Feigl: "Sind das zu bürokratisch angegangen"

MINISTERRAT: FAYMANN / FEIGL
MINISTERRAT: FAYMANN / FEIGL(c) APA/HELMUT FOHRINGER (Helmut Fohringer)
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Interview. Die Social-Media-Beauftragte des Kanzlers, Angelika Feigl, über das „PR-Debakel" Faymanns im Web, gefälschte Profile, „Failmann" - und mehr Einblick hinter die Kulissen.

Die Presse: Kanzler Werner Faymann hat nun 5000 Freunde auf Facebook. Hunderte Profile haben Sie und Ihr Team bereits gelöscht, weil sie gefälscht waren. Wie, glauben Sie, konnte es überhaupt dazu kommen?

Angelika Feigl: Dass es zu Provokationen kommen kann, ist uns bewusst. Das ist Teil von Social Media. Wir wissen aber nicht, wie es zu den Profilen und zu den gekauften Usern, die man uns offenbar auf die Seite geschickt hat, gekommen ist. Unsere Agentur prüft das.

Sie gehen also davon aus, dass jemand von außerhalb der SPÖ schuld ist?

Genau. Man musste sich ja nur die User-Namen anschauen. Die haben zum Teil Porno-Charakter.

Es gab aber auch schon Profile wie das viel zitierte von „Hannes W." - ein Durchschnittsname und -profil, das aber mit einem gekauften Foto erschienen ist. Der Vorwurf besteht, dass die SPÖ das Profil in Auftrag gegeben hat. Können Sie das ausschließen?

Was ich ausschließen kann ist, dass es in unserem Team oder im Umfeld des Kanzleramtes einen Auftrag dafür gegeben hat. Es ist definitiv nicht unser Interesse, gefakte Profile zu haben. Auf der anderen Seite gibt es auch User, die einfach gern positiv auf der Facebook-Seite des Kanzlers posten und die echt sind. Ob es dermaßen übereifrige SPÖ-Mitarbeiter gibt, kann ich nicht sagen.

Wie wichtig ist es für Sie, übers Web Stimmung pro Faymann zu machen?

Wir nützen Social Media als Kommunikationsplattform entlang den Vorgaben der Regierungsarbeit. Das heißt, es geht uns in erster Linie um Information, im Zentrum steht Glaubwürdigkeit. Stimmung zu machen ist auch ein Teil der Arbeit, Kampagnisieren aber nicht. Wir sind auch nicht im Wahlkampf oder parteipolitisch aktiv, sondern machen Arbeit für einen Regierungschef.

Experten nennen den Web-Auftritt des Kanzlers bereits eine PR-Pleite. Der Auftritt sei zu brav, zu fad - und er werde als PR-Aktion missbraucht. Was sagen Sie Ihren Kritikern?

Wir sind die Sache sicher zu bürokratisch angegangen, man hat uns auch schon Humorlosigkeit vorgeworfen. Aber wir sind für eine Regierungskanzlei tätig. Die kann und soll sich nicht so präsentieren wie ein privater User. Auch nicht wie ein Oppositionspolitiker oder eine Partei, die sich einfach salopper geben können. Was uns noch fehlt, ist der Blick hinter die Kulissen.

Was planen Sie?

Bis jetzt haben wir vor allem Fakten und weniger Befindlichkeiten gepostet. Wir wollen einen noch besseren Einblick ins Umfeld des Kanzlers geben. Etwa dazu, wie es ihm bei einem EU-Gipfel geht, wie Termine wahrgenommen werden und so weiter. Die Facebook-Seite könnte noch persönlicher werden.

Braucht es wirklich die neun Personen, die zurzeit den Web-Auftritt des Kanzlers betreuen?

In der Form, wie wir es jetzt betreiben, ja. Tatsache ist aber, dass sieben davon auch noch andere Aufgaben haben. Nur zwei von uns sind ausschließlich mit Social Media befasst.

Auch die Kosten des sogenannten Faymann-Web sind umstritten. Knapp 100.000 Euro sind schon für Aufbau und Start aufgewendet worden, in den nächsten Monaten könnten die Kosten auf 180.000 Euro steigen.

Das ist die Summe, die für das gesamte Projekt budgetiert ist. Auch für Tools, die wir noch nicht verwenden. Ob wir sie tatsächlich nützen und damit das Geld ausschöpfen werden, ist noch offen.

Werner Failmann, das Kanzler-Double auf Facebook und Twitter, kommt angeblich ohne nennenswerte Kosten aus, so wie auch der gefragteste heimische Politiker im Web, FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Warum sind sie beim Kanzler so viel höher?

Weil wir anders als Strache oder Failmann nicht nur Facebook und Twitter bedienen. Sondern auch eine neue Webseite, Applikationen für Smartphones und ein Content Management System, über das die einzelnen Tools bedient werden.

Werner Failmann, das Double, ist bisher viel beliebter als Faymann, das Original. Wie geht es Ihnen damit?

Satire muss erlaubt sein. Teilweise ist es ganz lustig, manches übertrieben. Wir sehen das gelassen.

Nicht nur in-, auch ausländische Medien beschreiben den jetzigen Web-Auftritt des Kanzlers als PR-Debakel. Faymann selbst soll alles andere als begeistert sein - vorsichtig ausgedrückt . . .

Das hat er mir gegenüber noch nicht geäußert. Und ich habe mit dem Kanzler auch als Pressesprecherin schon Krisen durchlebt. Wir arbeiten sehr gut zusammen.

User haben schon gefordert, die Facebook-Seite Faymanns sollte eingestellt werden. Ist das eine Option?

Nein, sicher nicht. Werner Faymann gibt es weiter auf Facebook. Ich hoffe und glaube auch, dass sich die User an unsere Art der Facebook-Gestaltung gewöhnen.

Wie viele Fans sollen es werden?

Da will ich mich nicht festlegen. Wichtig sind uns interessierte, zufriedene User. Dafür arbeiten wir.

Fürchten Sie um Ihren Job?

Würde ich mich fürchten, würde ich das, was ich mache, nicht machen.

Zur Person

Angelika Feigl, 33, ist seit Jänner Social-Media-Beauftragte Werner Faymanns (SPÖ) im Kanzleramt. Mit acht Voll- sowie Teilzeitmitarbeitern betreut sie den neuen Facebook- und Twitter-Auftritt des Kanzlers, außerdem die neue Website www.bundeskanzler.at sowie „Kanzler-Apps" für Smartphones. Davor war Feigl Pressesprecherin des Kanzlers, aber auch schon des Verkehrsministers Faymann. Feigl, die aus einer bürgerlichen Familie stammt und Germanistik studiert hat, ist mit „Krone"-Innenpolitikredakteur Claus Pándi verheiratet. [APA]

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