Sparpaket: Grüne gegen Verkleinerung des Bundesrates

Nationalratssitzung
Nationalratssitzung(c) dapd (Hans Punz)
  • Drucken

SPÖ und ÖVP wollen nach der kommenden Wahl die Regierung, den Nationalrat und den Bundesrat um zehn Prozent verkleinern. Die Grünen stellen sich quer.

Ab der kommenden Legislaturperiode sollen Regierung, Nationalrat und Bundesrat "um rund zehn Prozent" verkleinert werden. Details dazu werden im Sparpaket nicht genannt. Fest steht aber die Absicht hinter diesem Vorhaben: SPÖ und ÖVP wollen zeigen, dass auch bei der Politik gespart wird. Für die Reduktion der Regierungsmitglieder und der Nationalratsmandate von 183 auf 165 reicht die einfache Mehrheit. Für den Bundesrat braucht die Koalition aber die Unterstützung zumindest einer Oppositionspartei.

Ob dieses Vorhaben tatsächlich umgesetzt wird, ist derzeit noch fraglich. Die Grünen werden keinesfalls zur nötigen Zwei-Drittel-Mehrheit beitragen, erklärte Verfassungssprecherin Daniela Musiol. Denn die Verkleinerung der Parlamente und der Regierung sei "nur populistisch". Sie bringe keine große Einsparung - und auch der dringend nötige Ausbau der Kontrollrechte werde nicht vorgenommen.

Den Bundesrat einfach zu verkleinern, lehnt Musiol vehement ab. Entweder sollte man ihn abschaffen oder sinnvoll reformieren - etwa indem man ihn mit der Entsendung von Landes-Abgeordneten zu einem "Generallandtag" macht und neue Kompetenzen gibt.

Änderung der Wahlkreiseinteilung?

Generell betrachtet wäre eine Verkleinerung eine eher symbolischer Beitrag zur Konsolidierung: Verzichtet man auf 18 Nationalratsabgeordnete und sechs Bundesräte, fallen pro Jahr rund 2,4 Millionen Euro weniger an Gehältern an. Dazu kommen noch Ausgaben für die Büros, Telefonrechnungen etc. sowie die Vergütung für die parlamentarischen Mitarbeiter der Nationalratsabgeordneten. Die gesamte Einsparung für den Nationalrat wird auf fünf Millionen Euro geschätzt. Wird die Regierung verkleinert, spart man jährlich 228.480 Euro pro Minister und 205.632 Euro pro Staatssekretär bei den Gehältern.

Ob auch die Wahlkreiseinteilung geändert wird, sei "politisch zu beurteilen", meinte Robert Stein, Leiter der Wahlabteilung im Innenministerium. Zwingend nötig ist es nicht. Denn auch weniger Mandate pro Wahlkreis wären verfassungskonform. Derzeit stehen den meisten Wahlkreisen drei bis vier Mandate zu, einzelnen auch sieben bzw. einem (Hausruckviertel) sogar acht.

Ohne Änderung würde die Verkleinerung am stärksten auf Ebene der Wahlkreise durchschlagen. Nicht vorhersagbar ist, wie sehr Bundes-und Landesmandate betroffen wären. Dies hängt von der Wahlarithmetik und damit den Wahlergebnissen ab - weil in den Ländern und im Bund eigentlich nur die "Reste" verteilt werden, die auf der vorigen Ebene übrig bleiben.

Bundesräte

Wie viele Bundesräte jedem Land zustehen, hat der Bundespräsident nach jeder Volkszählung festzusetzen. Derzeit kommen aus Niederösterreich zwölf, aus Wien und Oberösterreich elf, aus der Steiermark neun, aus Tirol fünf, aus Salzburg und Kärnten je vier sowie aus Vorarlberg und dem Burgenland je drei - was in Summe 62 ausmacht. Für eine Reduktion wäre auch eine qualifizierte Mehrheit im Bundesrat nötig: Die Mehrheit von Vertretern von mindestens vier Ländern muss zustimmen.

(APA/Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

THEMENBILD/ARCHIVBILD: SPARPAKET
Politik

Sparpaket: Kritik an "erbärmlicher Performance"

Der Vize-Klubchef der Grünen, Werner Kogler, ortet im geplanten Sparpaket "Gerechtigkeitslücken". FPÖ und BZÖ kritisieren das "Versteckspiel rund um das Sparpaket".
Innenpolitik

Steuerreform gibt es nur im Einvernehmen mit Ländern

Die Länder fordern für ihren 5,2-Milliarden-Euro-Beitrag zu den Einsparungen ein Drittel der neuen Einnahmen. Details des Deals sollen nach Vorliegen eines endgültigen Vorschlags des Bundes abgeklärt werden.
Innenpolitik

Budget: Chronologie der Wendungen

Von den ersten Gesprächen bis zum voraussichtlichen Finale: Die wichtigsten Ereignisse rund ums Sparpaket in den letzen Monaten.
Leitartikel

Und wir schalten live zu – Fritz Neugebauer!

Die Regierung wird ihr Sanierungskonzept nun endlich vorlegen. Sind die bisher blockierenden Beamten mit dabei – gut. Sind sie nicht mit dabei – auch gut.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.