SPÖ: Hundstorfer folgt auf Häupl, wenn er will

Hundstorfer folgt Haeupl wenn
Hundstorfer folgt Haeupl wenn(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Wiener Bürgermeister entscheidet voraussichtlich nach der Nationalratswahl 2013 über seinen Rückzug. Renate Brauner ist out, der bei der roten Basis beliebte Sozialminister ist Favorit.

Wahre Macht erkennt man an den Tabus. Und an den Dingen, über die man nicht sprechen darf. In Gegenwart des Wiener Bürgermeisters, in seinem Umfeld und bei seinen Anhängern ist das Worte „Nachfolge“ verboten. Natürlich bewirken Verbote meist das gegenteilige Handeln, kaum ein Thema ist in der SPÖ und dem Rathaus so häufig Gesprächsthema wie die Nachfolge des „Chefs“, wie Michael Häupl kumpelhafter genannt wird, als er eigentlich ist. Unzählige Spekulationen gibt es, die Namen sind immer die gleichen, aber meist die falschen. Fest steht mit Stand 27. Mai 2012: Nur Häupl entscheidet, wann er geht.

Selbst Kritiker des amtierenden Stadtoberhauptes – und die gibt es sehr wohl in der Partei – würden niemals einen offenen Putsch wagen. Dennoch rechnet man in der Partei damit, dass Häupl knapp nach der Nationalratswahl 2013 geht. Bis dahin muss er unbedingt die wichtigste Landespartei zusammenhalten, heißt es in der Partei. Denn ganz auszuschließen ist es nicht, dass nach einer so langen Ära ein offener Flügelkampf ausbricht.


Aus dem Rennen.
Den hatte es zwar in Ansätzen fern der Öffentlichkeit schon gegeben, aber die große Auseinandersetzung blieb aus – wohl auch, weil die beiden Kontrahenten weggefallen sind: Werner Faymann, vormals Wohnbaustadtrat, wurde Bundeskanzler, Renate Brauner hat viele Sympathien verspielt. Dass sie nicht mehr im Rennen ist, sagen so gut wie alle Kenner des roten Apparats. Jahrelang wurde sie bei Veranstaltungen schon als künftige Bürgermeisterin begrüßt, das allein hat ihr schon geschadet, heißt es in der Partei.

Dann brachte sie die Gewerkschaft mit – für die Öffentlichkeit kaum wahrnehmbaren – Sparmaßnahmen gegen sich auf, verärgerte viele Genossen mit Personalentscheidungen, die nur ihrer Seilschaft halfen. Es folgten unglückliche Auftritte, etwa bei der Ankündigung eines Michael-Jackson-Gedenkkonzerts. Am vergangenen Parteitag wurde sie mit Streichungen abgestraft. Dass die „Krone“ sie über Wochen attackierte, ohne dass Häupl etwas unternahm, werteten viele als Abrücken von seiner einstigen Nummer zwei.

Der neue Favorit heißt Rudolf Hundstorfer, ist Sozialminister und kommt aus der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten. Beliebter als er ist keiner bei der roten Basis, das weiß jeder. Ein Generationenwechsel schaut zwar anders aus, Häupl und ihn trennen nur ein Jahr, aber wenn Hundstorfer will, dann darf er auch. Der 60-Jährige hat als Kanzleilehrling im Rathaus begonnen, für ihn wäre die Rückkehr emotional der Höhepunkt. Die Übersiedlung in die Stadt wäre für ihn angenehmer als die Nachfolge von Werner Faymann als Bundeskanzler, sollte die Nationalratswahl für die SPÖ in einer Enttäuschung enden.

Hundstorfer versucht, Spekulationen über einen Jobwechsel seit Langem im Keim zu ersticken, er wird nach außen richtiggehend böse, auch wenn er sich geschmeichelt fühlt. Nur wenn er nicht will und/oder Häupl doch noch länger viel Lust am Regieren und Amtieren hat – womit Hundstorfer seinem Pensionsalter näher rücken würde –, kommen andere Kandidaten ins Spiel. Unter den Stadträten dürfte es aus heutiger Sicht wohl eher Michael Ludwig als Christian Oxonitsch sein.

Und dann gibt es da noch andere Regierungsmitglieder, die für einen Wechsel nach Wien infrage kommen könnten: Der Name Doris Bures ist nicht so unwahrscheinlich, wie er klingt. Viele in der Partei würden gern erstmals eine Frau im Amt sehen.


Schieder zeigt Ambitionen.
Ambitionierter soll Finanzstaatssekretär Andreas Schieder sein: Dass er nach mehr politischer Verantwortung strebt, gilt als offenes Geheimnis. Bürgermeister von Wien ist der Traumjob jedes Wiener Sozialdemokraten, der Spross aus dem roten Adel ist in Wien äußerst gut vernetzt. Sollte er tatsächlich nach Wien wechseln, müsste – möglich wäre auch dort vorerst der Posten im Finanzressort – seine Ehefrau, die Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely, wohl das Ministeramt von Alois Stöger übernehmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.05.2012)

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