Wenn Berufssoldaten die Aufgaben von Präsenzdienern übernehmen müssen, werde es Widerstand geben. Mit der Gewerkschaft habe in dieser Angelegenheit bisher noch niemand gesprochen.
Wien. Die von Verteidigungsminister Norbert Darabos angekündigten Pilotversuche für ein Berufsheer stoßen nun auch bei der Bundesheergewerkschaft auf Unmut. Die Ankündigung des Ministeriums, man werde die bisher von Grundwehrdienern erbrachten Leistungen wie Wachdienste oder die Arbeit als Küchenpersonal nicht extern zukaufen, sondern mit dem bestehenden Berufskader abdecken, stößt Gewerkschaftsvorsitzendem Wilhelm Waldner sauer auf: „Das werden wir sicher nicht widerspruchslos zur Kenntnis nehmen“, sagt Waldner der „Presse“. Er frage sich, ob Absolventen der Militärakademie jetzt als Küchenhilfskräfte eingesetzt werden. „Das ist entwürdigend.“
Mit der Gewerkschaft habe in dieser Angelegenheit bisher noch niemand gesprochen, man erfahre das alles nur aus den Medien. Waldner fürchtet aber, dass auch diese Reform wieder auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werde.
Auch ein Spitzenoffizier des Bundesheers macht auf mögliche Kosten einer Umstellung auf ein Berufsheer aufmerksam: Günter Höfler, der Kommandant der Streitkräfte, erklärte, man brauche die entsprechenden Mittel, wenn Grundwehrdiener nicht mehr als Systemerhalter eingesetzt werden. Das sei schon in den vergangenen Jahren immer wieder diskutiert worden, aber an den finanziellen Rahmenbedingungen gescheitert.
Höfler forderte auch eine rasche Entscheidung ein, wohin es mit dem Bundesheer gehen soll. Unabhängig vom Ausgang der aktuellen Diskussion über eine Abschaffung der Wehrpflicht, „brauchen wir mutige Reformschritte“, so der Generalleutnant. Als unbefriedigend bezeichnete Höfler die Situation der Miliz. Wenn man diese erhalte, wäre es sinnvoll, sie auch einzusetzen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.09.2011)