Dementis und Klagsdrohungen: Heftige Polit-Reaktionen

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die vom PR-Mann Peter Hochegger genannten Politiker und Funktionäre wollen nicht für die Telekom gearbeitet haben. Hochegger benennt unter seinen langjährigen „Mitarbeitern“, 28 Vertreter aller Parteien.

Wien/Red. „Ich weise das aufs Schärfste zurück“: Diese Formulierung hagelte es von vielen Seiten, nachdem der Lobbyist Peter Hochegger seine langjährigen „Mitarbeiter“ – 28 Vertreter aller Parteien – genannt hatte. Die Liste zählt allein fünf Spitzenpolitiker auf: Alfred Gusenbauer und Karl Blecha (beide SPÖ), Ernst Strasser (ÖVP) sowie Hubert Gorbach und Matthias Reichhold (FPÖ/BZÖ).

„Ich habe zu keiner Zeit, weder direkt noch indirekt, für Herrn Peter Hochegger gearbeitet und auch nicht mit der Telekom zusammengearbeitet“, ließ Exkanzler Gusenbauer über seinen Anwalt wissen. Er kündigte rechtliche Schritte an. Auch Langthaler und Christian Nohel (Grüne), beide Geschäftsführer der Agentur Brainbows, wiesen „alle Unterstellungen rund um die Telekom auf das Schärfste zurück“.

Schüssel schützt seine Tochter

Exbundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) will gegen das Magazin „News“ vorgehen, das die E-Mails veröffentlicht hat. Schüssel geht es konkret um ein Mail, bei dem es um ein Sponsoring für ein Theaterprojekt seiner Tochter Nina Blum gehen soll. „Herr Dr. Wolfgang Schüssel wird gegen den Versuch von ,News‘, seine Tochter mit einer vermeintlichen Aufdeckergeschichte in die Telekom-Affäre hineinzuziehen, rechtliche Schritte ergreifen“, heißt es in einem Schreiben von Schüssels Anwalt Werner Suppan.

Die Junge Wirtschaft (JW) betonte, dass sie nie Geld von Hochegger bzw. dessen Firma bekommen habe. 2007 habe es Sponsoring-Verträge mit der Telekom und der Mobilkom über je 50.000 Euro gegeben, denen „klar definierte und dokumentierte Gegenleistungen“ gegenübergestanden seien. Beide Beträge seien von den Firmen direkt an die JW überwiesen und von dieser an keine Partei oder Vorfeldorganisation weitergegeben worden. Das Geld habe die „überparteiliche Jungunternehmer-Organisation der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ)“ bekommen, so Bundesgeschäftsführerin Elisabeth Zehetner. Die JW bezieht sich auf ein Mail, in dem Telekom-Vorstand Rudolf Fischer „100.000 Euro via Hochegger an die ÖVP-Bundespartei für 2007“ zugesagt hat. Die ÖVP hatte betont, eine derartige Zahlung nicht in den Büchern zu haben.

Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner hält Fragen nach einer parteiinternen Untersuchung möglicher Zahlungen an die ÖVP für verfrüht. Noch sei nicht bewiesen, ob der Inhalt der Mails richtig sei. Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl, Mitglied im ÖVP-Vorstand, verwahrt sich gegen den Ausdruck „Bananenrepublik“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2012)

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