Telekom-Aufsichtsrat: Kannte Prüfbericht aus Medien

KORRUPTIONS-U-AUSSCHUSS: MICHAELIS
KORRUPTIONS-U-AUSSCHUSS: MICHAELIS(c) APA/ROLAND SCHLAGER (Roland Schlager)
  • Drucken

Laut dem Grünen Abgeordneten Pilz soll nach der Auszahlung eines Bonusprogrammes von neun Millionen Euro an 100 Telekom-Manager gleich ein weiteres Boni-System für 200 Führungsleute angestoßen worden sein.

Eine seltsame Rolle der Finanzmarktaufsicht (FMA) und des Telekom Austria-Aufsichtsrates bei der vermeintlichen Kursmanipulation bei der Telekom zeichnete am Montag im parlamentarischen Korruptions-U-Ausschuss der ehemalige Aufsichtsratschef und ÖIAG-Boss Peter Michaelis. Einen Prüfbericht der FMA habe er nie gesehen und auch nicht nachgefragt, vom Ergebnis habe er aus dem ORF erfahren, sagte Michaelis vor den Abgeordneten.

Er betonte aber: "Wir haben hier sehr sorgfältig gehandelt." Ein Prüfbericht des Telekom-Aufsichtsrates, der die Auszahlung der Boni nahegelegt hatte, lag dem U-Ausschuss zu dessen Ärger nicht vor.

Bonusprogrammes von neun Millionen Euro

Für Rumoren sorgte die Hinweis des Grünen Fraktionsführers Peter Pilz, dass gleich nach der Auszahlung des umstrittenen Bonusprogrammes von neun Millionen Euro an rund 100 Telekom-Manager gleich ein weiteres Boni-System für 200 Führungsleute angestoßen wurde. Michaelis fand die Frage danach "nicht angebracht". "Das Unternehmen in Sippenhaft zu nehmen wäre unangemessen gewesen", so Michaelis.

Er betonte, das neun Millionen Euro-Optionsprogramm habe er von seinem VP-Vorgänger Johannes Ditz übernommen. Auf Nachfrage des BZÖ-Abgeordneten Stefan Petzner bestätigte Michaelis, dass das neuerliche Boni-Programm unter seiner Aufsichtsratsführung lediglich mit einem Umlaufbeschluss abgesegnet wurde.

Das Stock Option-Programm, das nur schlagend wurde, weil es im allerletzten Moment einen Kurssprung bei der Telekom-Aktie gab, war am 26. Februar 2004 fällig geworden. Bereits einen Tag später schrieb der damalige Telekom-Generaldirektor Heinz Sundt an Michaelis, dass alle Voraussetzungen für eine Boni-Auszahlung gegeben seien. "Wir haben vonseiten des Aufsichtsrates einen Vorbehalt gegenüber den Zahlungen wahrgenommen" - obwohl die FMA nichts Rechtswidriges finden konnte, hielt Michaelis fest. Der Bericht der FMA habe zum Ergebnis geführt, dass alles rechtens zugegangen sei, betonte der Ex-Spitzenmanager.

"Sorgfaltspflicht wahrgenommen"

"Von unserer Seite aus sind keine weiteren Maßnahmen gesetzt worden", räumte er dann auf Nachfrage ein. Die interne Revision der Telekom hat er nicht eingeschaltet. Pilz hielt daraufhin Michaelis, der als ÖIAG-Chef rund 700.000 Euro im Jahr verdient hatte, vor, bei seiner Sorgfaltspflicht "voll versagt" zu haben. "Wir haben unsere Sorgfaltspflicht im höchsten Maß wahrgenommen", konterte Michaelis.

Aufhorchen ließ Petzner mit der Aussage, dass eine der zentralen Figuren der Telekom-Affäre, der Ex-Telekom-Manager Gernot Schieszler, vom ehemaligen ÖVP-Obmann und Vizekanzler Josef Pröll für ein Ehrenzeichen der Republik vorgeschlagen worden sei. Dies habe aber Michaelis, den Pröll um eine Stellungnahmen gebeten haben soll, abgelehnt.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.