BZÖ: 360.000 Euro vom "Wienerwald"

BZÖ-Chef BUCHER und der ehemalige Finanzreferent des BZÖ Harald FISCHL
BZÖ-Chef BUCHER und der ehemalige Finanzreferent des BZÖ Harald FISCHL(c) APA (Robert Jaeger)
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Die Restaurantkette sponserte die Orangen 2006 für ein Inserat in der Parteizeitung. Eigentümer des „Wienerwalds" war BZÖ-Finanzreferent Fischl.

Wien. Nicht nur die Telekom Austria, auch „Wienerwald" hat das BZÖ gesponsert. Und zwar 2006 kurz vor der Nationalratswahl vom 1. Oktober, als der Besitzer der Restaurantkette der BZÖ-Finanzreferent Harald Fischl war. Damals flossen 360.000 Euro an die Orangen. Das zeigt eine Rechnung, die Teil der Akten des parlamentarischen Korruptions-Untersuchungsausschusses ist. Eine Abschrift davon liegt der „Presse" vor.

Demnach legte die BZÖ-nahe „Orange Werbeagentur GmbH" am 31. August 2006 der „Wienerwald Restaurants GesmbH" eine Rechnung über 300.000 Euro netto, also 360.000 Euro brutto. Und zwar wörtlich „gemäß Werbevereinbarung vom August 2006 für Beratungsleistungen, Marketing, Konzeptentwicklung und Umsetzung". Konkret ging es, wie weiter zu lesen ist, um ein Inserat in einer österreichweiten Aussendung (des BZÖ) vor der Nationalratswahl.

Doch warum zahlte „Wienerwald" eine derart hohe Summe, obwohl der Betrieb seit Jahren selbst immer wieder in Geldnöten war? In Parlamentskreisen geht man davon aus, dass das auf Harald Fischl zurückzuführen ist - aber nicht so sehr auf Fischl, den damaligen Eigentümer des „Wienerwald", sondern viel eher auf Fischl, den damaligen BZÖ-Finanzreferenten. Als Budget-Experte der Partei habe er am besten um die BZÖ-Finanznöte vor der Wahl gewusst - und offensichtlich schnell im eigenen Betrieb Abhilfe schaffen wollen. Diesen besaß Fischl bereits seit Mitte 2005. Inzwischen hat er sich (auch aus finanziellen Überlegungen, wie er zugibt) von der Unternehmung zurückgezogen - so wie vor zwei Jahren auch aus seiner Finanzreferententätigkeit für das BZÖ.

Waren die 360.000 Euro also schlicht eine Parteispende? Ging es somit gar nicht um das Inserat in der BZÖ-Parteizeitung und den Werbeeffekt für „Wienerwald"? Fischl weist solche Mutmaßungen unter Abgeordneten des Korruptions-U-Ausschusses im Gespräch mit der „Presse" zurück: „Selbstverständlich" habe er dem BZÖ im Wahlkampf 2006 auch als „Wienerwald"-Eigentümer „helfen" wollen. Er habe aber sehr wohl auch einen unternehmerischen Zweck mit den 360.000 Euro verfolgt: „Ich habe diese österreichweite Schaltung sehr gern gemacht, die Zeitung ging an jeden Haushalt, und das Ziel der Werbung wurde erreicht", betont Fischl.

Mitgliedern des Korruptions-U-Ausschusses, die die Zahlung weiter anzweifeln, sagt er klipp und klar: „Das war mein Geld. Ich war ja hundertprozentiger Eigentümer. Vor den Abgeordneten werde er sich „sicher nicht detailliert rechtfertigen. Vielmehr sei er „überzeugt, dass es Menschen geben muss, die Geld für ihre Partei hergeben. Und das sollten auch die Parlamentarier versuchen, das wäre konstruktiver."

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2012)

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