Das Innenministerium widerlegt die Berechnungen des FPÖ-Chefs Heinz-Christian Strache. Nach einem Schlagabtausch mit SOS Mitmensch musste Strache seine falschen Berechnungen allerdings zurückziehen.
Wien. Wie viel Geld bekommen Asylwerber im Monat? Und welchen Anspruch haben sie auf Sozialleistungen? Diese Fragen versuchte FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache zu beantworten – allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Auf Facebook postete er einen Vergleich zwischen einer „Asylanten“- Familie und einer österreichischen Facharbeiterfamilie.
Nach einem Schlagabtausch mit SOS Mitmensch musste Strache seine falschen Berechnungen allerdings zurückziehen: „Die Beispiele waren nicht richtig. Ich habe neue Berechnungen zur Korrektur online gestellt“, sagt Strache dazu.
Und auf Facebook heißt es: „Ich habe den Sachverhalt nochmals durchrechnen lassen. Ich will, dass jeder Bürger über den krassen Missstand informiert ist und sich selbst ein Bild davon machen kann.“ Rund 2564 Euro würde laut Straches neuen Berechnungen eine „Asylanten“-Familie mit sechs Kindern bekommen. Der Familie des Facharbeiters hingegen würden bei sechs Kindern 2042 Euro zustehen. 174-mal wurde dieser Vergleich auf Facebook geteilt (d.h. von Usern ihrerseits gepostet), 423 Strache-Fans gefällt er.
Asylwerber oder -berechtigte?
Allerdings: Auch diese Zahlen sind falsch, wie ein Sprecher des Innenministeriums der „Presse“ bestätigte. Zunächst müsse man zwischen Asylwerbern und Asylberechtigten unterscheiden. Ein Asylberechtigter hätte nur die ersten vier Monate nach Asylgewährung Anspruch auf Grundversorgung.
Bei Asylwerbern gibt es zwei Möglichkeiten: Leben sie in einer staatlich organisierten Unterkunft, bekommt der Unterkunftsbetreiber – nicht der Asylwerber selbst – laut Informationen aus dem Innenministerium pro Person und Tag 17 Euro. Mit diesem Geld sollen die Verpflegung und Unterkunft gewährleistet sein. Außerdem bekommt jeder Asylwerber ein Taschengeld von 40 Euro im Monat. Anders als es Strache auf seiner Facebook-Seite darstellt, haben Asylwerber allerdings keinen Anspruch auf Familienbeihilfe. Einer achtköpfigen Familie würden demnach 320 Euro im Monat zustehen. Hinzu kommen noch Bekleidungshilfen in Form von Gutscheinen und eventuell ein finanzieller Zuschuss für Schulbedarf – gegen Vorzeigen der Rechnung.
Zur Variante Nummer zwei: Asylwerber sind privat untergebracht. Für Miete und Betriebskosten erhält die Familie, unabhängig von ihrer Größe, einen Zuschuss von maximal 220 Euro im Monat. Für die Verpflegung stehen jedem Erwachsenen 180 Euro monatlich zu, Minderjährige erhalten 80 Euro. Die achtköpfige Familie kommt bei dieser Variante auf bis zu 1060 Euro im Monat.
„Die Facharbeiterfamilie verdient auf jeden Fall mehr“, so SOS-Mitmensch-Sprecher Alexander Pollak. Eines solle man dabei aber nicht vergessen: „Auch diese Familien haben es nicht leicht.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2012)