Der Mann, der nicht zu stoppen ist

(c) Hochmuth
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Ob Ausschuss, Kampusch-Verschwörung oder Telekom-Zahlung: Werner Amon ist omnipräsent. Weil ihn keiner aufhält. Weil den Job kein anderer macht.

Wien. Wenn man die großen Zusammenhänge verfolgt, kann man sich nicht um alle Details kümmern. Das wusste schon Napoleon, selbst Wolfgang Schüssel musste es irgendwann bemerken. Werner Amon hat das schon lange intus. Der Politiker hat auch viel zu tun: Für die ÖVP sitzt und kämpft er im U-Ausschuss. Als ehemaliger Generalsekretär des ÖAAB muss ausgerechnet der, der mithelfen soll, die politische Verantwortung für die mutmaßlichen Korruptionsfälle ans Tageslicht zu bringen, nun erklären, warum sich der Arbeitnehmerbund unter seiner Amtszeit von der Telekom für einen Parteitag zahlen ließ. Wirklich unangenehm scheint ihm das nicht zu sein, so beschäftigt ist der Mann.

Er schaffte es vergangene Woche sogar zu einem langen Artikel in den „Spiegel“: Denn der langjährige Bildungssprecher leitet auch den Geheimausschuss, der die Ermittlungen im Fall Natascha Kampusch beleuchten soll. Ohne Rücksicht auf die Geheimhaltungspflicht verriet er dem Magazin, dass die Ein-Täter-Theorie de facto nicht zu halten sei. Echte Beweise hat er zwar auch noch nicht für die Behauptung, aber Indizien wiegen schwer, wenn es nur um Verdachtsmomente und Theorien geht.

Ergriffen von der eigenen Bedeutung gibt Amon immer gern Interviews und fühlt sich zu Recht stets im Zentrum des politischen Geschehens. Dabei hätte seine Karriere schon mehrmals zu Ende sein können: Michael Spindelegger hielt und hält nicht übertrieben viel vom Steirer. Weder an einer ÖAAB- noch einer Klub-Schaltstelle wollte ihn Spindelegger sehen, als er die Parteiführung von Josef Pröll übernahm. Es war auch der ÖAAB-Chef Spindelegger, der Amon als Generalsekretär abtreten ließ.

Als Bildungssprecher hielt er dann auch nicht, was Spindelegger versprach: Als sich Amon mit SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied darauf geeinigt hatte, dass man in Zukunft mit bis zu drei Fünfern aufsteigen könne, pfiff der Obmann den ewigen Parteisoldaten zurück. Peinlich für Amon, aber der Mann hat einen breiten Rücken. Kein Wunder, sein politisches Handwerk hat er auch bei Beamtengewerkschafter Fritz Neugebauer gelernt. Der war sein ÖAAB-Chef, der war sein Mentor und Ideologe in Bildungsfragen: Es reicht, die Möglichkeit einer gemeinsamen Schule der Zehn- bis 14-Jährigen auch nur anzudeuten, und schon fallen Kampfbegriffe wie „Einheits- und Eintopfschule“.

Amon hat die politische Ochsentour hinter sich gebracht: erst Bundesschulsprecher, dann Landeschef der Jungen ÖVP Steiermark, Bundeschef der JVP von 1993 bis 2001, Vorsitzender des Unterrichtsausschusses von 2000 bis 2007, Sozialsprecher der ÖVP von 2007 bis 2009, ÖAAB-General von 2003 bis 2009. Und nun natürlich Vorsitzender im öffentlich bekannt gemachten „Geheimausschuss“.

In der eigenen Partei – Amon ist auch Vizeklubchef – ist der Berufspolitiker zwar nicht immer wohlgelitten, aber durchaus angesehen – nicht selten auch als die „letzte Hoffnung“, doch noch etwas weiterzubringen: gegen die Opposition, die SPÖ, gegen die Medien, mit denen er eher locker plaudert, während er öffentlich hölzern spricht.

Warum ihm die Partei die medialen Frontauftritte im U-Ausschuss schenkt? „Weil es sonst keiner macht“, heißt es dort.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.03.2012)

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