Studie: Der alleinerziehende Vater, ein echter Exot

Die Männerabteilung im Sozialressort spürte den neuen Vätern nach.

wien (c. d.). Alleinerzieher haben es prinzipiell nicht leicht. Trifft es die Väter, kämpfen sie mehr als die Mütter mit Vorurteilen. Das ergab eine für die Männerabteilung des Sozialministeriums erstellte Studie. "Alleinerziehende Väter leiden unter ihrem Exotenstatus", sagt Studienautorin Martina Leibovici-Mühlberger. "Einerseits bringt man ihnen übertriebene Bewunderung entgegen, andererseits sprechen ihnen weibliche Familienmitglieder oft die Kompetenz ab."

Dass Alleinerzieher eine Außenseiterfunktion wahrnehmen, zeigen die nackten Zahlen: 2004 gab es in Österreich 12.000 Väter, die Kinder unter 15 Jahren allein erzogen. Bei Kindern bis 26 waren es 45.000. Alleinerziehende Mütter gab es weit mehr: 113.000 mit Kindern unter 15, 248.000 mit Kindern bis 26. Die Zahl alleinerziehender Väter nimmt allerdings zu. 1999 waren es 9500 mit Kindern unter 15 Jahren, 2001 zählte man sogar 14.600.

Warum der männliche Alleinerzieher-Anteil geringer ist, auch das versuchte man in der Studie zu eruieren. In den zwölf qualitativen Interviews, die mit Vätern - vom Arbeiter bis zum Akademiker - geführt wurden, zeigte sich dabei eines: Die Väter, die aufgrund von Scheidung oder in einem Fall auch aufgrund des Todes ihrer Partnerin die Erziehung der Kinder übernahmen, hatten schon vor der Trennung von der Mutter ungewöhnlich viele Familienaufgaben übernommen. Prinzipiell, so meint Leibovici, schwankten die Männer heute zwischen dem Bild vom Teddybär-Vater und dem vom coolem Daddy. Und meistens dient die eigene Kindheit und die Stellung des eigenen Vaters als Negativentwurf.

Für Sozialministerin Ursula Haubner, die weitere Untersuchungen ankündigte, steht jedenfalls nicht die Form der Familie, sondern das Wohl des Kindes im Mittelpunkt. Deshalb sei es besonders wichtig, dass auch dem Vater bei einer Trennung bewusst sei, sein Leben lang Verantwortung zu haben.


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