U-Ausschuss: "Der verlängerte Arm der ÖVP"

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Michael Fischer, einst in der Telekom für Public Affairs zuständig, war im Konzern das Bindeglied zwischen Konzern und ÖVP. Der beurlaubte Manager verbrachte viel Zeit bei Jagdausflügen und an Stammtischen.

Wien/G. h. „Was haben S' denn erschossen“, fragt Peter Pilz genüsslich und sorgt für Heiterkeit im Budgetsaal des Parlaments. Dort tagte der parlamentarische Untersuchungsausschuss zur Telekom-Korruptionsaffäre. Und nicht der einst mächtige Telekom-Boss Boris Nemšić sorgt am Donnerstag für Spannung, sondern ein smarter, grau melierter Endvierziger namens Michael Fischer. Der war einst in der Telekom für Public Affairs zuständig. In dieser Funktion organisierte er auch mondäne Jagdausflüge. Fischer charterte einen Learjet nach Schottland, wo auf dem Anwesen des Grafen Alfons Mensdorff-Pouilly geschossen wurde. „Fasane und Rebhühner“, beantwortete Fischer die Frage von Peter Pilz.

Aber der frühere Telekom-Manager und nunmehrige Kronzeuge der Staatsanwaltschaft, Gernot Schieszler, hatte damals weniger Federvieh, sondern seine Gäste im Visier. Markus Beyrer etwa. Der war Generalsekretär der Industriellenvereinigung. Oder den Bauunternehmer Soravia. Bei schottischen Dudelsackklängen wurde vor allem genetzwerkt. Bezahlt wurde die Party von der Valora, jenem Unternehmen des PR-Manns Peter Hochegger, das in den vergangenen Monaten immer wieder im Zusammenhang mit Parteispenden, Druckkostenbeiträgen und ähnlichen verdächtigen Zahlungen genannt wurde.

Markus Beyrer ist mittlerweile ÖIAG-Vorstand und Aufsichtsratschef der Telekom. In dieser Funktion leitet er auch den Kontrollausschuss, der konzernintern die Telekom-Affäre aufarbeiten lässt. In diesem Kontrollausschuss sitzt auch der frühere Siemens-Manager und nunmehrige Telekom-Aufsichtsrat Franz Geiger, ebenfalls Jäger und ebenfalls mit Michael Fischer gut bekannt, wie aus den Akten hervorgeht. Geyer und Beyrer verkehrten unter anderem auch am Jagdstammtisch, an dessen Vereinsspitze Michael Fischer zu finden ist. Dem Grünen Peter Pilz sind verdächtig viele Jagdkameraden nun mit der Aufklärung der Affäre betraut.

„Es entsteht der Eindruck, dass Sie der verlängerte Arm der ÖVP auf Kosten der Telekom waren“, sagt FP-Mandatar Walter Rosenkranz. Martin Fischer wird durch seinen öffentlich gewordenen E-Mail-Verkehr belastet. Darin bemüht er sich etwa um 100.000 Euro für den Wahlkampf der JVP. Kurz nach Bekanntwerden dieser Geldflüsse musste Fischer seinen Schreibtisch in der Telekom räumen. „Suspendiert“ hieß es in den Medien. Das stimme so nicht, so Fischer: „Ich baue Urlaub ab.“

Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Fischer. Und weil er keine Einsicht in die Akten habe, entschlage er sich sicherheitshalber der Aussage, erklärte Fischer. Vor allem wenn die Rede auf Hochegger und Valora kommt, hat es mit der Redseligkeit ein Ende.

Auch als Rosenkranz fragt, ob Fischer auch finanzielle Wünsche seitens SPÖ, Grünen, FPÖ oder BZÖ befriedigt habe, entschlug sich Fischer der Aussage.

Auch das sage einiges aus, meinte Rosenkranz.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.03.2012)

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