Grazer Bischof Kapellari würdigt Habsburg als herausragenden Politiker, exemplarischen Familienvater und tiefgläubigen katholischen Christen. Er sei Kämpfer gegen eine spirituelle Immunschwäche Europas gewesen.
Mariazell/WIEN/HWS/Win/Apa. Schlussendlich seien drei Wesenszüge für ihn bestimmend gewesen: Otto Habsburg sei ein herausragender Politiker, ein tiefgläubiger katholischer Christ und ein exemplarischer Familienvater gewesen. So beschrieb Diözesanbischof Egon Kapellari den verstorbenen Otto Habsburg-Lothringen in seiner Predigt gestern Nachmittag in Mariazell.
Mit Kapellari als Hauptzelebrant, gleich 24 Konzelebranten aus den ehemaligen Kronländern wie Ungarn und Tschechien, dem Apostolischen Nuntius Erzbischof Peter Zurbriggen sowie dem persönlichen Vertreter des Papstes, Kardinal Christoph Schönborn, bot das Requiem alles auf, was früher als „Kaisermesse“ bezeichnet worden wäre.
Dementsprechend politisch war auch die Rede Kapellaris: Habsburg hätte sich unermüdlich für Europa und auch die europäische Union eingesetzt, „zu der es trotz ihrer offenkundigen Schwächen und Krisen wohl keine vernünftige Alternative gibt“, sagte Kapellari. Er titulierte in seiner Predigt die Verstorbenen als „Erzherzog“ Otto und „Erzherzogin“ Regin. Als tiefgläubigem Katholiken sei Habsburg auch „die spirituelle Immunschwäche unseres Kontinents Europa, auf dem viele Menschen so leben, als ob es Gott nicht gäbe“ eine ständige Herausforderung gewesen.
Ritter und Traditionsverbände
Neben der Trauerfamilie rund um Karl Habsburg-Lothringen gaben auch ca. 100 Mitglieder aus Traditionsverbänden und Ritterorden (wie jenem der Malteser) dem Kaisersohn die letzte Ehre.
Bereits vorgestern, am Dienstagabend, waren die beiden Särge nach Mariazell gebracht worden und dort von Superior Pater Schauer in Empfang genommen worden. Zu Lebzeiten waren Regina und Otto dem steirischen Wallfahrtsort eng verbunden. Die Silberhochzeit, die Goldene Hochzeit und die Heirat des Sohnes Karl mit Francesca Thyssen-Bornemisza fanden hier statt. In den Fünfzigerjahren hatte Regina für die Gnadenstatue der Muttergottes mit dem Kind eine Krone aus den Juwelen ihres Brautschmucks anfertigen lassen. Ohne die Habsburger-Gesetze hätte das Paar wohl in dem steirischen Wallfahrtsort geheiratet. „Sie kamen oft und gerne. Als Pilger“, erzählt Pater Karl Schauer. Für das Requiem am Mittwoch hatte Otto noch viel selbst bestimmt, wie etwa die musikalische Gestaltung: Schuberts „Deutsche Messe“, von den Sängerknaben gesungen.
In der Zwischenzeit gibt es für das große Requiem in Wien am Samstag weitere Anmeldungen aus Adel und Politik: So werden Großherzog Henri von Luxemburg und Prinzessin Astrid von Belgien an der Zeremonie teilnehmen. Auch der bulgarische Ex-König und Ex-Premier Simeon Sakskoburggotski (Sachsen-Coburg-Gotha), der Ministerpräsident von Kroatien, Jadranka Kosor, und der tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg werden kommen. Aus Österreich nehmen neben Präsident und Kanzler unter anderen Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel, die Landeshauptleute Erwin Pröll (NÖ) und Michael Häupl (Wien) teil. Der letzte lebende Bruder von Otto, Felix Habsburg, lebt in Mexiko und kommt nicht.
Indes gibt es auch Kritik: Der Republikanische Club stößt sich an der Teilnahme österreichischer Politiker in deren offizieller Funktion, den Grünen missfallen die Kosten für das Begräbnis.
Auf einen Blick
Wien-Begräbnis: Das Requiem für Otto Habsburg und seine Frau Regina findet am Samstag um 15 Uhr im Wiener Stephansdom statt. Anschließend zieht der Kondukt durch die Innenstadt zur Kapuzinergruft. Der Ring ist vom Schwarzenberg- bis zum Heldenplatz von 17.30 bis 19 Uhr gesperrt.