Frank Stronach, BZÖ-Mandatar in spe

Frank Stronach
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Der fast 80-jährige Magna-Gründer will das BZÖ übernehmen und nächstes Jahr für den Nationalrat kandidieren. Ideologisch stimmt die Chemie mit Parteichef Josef Bucher: Beide sind weniger liberal, als sie vorgeben.

Es war eine der bittersten Niederlagen im Leben des Frank Stronach: 1988 kandidierte der Magna-Gründer in Ontario für einen Sitz im kanadischen Parlament. Euphorisch und jovial warb er mit dem Slogan „Let's be Frank“ um die Gunst der Wähler. Doch die Einladung wurde ausgeschlagen: Stronach, Kandidat der Liberal Party, unterlag seinem konservativen Kontrahenten John Cole am Ende deutlich.

Solche Demütigungen verkraftet einer wie Frank Stronach nicht. Er muss diese Schmach ausmerzen, eines Tages, irgendwie. Deshalb startet er jetzt, mit fast 80 Jahren, einen neuen Versuch, diesmal in der alten Heimat: Der austrokanadische Selfmade-Milliardär will nächstes Jahr für den österreichischen Nationalrat kandidieren. Mit einem Ticket des BZÖ, das er auch gleich übernehmen könnte. Dem Vernehmen nach soll Stronach einen der vorderen (wenn auch nicht den ersten) Listenplatz bekommen.

Eine solche Lebensabschnittspartnerschaft wäre wohl für beide Partner von Vorteil: Der eine hat jenes Geld, das die anderen brauchen. Und ideologisch stimmt die Chemie: Wie BZÖ-Chef Josef Bucher mimt Stronach gern den Wirtschaftsliberalen. Beide sind für eine scharfe Schuldenbremse in der Verfassung, halten die Währungsunion für eine Fehlgeburt, wollen den Staat reformieren und das Steuersystem durch eine Flat Tax ersetzen. Außerdem hatte der Industriemagnat schon immer ein gewisses Faible für (ehemalige) FPÖ-Politiker: Jörg Haider und Susanne Riess-Passer hofierten ihn. Karl-Heinz Grasser und Peter Westenthaler arbeiteten für ihn.

Politisches Techtelmechtel. Ein Treffen zwischen Stronach und Bucher fand bereits statt – eingefädelt von Westenthaler, den Stronach einst zum Vorstand der Fußballbundesliga machte (siehe Bericht unten). Die Pressesprecherin des Magna-Chefs wollte sich Ende der Woche nicht dazu äußern. Bucher gab sich vor Kurzem weniger zugeknöpft: Über eine Kooperation habe man „nicht konkret“ gesprochen. „Er wollte mich einfach kennenlernen. Und wir haben festgestellt, dass wir in einigen Punkten dasselbe denken.“

Diese Woche fand das politische Techtelmechtel seine Fortsetzung: In einer Broschüre, die der „Kronen Zeitung“ und der Gratiszeitung „Heute“ beigelegt war, kündigte Stronach im Namen seines Instituts „für sozialökonomische Gerechtigkeit“ eine „Revolution für Österreich“ an. Wie die gelingen soll? Indem beispielsweise der Regierung nicht mehr nur Politiker angehören und Bürgervertreter per Zufallsgenerator ausgewählt werden.

Bucher nannte den Magna-Boss daraufhin einen „großen Österreicher“. Viele Positionen, die er selbst seit Jahren vertrete und mühselig im BZÖ durchgesetzt habe, deckten sich mit jenen von Stronach. „Ich hoffe, dass er daraus etwas macht“, meinte Bucher.

Gemeinsam haben die beiden auch, dass sie weniger wirtschaftsliberal sind, als sie vorgeben (oder glauben). Bucher sprach sich gegen ein vorzeitiges Ende der Hacklerpension für Nichtbeamte aus und will die OMV zu einer Sonderdividende an den Staat zwingen, damit zumindest die Allgemeinheit von den steigenden Benzinpreisen profitiert. Stronach wiederum hat seine eigene Wirtschaftssicht der Dinge: Die Banken schätzt er gar nicht, weil sie lieber Anleihen kauften, als der Privatwirtschaft Kredite zu gewähren. Also doch ein paar Ressentiments gegen das große Geld?

Geld schafft an. Der gelernte Werkzeugmacher Franz Strohsack, 1932 in der Steiermark geboren und in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, war 1954 nach Kanada ausgewandert und nannte sich fortan Stronach. Aus einer Garagenfirma für Werkzeuge machte er binnen 20 Jahren einen führenden Autozulieferbetrieb. Der Magna-Konzern hat heute über 100.000 Beschäftigte und setzt 25 Milliarden Dollar um. In Österreich begann Stronach erst in den späten 80er-Jahren zu investieren.

Mitarbeiter und Zeitgenossen beschreiben den Magna-Chef nicht gerade als antiautoritären Typen. „Wer das Gold hat, macht die Regeln“ soll seine Devise sein. Wer Stronach interviewen will, muss mit seiner Unterschrift versichern, dass der Text seiner Assistentin zum Gegencheck vorgelegt wird, bevor er in Druck geht. Titel und Vorspann inklusive. So streng handhabt das nicht einmal der Bundespräsident.

In der Politik würde Stronach dann wohl gern im Hintergrund das vordenken, was die Kollegen in der ersten Reihe später fordern. Oder besser: zu fordern haben.

FRANK STRONACH

Am 6. September 1932
wurde Franz Strohsack in Kleinsemmering bei Weiz geboren. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und lernte Werkzeugmacher.

1954
wanderte er nach Kanada aus und machte aus einer Garagenfirma für Werkzeuge binnen 20 Jahren einen führenden Autozulieferbetrieb. Der Magna-Konzern setzt heute rund 25 Milliarden Dollar um. Stronach ist verheiratet und Vater zweier Kinder.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.05.2012)

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