Häupl jun.: "Wir bewegen uns auf einem schmalen Grat"

SP-Wien-Jungendkoordinator Bernhard Häupl
SP-Wien-Jungendkoordinator Bernhard Häupl
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Der Wiener SP-Jugendkoordinator und Bürgermeistersohn Bernhard Häupl spricht im DiePresse.com-Interview über Wahlmaschinen, Clubbings und Ämter, die ihn reizen.

Zu Ihrem Antritt als Jugendkoordinator der Wiener SPÖ vor rund einem Jahr gab es sehr viele Medienberichte über sie, sicherlich auch wegen ihres Vaters, Bürgermeister Michael Häupl. Warum hört man seitdem so wenig von Ihnen?

Weil die Aufgabe des Jugendkoordinators nicht die ist, dass man sich in den Medien positioniert. Ich arbeite viel mit Jugendorganisationen und mit den verschiedenen Vorfeldorganisationen, mit den Bezirksorganisationen und befreundeten Organisationen in der Partei. Dann sind es die vielen Projekte, die im Vordergrund landen, und nicht meine Person.

Würden Sie Gerüchte bestätigen, wonach Sie in der Rolle noch nicht ganz angekommen sind?

Gerüchte gibt es viele und immer. In der Partei habe ich einen guten Stand, habe mich gut durchsetzen können. Ich gehöre dem Team auch schon lange an.

Welche Fehler haben Sie in diesem Jahr begangen?

Man kann noch mehr Mitsprache für die Jungen einfordern. Nicht nur in der Partei, auch in der Stadtarbeit. Da kann ich mich sicher noch mehr anstrengen. Ich hoffe, dass ich mich für die Jugendthemen noch stärker einsetzen kann.

Was sind diese Jugendthemen?

Am Donnerstag wird es wieder eine Sitzung geben, in der darüber gesprochen wird, ob die Unis eigenständig Gebühren einheben dürfen. Das ist eine Geschichte, die man unbedingt behandeln muss, das darf nicht stattfinden. Ich bin generell ein Gegner von Studiengebühren, und dass Unis selbstständig die Gebühren einheben dürfen, ist ein ganz klares Problem. Man muss sich doch freuen, dass viele Leute studieren. Die Zahl der Studierenden zu beschränken, weil es viele gibt, finde ich eine Frechheit. Richtig wäre, zu sagen: Erweitern wird die Uniangebote, bauen wir die Unis aus, stellen wir mehr Leute auf. Natürlich kostet das, ja, wissen wir, Bildung kostet! Ich zitiere gerne Kreisky in abgeänderter Form: Da habe ich lieber viele Gebildete, Studierende und ein paar Arbeitslose weniger und dafür a bisserl mehr Schulden.

In einen Presse-Interview bei ihrem Amtsantritt haben sie gesagt, sie wollen manches anders machen als ihr Vorgänger Peko Baxant. Was haben Sie anders gemacht?

Wir haben nicht nur grob den Bereich Jugend zu bearbeiten. Jugend ist aufgeteilt in viele verschiedene Gruppen: Lehrlinge, Studenten, junge Arbeiter. Man hat die Arbeit breiter zu staffeln...

»Da habe ich lieber viele Gebildete, Studierende und ein paar Arbeitslose weniger und dafür a bisserl mehr Schulden.«

Bernhard Häupl, frei nach Bruno Kreisky

Ich nehme an, das ist der Gedankengang, den Sie damals hatten. Aber was haben sie in diesem Jahr anders gemacht?

In meinem Job geht es primär darum, die Jugend in ihren verschiedenen Lebens- und Arbeitswelten für die Partei zu sensibilisieren. Das heißt, ihnen zu erklären, wie das politische Feld sich wirklich aufschlüsselt, wie es funktioniert, Antworten auf konkrete Themen zu geben und dann auch ein bisschen die Sympathie zu wecken. Darum geht's, dass man Sympathie für die SPÖ weckt. Das ist ja der Punkt, ich werde nicht für eine andere Partei sympathisieren.

SP-Wien-Jungendkoordinator Bernhard Häupl im Interview mit
SP-Wien-Jungendkoordinator Bernhard Häupl im Interview mit "diePresse.com"


Welche Veranstaltungen?

Etwa unsere Wiener Käfigmeisterschaft. Unser Anliegen ist, vor Ort mit vielen jungen Menschen ins Gespräch zu kommen.

Kann man das bei solch einer Veranstaltung?

Wenn sie dort Sport betreiben, können wir uns nicht in den Käfig stellen und sagen: So, jetzt gibt es eine halbe Stunden Pause für Politik. Das ist schwierig, aber möglich.

Erreicht man die Menschen dort dann überhaupt politisch?

Oh, ja. Sie haben dort ihre Fragen, jeder Mensch ist in seinem Feld politisch. Ein Lehrling interessiert sich zwar nicht für Studiengebühren. Für ihn es es eine Frechheit, wenn seine Behaltefristen gekürzt werden. Das findet man durchaus bei den Käfigmeisterschaften heraus. Wichtig ist, dass wir herausfinden, wo der Schuh drückt und zeigen, dass man was bewirken kann.

Welches Angebot gibt es also für Migranten bei den Käfigmeisterschaften, damit sie sich Ernst genommen fühlen?

Wir zeigen, dass wir uns mit dem Thema Migration und Integration beschäftigen. Wir haben ja den großen Chartaprozess der Stadt Wien, der sich mit dem Zusammenleben in Wien beschäftigt. Über den Sport kann viel funktionieren im Bereich Integration. Wenn das türkische gegen ein serbisches Team spielt oder das österreichische gegen das serbische, dann haben wir festgestellt, dass es nicht so ist, als ob die Länder gegeneinander spielen würden. Es geht darum, ob du spielen kannst, egal woher du kommst. Je jünger die Menschen sind, desto weniger sind diese Nationengedanken festgefahren. In den kleinen Altersklassen spielen „Kinder" mit und wenn du sie fragst, schau mal her, der mit dem du spielst ist Serbe oder Türke, dann sagt der: Ist mir doch wurscht.

»Es geht um Präsenz, auch zwischen den Wahlen. Sonst sagen die Leute vor der Wahl: Na super, jetzt seids ihr da.«

Bernhard Häupl

Was sind die anderen Schwerpunkte Ihrer Arbeit?

Wir engagieren uns sehr stark im Chartaprozess. Da wird versucht zu definieren, wie das Zusammenleben funktioniert, welche Regeln es gibt. Nächstes Jahr gibt es wieder Wahlen zu schlagen. Wir möchten nicht nur bei den Wahlen draußen zu sein, sondern auch jetzt, wann immer möglich mit den Menschen politisieren, mit dem klassischen Give Away ins Gespräch kommen und ihre Anliegen zu besprechen. Es geht um Präsenz, auch zwischen den Wahlen. Sonst sagen die Leute vor der Wahl: Na super, jetzt seids ihr da.

Gibt es ein Amt, das Sie besonders reizt?

Ich engagiere mich gern politisch. Ich mache das nicht für Ämter. Wenn man mir das Vertrauen schenkt, dann ist das eine tolle Geschichte. Viele Ämter sind interessant. Ich will mich da nicht festlegen.

Stichwort Verkehr: Was halten Sie als Autofahrer von den Parkpickerln, die fünf Bezirke in Wien einführen wollen, enttäuscht?

Wenn das Parkpickerl nicht flächendeckend eingeführt wird, werden die Grenzregionen zugeparkt. Das Problem wird dann verschoben. Ich bin nicht ganz glücklich. Das habe ich auch in den Parteigremien schon des öfteren gesagt.

Was halten Sie vom auch sehr jungen Staatssekretär Sebastian Kurz?

Er macht seine Sache in Anbetracht der schwierigen Aufgabe wirklich in Ordnung. Als junger Politiker hat man leider oft wegen dem Jung-sein einen schweren Stand.

Stiehlt er der SPÖ die Show in den Bereichen Migration und Integration?

Wenn man das Amt hat, ist es eine klare Geschichte, dass man den Spielball schon am Fuß hat. Bei diesem wichtigen Thema wäre es verfehlt von Show zu sprechen! Uns geht es um Lösungen und das Ziel eines guten Miteinanders. Auch wir wollen einiges zum Thema Integration  beizutragen. Ich bin sehr glücklich, wenn Kurz am Ende sagt: Diese Charta der Stadt Wien benutze ich für ganz Österreich.

»Verschiedene Gruppen bekommen wir nicht über ideologische Diskussionen. Da geht es darum sie anzusprechen, zu treffen, für das Thema SPÖ begeistern.«

Bernhard Häupl

Warum sind die „Gedankentauschbörsen", die nach Ihrem Antritt entstanden sind, nach nur zwei Veranstaltungen (zu Civil Cyber War und Prostitution) eingeschlafen. Haben sie sich das zu einfach vorgestellt, in angesagten Clubs Diskussionen abzuhalten?

Nein. Aber eine ordentliche Diskussion ist nicht einfach aus dem Boden zu stampfen. Wenn wir versuchen viertel- oder halbjährlich eine Veranstaltung zu machen, ist das trotzdem eine Regelmäßigkeit. So etwas soll gemacht werden, wenn es aktuell und sinnvoll ist. Ich mache nicht Veranstaltungen, damit ich Veranstaltungen mache.

Sind die Red Emotion Clubbings, die Sie veranstalten, noch politische Arbeit?

Natürlich ist das noch politische Arbeit. Man berichtet ja offensichtlich auch über etwaige andere Politiker, die in Clubs gehen, und Bier ausgeben. Verschiedene Gruppen bekommen wir nicht über ideologische Diskussionen. Da geht es darum sie anzusprechen, zu treffen, für die Themen der SPÖ zu begeistern. Da zeigen wir: Wir sind da und stellen ein gutes Clubbing auf die Beine. Reden kann man bei der lauten Musik nicht so gut. Die Menschen die kommen, sind nicht dieselben, die zu Diskussionsveranstaltungen mit schwer politischen und haarigen Themen kommen.

Wie ist Ihr Arbeitsalltag?

Der Jugendkoordinator hat die Aufgabe, innerhalb der Partei zu koordinieren, Projekte zu unterstützen. Das hat viel mit Netzwerkarbeit zu tun. Die Jugendkoordination ist auch eine Marketingabteilung. Wie verbinde ich Marketing mit politischen Inhalten, bringe die Leute dazu, uns zuzuhören, das ist die Herausforderung. 40 bis 60 Stunden pro Woche verbringe ich auf jeden Fall in dieser Funktion.

Besteht die Gefahr, dass man zu einer Wahlmaschine verkommt?

Das darf nicht sein. Wir haben politische Anliegen und vertreten diese. Aber wir bewegen uns auf einem schmalen Grat, es ist bei weitem nicht leicht.

Wer ist die größere Herausforderung, die Piraten oder die Online Partei Österreichs?

Weder noch, eher die große Anzahl an Protestwählern, die nach rechts tendieren. Unsere Untersuchungen zeigen, dass die Jugendlichen eher dorthin tendieren. Die müssen wir politisieren.

Haben Sie in ihrer Funktion mit dem Bürgermeister zu tun?

Sicherlich, wir treffen uns in diversen Gremien, sitzen uns da gegenüber. Die Zusammenarbeit muss aber professionell bleiben. Wo kommen wir denn sonst hin.

Streiten Sie auch mit ihm?

Ja, das kommt vor. Die letzte Geschichte war das Parkpickerl. Dem wollte ich weniger Möglichkeiten in den Außenbezirken einräumen. Der Bürgermeister hat entschieden, die Diskussion mit den Bezirken zu starten, das war ein Streitpunkt. Ich glaube, er befindet, dass ich den Job gut mache. Im privaten Bereich schalten wir die politischen Themen aber ab.

Zur Person

Bernhard Häupl ist seit April 2011 Jugendkoordinator der SPÖ Wien. Bereits in den Jahren davor war er im Team um seinen Vorgänger Peko Baxant und in der Sozialistischen Jugend Rudolfsheim-Fünfhaus (15. Bezirk Wiens) engagiert. Er ist 23 Jahre alt und studiert Politikwissenschaft an der Universität Wien. Bernhard Häupl ist Sohn des Wiener SP-Bürgermeisters Michael Häupl.

(Red.)

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