Jakob Auer: Ein Schweinemäster wird Spitzenbauer

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Er gilt als einflussreich und Mann mit vielen Nebenjobs: Parlamentarier Auer wird jetzt Chef des mächtigen ÖVP-Bauernbundes.

Der Abgang von Fritz Grillitsch bringt einen Generationensprung im ÖVP-Bauernbund, allerdings nicht im üblichen Sinne. Denn der Nachfolger des 52-Jährigen ist kein Jüngling, sondern mit seinen 63 Lenzen ein erfahrener Polit-Profi. Der gebürtige Tiroler Jakob Auer ist seit Jahrzehnten tief in der oberösterreichischen Gesellschaft verankert, führt eine Schweinemast, zieht bei der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich als Aufsichtsratschef die Fäden und ist im Nationalrat, dem er seit 28 Jahren angehört, als streitbarer Budgetexperte bekannt.

Das Licht der Welt erblickte Auer am 31.8.1948 in Kirchberg in Tirol, wo er auch seine Kindheit verbrachte. Mit 14 zog es die Familie Auer nach Oberösterreich, konkret nach Fischlham, wo der Vater seinen Wunsch, eine Landwirtschaft zu gründen, erfüllen könnte. Auch Sohn Jakob lebte sich schnell gut ein. Nicht nur steuerte er in Oberösterreich in den Hafen der Ehe, sondern auch in die ÖVP und alsbald in die Gemeindestube seines Wohnorts. Mit 24 saß er im Gemeinderat, vier Jahre später war er schon Bürgermeister von Fischlham, einer Gemeinde mit heute rund 1.300 Einwohnern im Hausruckviertel.

Dass man auch aus einer eher kleinen Kommune kommend große Karriere machen konnte, bewies der strebsame Ortschef und Schweinebauer in den Jahren darauf. Als Chef der VP Wels-Land zog Auer, der es auf 32 Bürgermeisterjahre bringen sollte, 1983 in den Nationalrat ein und verließ den seither nicht mehr. Fast wichtiger sind seine Nebenstandbeine: so war der Vater von zwei Söhnen 2000-2004 Obmann der Raiffeisen Landesbank Oberösterreich und ist seither dort Chef des Aufsichtsrats und hat da bei der unlängst fixierten Neubesetzung der Generaldirektion mit Heinrich Schaller die Fäden gezogen.

Auer gilt als selbst- und machtbewusst und fachlich kompetent. Im Nationalrat tat er sich als Obmann des Budgetausschusses vor allem in Finanz-Angelegenheiten hervor und ist auch ein Vertreter der Kommunen. Schließlich hat er neben seiner Bürgermeistertätigkeit in den 80er-Jahren auch Erfahrung als Bezirksobmann des Oberösterreichischen Gemeindebundes gesammelt.

Der neue Bauerbund-Chef ist sich aber auch für eher prestigearme Tätigkeiten nicht zu gut. Im Nationalrat ist er seit 1986 Schriftführer und mittlerweile absoluter Profi im raschen Runterrattern von Namen, womit er an sich lähmend lange namentliche Abstimmungen zu einem kurzen Vergnügen macht.

In die Schlagzeilen geriet Auer erst vergangene Woche und zwar als Ämter-Multi. Laut der Datenbank der zivilgesellschaftliche Projektplattform "Respekt.net" ist er im Parlament die Nummer 1, was Nebenjobs angeht. Immerhin zehn außerparlamentarische Organfunktionen werden für ihn ausgewiesen. Erstaunlich, dass von ihm auch noch Hobbys überliefert sind, die Feuerwehr, das Wandern und Skifahren, das ihm dereinst einen Sieg bei den Ski-Parlamentsmeisterschaften einbrachte.

(Ag.)

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