8.Mai. Aus Anlass des Endes des Zweiten Weltkriegs marschierten deutschnationale Burschenschafter im Fackelzug zu ihrem „Heldengedenken“ mit „Totenrede“. Begleitet wurden sie von den Protesten der Gegendemonstranten.
Wien/Oli/Apa. In den vergangenen Jahren hatte man sich stets beim Inneren Burghof, im Schweizerhof der Hofburg, versammelt. Heuer marschierten die Burschenschafter und Corps-Studenten erstmals in einem Fackelzug von der Universität Wien zum größeren und prestigeträchtigeren Heldenplatz. Passend zum „Heldengedenken“, bei dem sie der Opfer des Zweiten Weltkriegs, in erster Linie der gefallenen Soldaten, gedenken.
Begleitet wurde die Veranstaltung, dieses Jahr organisiert von der Burschenschaft Olympia, der auch der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf (FPÖ) angehört, von Protest-Demos, zu der die Israelitische Kultusgemeinde, sozialdemokratische und grüne Organisationen aufgerufen hatten. Für Heldenplatz und Umgebung galt ein Platzverbot, die Polizei riegelte das Gelände ab, um Zusammenstöße zwischen den Burschenschaftern und Gegendemonstranten zu vermeiden.
Strache relativiert
Für Aufregung sorgte heuer, dass FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache auf der Einladung aufschien, als jener, der die „Totenrede“ halte werden. Zuletzt hatte Strache diese Einladung 2004 – damals war er aber noch nicht Bundesparteiobmann, sondern nur Wiener Landesparteichef – angenommen.
Strache sah sich schon vorab zu einer Klarstellung veranlasst: Beim Totengedenken werde aller militärischen und zivilen Opfer des Zweiten Weltkriegs gedacht. Die Teilnehmer seien allesamt honorige Persönlichkeiten, die mit beiden Beinen fest auf dem Boden der österreichischen Verfassung stünden. „Krieg ist etwas Entsetzliches, und die Verbrechen der Nationalsozialisten sind unbestritten“, so Strache. Hier könne es keine Relativierung, keine Verharmlosung und keine Rechtfertigung geben. Derartiges finde beim Totengedenken auch nicht statt.
Faymann warnt vor Hetze
Aus Anlass des 66. Jahrestages der Beendigung des Zweiten Weltkriegs mahnte Kanzler Werner Faymann am Sonntag einen ehrlichen Umgang mit der Geschichte unseres Landes ein. Gleichzeitig warnte er auch vor einer Hetze gegen Menschen und falschen Schuldzuweisungen.
SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas meinte in einer Aussendung: „Rechtsextremisten und deutschnationale Burschenschafter nehmen diesen Tag zum Anlass, um den Untergang des Dritten Reiches zu betrauern. Das allein ist schon ein Skandal. Dass aber der Obmann einer demokratisch gewählten Partei vor diesen Leuten eine Trauerrede hält, schlägt dem Fass den Boden aus.“ Kritik kam auch von ÖVP-Generalsekretär Hannes Rauch: „Angesichts völliger inhaltlicher Leere beschränkt sich die FPÖ auf das verzweifelte Fischen am rechten Rand“. Kein Verständnis dafür hat auch Caritas-Präsident Franz Küberl: Der 8.Mai sei ein Gedenk- und Besinnungstag.
Grüne: 8. Mai als Staatsfeiertag
Der grüne Nationalratsabgeordnete Albert Steinhauser schlug unterdessen vor, den 8. Mai zum Staatsfeiertag in Österreich zu machen. „Was gibt es Schöneres, als das Ende von Tyrannei und Massenmord zu feiern“, so Steinhauser.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 9. Mai 2011)