Zahlte Heer Rundflug für Manager?

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Tiwag-Führungskräfte absolvierten Überlebenstraining. Black-Hawk-Flug inklusive. Daran wird nun Kritik laut. Laut Tiwag waren Helikopter zufällig in die gleiche Richtung unterwegs.

Innsbruck. Das mit den Black-Hawk-Hubschraubern sei „Zufall“ gewesen, wird Bruno Wallnöfer, Vorstandsvorsitzender der Tiroler Wasserkraft AG (Tiwag), nicht müde zu betonen. Die zwei knapp 4000 PS starken Transport-Helikopter des Bundesheeres hätten sich gerade am Heimflug von einer Gebirgsausbildung in der Axamer Lizum nach Langenlebarn (Niederösterreich) befunden. Kurzfristig wurden da Ende Mai die zwanzig Tiwag-Führungskräfte bei einem Tankstopp in Innsbruck mit an Bord geholt und ein Zwischenstopp am Truppenübungsplatz in Hochfilzen eingelegt, um die Energiemanager wieder abzuladen.

Wallnöfer hatte für seine Manager einen Schulungstag im Gebirge organisiert. „Um zu sehen, wie es beim Bundesheer zugeht“, sagt Wallnöfer, selbst Reserveoffizier, zur „Presse“. Inhalt des eintägigen Teambuildingseminars: Reiten auf Haflingern, Orientierungsübungen im Gelände, Überwindung von Gegenständen und Schießübungen mit Gewehren.

Zahlreiche ähnliche Kooperationen

Diese „gruppendynamische Ausbildung“ (Wallnöfer) habe im Rahmen einer seit 15 Jahren bestehenden Partnerschaft der Tiwag mit dem in Innsbruck stationierten Stabsbataillon6 stattgefunden. Das Bundesheer unterhält laut Verteidigungsministerium seit 40Jahren derartige Partnerschaften. Einzelne Gemeinden sind ebenso darunter wie die OMV, Canon oder die Nationalbank. Ziel sei eine bessere Integration des Heeres in der Gesellschaft. Je nach Institution soll das über unterschiedliche Programme gelingen, die gegenseitige Besuche, gemeinsame Fußballturniere bis hin zu einem befristeten Personaltausch umfassen. „Wir waren zuletzt nicht besonders aktiv, wollen jetzt aber wieder mehr tun“, beschreibt Wallnöfer die Kooperation. So werden dem Heer Kraftwerksanlagen im Küthai als Kulisse für Katastrophen- und Objektschutzübungen zur Verfügung gestellt. Im Gegenzug gab es jetzt die Exkursion nach Hochfilzen. Samt Anreise per Hubschrauber.

Eigentlich sei geplant gewesen, auch die Hinfahrt mit Heeresfahrzeugen zu absolvieren, sagt Wallnöfer. Das Angebot zum Mitfliegen kam vom Bundesheer. „Wir hatten den Mehrwert einer zusätzlichen Übung für eine Außenlandung im Gelände“, begründet man im Verteidigungsministerium.

Der Tiroler Publizist Markus Wilhelm ortet darin dennoch einen „Missbrauch öffentlicher Einrichtungen“ und will jetzt von Verteidigungsminister Norbert Darabos unter anderem den „Zweck im Sinne der Landesverteidigung“ und die Kosten des Einsatzes wissen. „Die zuständigen Stellen wurden bereits mit der Überprüfung beauftragt“, heißt es jetzt in einer ersten schriftlichen Reaktion aus dem Büro von Darabos. Für die Tiwag selbst sind außer der Busmiete für die Heimfahrt jedenfalls keine Kosten entstanden. Auch beim Heer versteht man die Aufregung nicht: „Das ist nichts Außergewöhnliches, wir wollen so viel wie möglich mit unseren Partnern machen“, sagt Ressortsprecher Michael Bauer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.06.2011)

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