Die Wiener ÖVP sucht via Twitter den Kontakt zum Bürger, sorgt aber mit belanglosen Konditorei-Meldungen für spöttische Kommentare.
Werner Faymann erntete für seinen Versuch "digital" zu werden Gelächter und Kritik. Die Parodie auf ihn, Werner Failmann, gelangte im Web zu mehr Ansehen als der SP-Bundeskanzler selbst. Der eigenwillige Umgang der Politiker mit Twitter, Facebook und Co. ist aber offensichtlich nicht der SPÖ vorbehalten. Das beweist die Wiener Volkspartei. Am Donnerstag wurde das Volk über einen gemeinsamen Tag des Wiener ÖVP-Chefs Manfred Juraczka mit seinem Parteiobmann Michael Spindelegger am laufenden gehalten.
"#WienTag mit Vizekanzler Michael #Spindelegger startet mit Besuch der Bäckerei Schwarz in Liesing", ließ das Team der ÖVP über den Kurznachrichtendienst Twitter um 9 Uhr in der Früh wissen. Den Höhepunkt erreichten die schwarzen Tagesmeldungen dann gegen 15 Uhr. Die ÖVP zwitscherte: „In Kürze findet sich Vizekanzler #Spindelegger am Währinger Kutschkermarkt ein und gönnt sich eine Mehlspeise bei der Konditorei Oberlaa."
Auf der Social-Media-Plattform Facebook wurde die Meldung ebenso publiziert. Dort erntete die Kommunikationspolitik der Wiener ÖVP in den Kommentaren wenig Lob, dafür umso mehr Hohn und Spott. Zum Verlangen nach wichtigeren politischen Aussendungen gesellten sich Vergleiche mit der Bedeutung umgefallener Reissäcke in China und - nicht ernst gemeinte - Bitten, um detaillierte Informationen: „Welche Mehlspeise?", „Gibt es in der Konditorei Vizekanzler & Parteichef-Rabatt? Wer zahlt die Rechnung?".
Der Abteilungsleiter Web & Multimedia bei der Bundes-VP, Gerhard W. Loub, verstand die Aufregung nicht und antwortete den Kritikern: „Finds ja großartig, was für ein Aufreger so eine Jause sein kann. Liebe Poster, habt's sonst keine Aufreger oder wollt's ihr eh nur vom Parkpickerlchaos ablenken?"
Für die ÖVP könnte die Sache dennoch ein Erfolg sein. Sie lenkte erfolgreich von einem Jahr voller Pleiten und Pannen ab, das sie seit der Übernahme durch Michael Spindelegger durchlebt.
(Red.)