"Ein Skandal": Strache hält am 8. Mai Totenrede

Skandal Strache haelt Totenrede
Skandal Strache haelt Totenrede
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Der FPÖ-Chef kommt am 66. Jahrestag der Kapitulation Hitlers auf den Heldenplatz zum "Totengedenken". Grüne: "Er betrauert das Ende der Nazi-Herrschaft." Auch SP-Geschäftsführerin Rudas ist empört.

Am Sonntag, dem 8. Mai, feiert Österreich den 66. Jahrestag der Kapitulation Hitler-Deutschlands. Ganz Österreich? Am Heldenplatz wird zeitgleich getrauert. Nur worüber, ist die Frage. "Um alle Opfer", sagt die FPÖ, "um das Ende der Nazi-Herrschaft", sagen die Grünen. Auf der berüchtigten Neonazi-Website "alpen-donau.info" wird jedenfalls bereits heftig für das alljährliche Totengedenken des Wiener Korporationsrings (WKR) geworben - und das auch unter Verweis auf den prominenten Hauptredner: FPÖ-Parteichef Heinz Christian Strache. Von den Urhebern der Website übrigens als "FPÖ-Führer" bezeichnet.

SP-Geschäftsführerin Rudas: "Ein Skandal"

Der FPÖ-Parlamentsklub bestätigte am Mittwoch gegenüber DiePresse.com, dass Strache die Totenrede halten soll. "Ein Skandal", empörte sich SP-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas. "Während Österreich den Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus feiert, trauert der FPÖ-Chef mit Rechtsradikalen und Neonazis und spricht zu ihnen." Straches Auftritt zeige, dass der FPÖ-Chef keinerlei Berührungsängste zum Rechtsextremismus habe.

Auch die Grünen, die am Vormittag des 8. Mai auf dem Heldenplatz ein Befreiungsfest veranstalten, reagierten naturgemäß empört. Der Abgeordnete Karl Öllinger unterstellte Strache nicht nur, "gewaltverherrlichende Neonazis" zu unterstützen, sondern behauptete auch, dass der FPÖ-Chef die Niederlage der Nazi-Herrschaft betrauere. Seine Argumentation: Wenn Strache mit Gruppen auftritt, die das Ende der Nazi-Herrschaft betrauern, dann mache das deutlich, dass der FPÖ-Chef mit ihnen fühlt.

FPÖ: "Pseudomoralische Empörung"

FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl  kanzelte die rot-grüne Kritik als "pseudomoralische Empörung" ab. Es würde am Heldenplatz allen Opfern gedacht und der Nationalsozialismus weder verherrlicht noch verharmlost. Dass SPÖ und Grüne sich für ihre Stellungnahmen auch mit Zitaten von der alpen-donau.info-Website bewaffneten, nutzte Kickl für einen Seitenhieb: Die Kritiker der Veranstaltung müssten offenbar "regelmäßige Leser der abscheulichen Neonazi-Homepage" sein. Er, Kickl, werde im Gegensatz zu Öllinger und Rudas jedenfalls keinen Betrag leisten, die Zugriffe auf "den Alpen-Donau-Schwachsinn" in die Höhe zu treiben.

"Gedenken der fatalen Kapitulation"

Die Urheber der Neonazi-Website dürften die Veranstaltung am Sonntag etwas anders einschätzen als Kickl: Während "das hässliche Österreich unsere zur Befreiung verklärte Ohnmacht feiert", würden Veranstaltungen wie das traditionelle "Heldengedenken" zeigen, dass eine Mehrheit mit der Vergangenheit nicht auf dem Kriegsfuß steht, ist auf der Website zu lesen. Den Schauplatz der Totenrede finden die Urheber der Website dann auch gut gewählt: "Dort, wo er seiner Zeit Österreich aus der tiefsten Krise führte, da gedenken Waffenstudenten und viele andere Deutsche der fatalen Kapitulation der Wehrmacht."

(jst)

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