Telekom will aus Korruptionsaffären 20 Millionen zurück

(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
  • Drucken

Der Konzern hat in 20 Fällen Anzeigen und Zivilklagen eingebracht. Die Telekom Austria wolle sich zumindest 20 Millionen Euro über Schadenersatzklagen zurückholen. Manager Michael Fischer ist "beurlaubt".

Wien/Eid. Die Aufarbeitung der Korruptionsaffäre um mutmaßliche Schmiergeldflüsse von der Telekom Austria (TA) an Politiker und Parteien ist im parlamentarischen U-Ausschuss voll im Gang. Aber auch der Konzern selbst ist tätig. „Wir wollen uns zumindest 20 Millionen Euro über Schadenersatzklagen zurückholen“, kündigte Konzernchef Hannes Ametsreiter am Donnerstag an. Diese Summe dürfte sich weiter erhöhen.

Dazu habe die TA bereits in 20 Fällen Anzeigen eingebracht bzw. sich als Privatbeteiligter diversen Verfahren angeschlossen. Es gehe darum, überall dort Geld zurückzufordern, wo „Zahlungen keiner Leistung gegenüberstehen“. Das betreffe in erster Linie die Geschäfte, die der PR-Mann Peter Hochegger mit den Telekom-Managern Rudolf Fischer und Gernot Schieszler getätigt hat. Projekte im Volumen von neun Millionen Euro, denen keine adäquate Leistung gegenüber stand, hat die interne Revision der TA gefunden.

Es geht aber auch um den Schaden, der durch die Kursmanipulation entstanden ist. Zur Erinnerung: Ein Kurssprung der Telekom-Aktie am 26.Februar 2004, ausgelöst durch eine einzige Aktienorder von Euro-Invest-Manager Johann Wanovits, hat 100 Managern der Telekom Boni verschafft. „Wir haben 1000 Seiten an Unterlagen der Staatsanwaltschaft Wien übermittelt“, sagte Ametsreiter. Man arbeite eng mit den Behörden zusammen.

Der unter Druck stehende Konzernchef räumt aber auch intern auf: „Michael Fischer ist beurlaubt“, erklärte Ametsreiter. Der einstige ÖVP-Direktor, der seit Juni 2007 im Konzern für Public Affairs zuständig ist, geriet gleich mehrfach unter Beschuss: Fischers Name tauchte im Zusammenhang mit Sponsorengeld der Telekom für den Fußballverein SV Sierning auf, bei dem Ex-ÖVP-Chef Wilhelm Molterer engagiert ist („Die Presse“ berichtete exklusiv am 20.August 2011). Fischer ist auch Initiator eines Jagdklubs mit prominenten Mitgliedern, unter anderem dem Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly. Dieser soll mehr als eine Million Euro für „Vermittlerdienste“ beim Zuschlag des Behördenfunkauftrags an das Konsortium Tetron erhalten haben. Fischers Name tauchte zuletzt auch in einigen von 200.000E-Mails der Telekom auf. Darin ist von Zahlungen an die ÖVP die Rede.

Man werfe Fischer nichts vor, aber es habe sich eine ungünstige Optik entwickelt, begründete Ametsreiter die Beurlaubung. Bei Michael Jungwirth sei eine solche Vorgangsweise hingegen nicht notwendig. Jungwirth leitet seit April 2009 die Telekom-Stabsstelle „Strategische Vorstandsagenden“ und war unter anderem Fachreferent im Verkehrsministerium unter Hubert Gorbach (FPÖ/BZÖ). Auch er wird in den E-Mails genannt.

Bis heute wisse man übrigens nicht, welche E-Mails das genau seien. Vermutlich dürften die Schriftstücke aber von Schieszler stammen, der sich der Justiz als Kronzeuge anbietet. Das Beratungsunternehmen BDO Deutschland werde diese E-Mails den Untersuchungsorganen übergeben. Die Ergebnisse der BDO-Untersuchung kenne er nicht, so Ametsreiter. Diese würden auch nicht dem Vorstand, sondern dem Aufsichtsrat vorgelegt, da dieser auch die Untersuchung beauftragt hat.

Markus Beyrer verteidigt sich

Telekom-Aufsichtsratschef und ÖIAG-Boss Markus Beyrer, der selbst ins Schussfeld geraten ist, hat sich Donnerstag verteidigt: Er sehe sich durch frühere Jagdausflüge auf Einladung der Telekom nicht befangen. „Ich bin ein überkorrekter Mensch und müsste verrückt sein, wenn ich die Leute, die ich damals kennengelernt habe, jetzt mit Samthandschuhen anfasse“, sagte er zum „Format“. Bei der Telekom „hat ein Kreis von Personen in inakzeptabler Form hinter dem Rücken der Wirtschaftsprüfer und des Aufsichtsrats zusammengewirkt. Das war für den Aufsichtsrat, auch den damaligen ÖIAG-Chef, nicht zu erkennen“. Aufs Schärfste wies Beyrer Vorwürfe zurück, wonach er in seiner Zeit als IV-Generalsekretär „Informant“ der Telekom gewesen sei. Die Information eines Mitgliedsunternehmens der IV – wie die Telekom – gehöre vielmehr zu den Aufgaben einer Interessenvertretung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.02.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.