christoph Thun-Hohenstein Leiter des Kulturinstituts in New York. Das war da allerdings noch nicht im spektakulären Raimund-Abraham-Gebäude untergebracht.
Es ist zu erwarten, dass ihn seine Reisen bald dort hinbringen werden: In seinem Job wird Waldner wohl dafür sorgen, dass mit Ausstellungen in Kulturinstituten sowie mit seinen Kontakten auch für den bisherigen Staatsbeamten Michael Spindelegger ein bisschen positiver Imagetransfer aus der Kunstszene abfallen wird.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.04.2011)