Reichhold kassierte 72.000 Euro

(c) Roland Schlager (APA)
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Ex-FPÖ-Verkehrsminister Mathias Reichhold machte „gute Stimmung“ für die Telekom, Aufzeichnungen gebe es „leider“ nicht. Sein direkter Geschäftspartner sei aber Hochegger gewesen.

Wien. Ein Biobauer, der als „Zeuge“ (und nicht als „Beschuldigter“) im Korruptions-U-Ausschuss aussagt, hat Seltenheitswert. Mit einem Lächeln fügt Mathias Reichhold bei seinem lockeren Parlamentsauftritt am Mittwoch an, dass er jedenfalls „zurzeit“ von der Justiz nicht als Beschuldigter geführt werde – wie so manch anderer Ex-Politiker (siehe Artikel oben). Der Grund für die Ladung des früheren FPÖ-Verkehrsministers (2002 bis 2003) ist schnell erklärt (und hier unterscheidet sich Reichhold nicht mehr von seinen Ex-Kollegen): Er stand ebenfalls auf der Payroll des omnipräsenten Telekom-Lobbyisten Peter Hochegger.

72.000 Euro hatte der einst von FPÖ-Frontmann Jörg Haider in die Regierung gehievte Spezialist für Biogeflügel Ende 2005 kassiert. Reichhold betätigte sich damals als selbstständiger Unternehmer, er sei dabei für die Telekom tätig geworden, habe für das Unternehmen „gute Stimmung“ gemacht und seine „guten Kontakte“ spielen lassen.

Sein direkter Geschäftspartner sei aber Hochegger gewesen. Mit diesem habe er einen Vertrag gehabt. Einen mündlichen Vertrag. Auch die Nachweise für die von Reichhold erbrachten Leistungen seien „mündlich“ erfolgt. An derartige Leistungsberichte will sich Hochegger selbst übrigens nicht erinnern können.

Auf Nachfrage, ob es denn nicht wenigstens irgendwelche privaten Aufzeichnungen über die damals angeblich für die Telekom verrichteten Tätigkeiten gebe, meint Reichhold mit bedauerndem Unterton, einst habe es solche schon gegeben, doch heutzutage sehe es schlecht aus: „Ich habe leider keine Aufzeichnungen mehr gefunden.“

Ein Minister als Robin Hood der Regierung

Dann war da noch jener 150.000-Euro-Auftrag an eine Hochegger-Firma und zwei andere Agenturen: Als Reichhold das arg gebeutelte Verkehrsministerium von seiner glücklosen Vorgängerin Monika Forstinger (FP) übernahm, sei das Haus verunsichert gewesen. Hochegger habe geholfen dem Ressort „neues Selbstbewusstsein“ einzuhauchen, er, Reichhold, sei in dem Konzept als „Robin Hood der Bundesregierung“ positioniert worden. Mit seiner späteren Kooperation mit Hochegger habe dieser Auftrag nichts zu tun, sagt Reichhold. Was aus dem Konzept wurde? Dieses sei bald für Reichholds Nachfolger „umgeschrieben“ worden. Damit gab es einen neuen Robin Hood. Sein (richtiger) Name: Hubert Gorbach.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.03.2012)

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