Zu Besuch bei den Getreuen der Habsburger

Die Getreuen der Habsburger
Die Getreuen der Habsburger(c) Presse (Mirjam Reither)
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"Vorbilder in ihrer Lebensweise und in ihrem Tun": Die großen Fans der Habsburger sind nicht nur alt und ewiggestrig - sie sind auch jung und demokratisch.

Hätte sich die „Kaiserliche Hoheit Otto von Habsburg“ aus irgendeinem Grund jemals in Österreich für längere Zeit verstecken müssen, er hätte in der Hoyosgasse 2/Ecke Gußhausstraße wohl immer Zuflucht gefunden. Hier in der kleinen Straße direkt hinter der Karlskirche liegt die Bude der „Maximiliana zu Wien“, einer Landsmannschaft und damit Studentenverbindung, die anlässlich des Todes von Kaiser Karl I. gegründet wurde und deren Ideen dort bis heute gepflegt werden. „Wir Maximilianer sind kaisertreu“, sagt Georg Peithner-Liechtenfels, Galerist in Wien und Alter Herr der Verbindung. „Wir bekennen uns zur Demokratie, sympathisieren aber mit dem Gedankengut der Monarchie.“ Und das bis heute.

Wenn am Samstag, 16.Juli, Otto Habsburg-Lothringen seinen letzten Weg in die Wiener Kapuzingergruft antreten wird, dann werden ihn nicht nur Freunde, Familie, Ehrengäste und Schaulustige begleiten, sondern auch jene Männer und Frauen, für die der alte Herr immer mehr war als eine Erinnerung an die große Geschichte Österreichs. Für sie war er der legitime Thronfolger Österreichs, kurz, „der nächste Kaiser“.

„Man darf jetzt nicht glauben, dass wir in der Vergangenheit leben“, versucht Peithner-Liechtenfels seine Gesinnung zu erklären, „eine Monarchie schließt die Demokratie nicht aus und kann etwas Modernes sein.“ Ihm gefalle die Idee „einer Vaterfigur für Österreich“. Jemand, der dem Land eine Identität gebe, so wie schon Jahrhunderte davor. Dass diese Person ein Habsburger sein soll, ist eine unausgesprochene Tatsache.

Es seien vor allem deren „Werte“ und die Tatsache, dass sie „die Geschichte Österreichs so lange geprägt haben“, die Peithner-Liechtenfels so unterstützenswert findet. Seine Verbindungskollegen, der Wiener Clemens Aigner sowie Sophie Wöginger von der befreundeten Verbindung „Elisabethina“, sehen es ähnlich: „Sie sind Vorbilder in ihrer Lebensweise und in ihrem Tun.“ Als Monarchist würde sich der 44-jährige Peithner-Liechtenfels trotzdem nicht bezeichnen. „Ich lebe im 21. Jahrhundert.“

Unglaubliche Würde. Spricht man mit dem derzeitigen „Senior“ der Verbindung, dem 21-jährigen Constantin Staus, klingt die Sache natürlich weitaus radikaler. „Wir bekennen uns zum legitimen Herrscherhaus und haben uns auch geschworen, diesem die Treue zu halten“, sagt der blonde Bursche, der als PR-Assistent Habsburg-Sprecherin Eva Demmerle zurzeit in Pöcking unterstützt.

Kein Wunder also, dass sich Staus sofort wieder einen Habsburger an der Spitze des Staates wünscht. Denn: „Von dieser Familie geht eine unglaubliche Würde aus“, außerdem sei sie „zutiefst politisch begabt“. Alles Fähigkeiten, die man nur durch die Geburt in das Haus bekommen könne: „Die Größe dieser Menschen, die habe ich nicht.“ Für Staus ist es daher auch selbstverständlich, die Habsburger mit ihrem „richtigen Titel“ anzusprechen. Es heiße natürlich „Kaiserliche Hoheit“ oder „Erzherzog“, sowohl für Otto als auch für seinen Sohn Karl – und jeden anderen in der Thronfolge.

Ganz so streng sehen das Sophie Wöginger, Clemens Aigner und Georg Peithner-Liechtenfels nicht. Die meisten in der Verbindung sind per „Du“ mit den Habsburgern. Auch viele Habsburger sind Mitglied in der Verbindung, Ottos Sohn Karl ist Oberster Bandträger. „Aber wir machen keine Knickse vor ihnen“, sagt Wöginger. Und auch Peithner-Liechtenfels betont, dass es eine „große Bandbreite in der Verbindung“ gebe. Die unausgesprochene Loyalität der drei ist trotzdem nicht zu leugnen. Kein Habsburg-kritisches Wort kommt über ihre Lippen. Und auch der von den Medien so oft kritisierte Karl Habsburg-Lothringen sei „bestens auf seine Rolle als Familienoberhaupt vorbereitet“. Denn Angst, dass sich Dinge mit Ottos Tod ändern, hat hier niemand. „Nach jedem großen Herrscher kommt ein neuer“, sagt Staus. Dieser Meinung ist auch Alexander Simec von der „Schwarz-Gelben-Allianz“ (SGA), also jenen Monarchisten, die bereits bei der Nationalratswahl 2008 antreten wollten.

Simec hofft schon längst, dass die Monarchie die Republik ablösen werde, denn ihr „misstraue ich zutiefst“. Die Politiker heutzutage seien ihm einfach zu korrupt. Ein Monarch anstatt des Bundespräsidenten (Simec sei nicht gegen die Demokratie) könnte helfen: Denn der wäre im Idealfall „eine integre Persönlichkeit, absolut unbestechlich und unabhängig von externen Einflüssen.“ Alles Fähigkeiten, die er der Familie Habsburg zuspricht.

Deren Herrschaftspotenzial halte er für fast unfehlbar: „Das hat doch die Geschichte gezeigt.“ Natürlich werde er dem Begräbnis „seiner Kaiserlichen Hoheit Otto“ („ich weiß ja, was sich gehört“) beiwohnen, ebenso wie Peithner-Liechtenfels und seine Verbindungskollegen. Und auch Constantin Staus wird dort zu finden sein – zeitweise auch direkt in der Kapuzinerkirche neben dem Sarg Otto Habsburgs. Dort wird er nämlich Wache halten. „Aus Pflicht und Ehre“ zu seinem Kaiser. Seinem Herrn.

Begräbnis

Erstes Requiem. Gestern haben in Pöcking, Bayern, die Trauerfeierlichkeiten für Otto Habsburg-Lothringen begonnen. 1500 Menschen – unter ihnen auch Mitglieder des Hochadels – begleiteten den Sarg in die Pfarrkirche St. Pius, wo am Nachmittag ein Requiem zelebriert wurde. Dienstagnachmittag wird der Sarg nach Mariazell überstellt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.07.2011)

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