SPÖ-Jugend: Vorzug für Migranten bei Aufnahmen

(c) Mirjam Reither
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Tina Tauß, die Chefin der Jungen Generation in der SPÖ, tut das Integrations-Staatssekretariat im ÖVP-Innenressort weh. Die JG will, dass im Staatsdienst Zuwanderer bei gleicher Qualifikation Jobs erhalten.

Wien/Ett. „Das tut weh.“ Die Vorsitzende der Jungen Generation in der SPÖ macht kein Hehl daraus, dass sie statt dem seit April im Innenministerium amtierenden ÖVP-Staatssekretär Sebastian Kurz lieber ein Integrations-Staatssekretariat in einem SPÖ-Ressort gesehen hätte. „Es wäre bei uns besser aufgehoben“, meint Tauß im „Presse-Gespräch“. Die 30-jährige Oberösterreicherin ist seit 2008 JG-Bundesvorsitzende. Ihr Wunsch: Spätestens nach der Wahl soll es ein eigenes, von der SPÖ geführtes Integrationsministerium geben.

Daneben gibt es von der Jungen Generation ein Bündel an Vorschlägen für das Zusammenleben in Österreich. Eine der brisantesten Ideen in dem eigenen JG-Papier betrifft die Arbeitswelt. Für Migranten soll es eine „positive Diskriminierung“ im öffentlichen Dienst geben: Bei der Aufnahme durch Exekutive, Gesundheitswesen oder in Stadtverwaltungen sollten Menschen mit Migrationshintergrund bei gleicher Qualifikation positiv diskriminiert, also bei Einstellungen bevorzugt, werden. Das fördere die Akzeptanz von Menschen mit Migrationshintergrund und sei daher ein Vorteil für die Gesamtbevölkerung.

Integration ist für Tauß vor allem mit mehr Möglichkeiten beim Zugang zur Bildung verbunden. Gerade das fehle Jugendlichen der zweiten und dritten Generation. Die SPÖ müsse noch mehr auf Fragen zu Integration und Zuwanderung eingehen. Dies betrifft etwa den Zugang zu Gemeindewohnungen, der oft angesprochen werde. „Das kann man nicht abtun. Man muss die Leute mit ihren persönlichen Erlebnissen ernst nehmen.“

Aber man müsse den Österreichern auch sagen, für ein Konzept des Zusammenlebens müsse „nicht nur eine Seite sich ändern“. In Wien hebt sich dabei die Arbeit von Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) besonders positiv hervor. Im Gegensatz dazu habe die frühere Innenministerin Maria Fekter (ÖVP) ständige Verschärfungen im Fremdenrecht bloß „sehr populistisch vermarktet“. Mittlerweile sei das Fremdenrecht durch die Änderungen zu einem „Flickwerk“ geworden, das selbst von der Fremdenpolizei teilweise nur schwer zu exekutieren sei.

„FP spricht Rebellionsgefühl an“

Tauß sagt offen, sie wolle als JG-Vorsitzende der SPÖ nicht öffentlich Ratschläge geben: „Wenn ich ein Anliegen habe, platziere ich das direkt in den Gremien.“ Sie ist allerdings froh, dass ein anderes zentrales Anliegen der roten Parteijugend – mehr Verteilungsgerechtigkeit und Vermögenssteuern – mittlerweile auch ein vorrangiges Ziel der SPÖ-Führung ist, meint Tauß mit Hinweis auf die im Vorjahr von SPÖ-Chef Bundeskanzler Werner Faymann gestartete Kampagne.

Wie sehr ihr der hohe FPÖ-Anteil bei jungen Wählern zu denken gebe? Tauß relativiert, das sei nicht bei allen Wahlen der Fall. Sie räumt ein, von Heinz-Christian Straches FPÖ werde „vielleicht das jugendliche Rebellionsgefühl angesprochen“. Aber: „Es ist leichter zu poltern, als realpolitisch Verantwortung zu tragen.“ Hoffnung gibt ihr, wenn man schaue, „was die FPÖ so produziert“, sagt sie mit Hinweis auf die Causa Scheuch.

Die JG setzt im Herbst auf Engagement in den Kommunen. Dort sei die SPÖ oft „extrem männlich“ geprägt. Neben der älteren Generation, die viel Wissen einbringe, sei „frischer Wind“ nötig.

Zur Person

Tina Tauß (30) ist seit 2008 Chefin der Jungen Generation in der SPÖ, der laut Statut Mitglieder bis 38 angehören. Die Magistra der Sozialwissenschaften aus Ebensee kam übers ÖH-Referat für Gesellschaftspolitik an der Linzer Uni zur Politik. Seit wenigen Wochen ist Tauß Leiterin des SPÖ-Pressedienstes. Die JG ist neben Jusos (SJ), VSStÖ und Aktion kritischer Schüler eine von vier roten Jugendverbänden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16. August 2011)

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