Neue Medien: Der Chef bloggt jetzt auch

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Eine Vielzahl neuer Kommunikations-Mittel ist entstanden: Was man als Manager kennen muss, worauf man achten sollte. Und wo man lernt, wie es geht.

An den sogenannten Neuen Medien führt auch für Führungskräfte, die nicht im IT-Business tätig sind, längst kein Weg mehr vorbei – darüber sind sich alle Experten einig. Muss also jeder Manager ab sofort bloggen, podcasten und twittern? Und was tun, wenn man nicht einmal weiß, dass damit das Führen eines OnlineTagebuchs, das Bereitstellen von Audiobeiträgen sowie schnelle Kommunikation über ein internetbasiertes Chatsystem gemeint sind?

Strategisch planen

Die Zeit von Führungskräften ist knapp bemessen, aber eine erste Orientierung ist einfacher, als man annehmen sollten. „Am besten, man arbeitet einfach damit“, empfiehlt Andreas Blumauer, Geschäftsführer der Semantic Web Company. „So ist etwa das Lernen anhand von hochwertigen Videocasts auf YouTube sehr effizient. Oft dauert es tatsächlich nur fünf Minuten und man weiß schon, was hinter RSS, Twitter oder Blogs steckt.“

Dann gilt es, strategische Überlegungen im Sinne des Unternehmens anzustellen. Denn es kommt darauf an, „ob Neue Medien für die interne Kommunikation und Zusammenarbeit oder für die externen Kundenbeziehungen zur Anwendung kommen sollen“, sagt Arno Scharl, Vizerektor der privaten Modul University Vienna und Leiter des Instituts für Neue Medientechnologie. „In beiden Fällen muss ein Manager nicht jeden einzelnen Informationsdienst kennen.“ Wichtig ist jedoch zu verstehen, wie die jeweiligen Technologien Kommunikationsverhalten verändern können, neue Formen des Wissensmanagements und Wissenstransfer ermöglichen oder völlig neue Funktionen bereitstellen.

Rechtsfragen klären

Die technischen Möglichkeiten der Neuen Medien sind aber nur ein Aspekt; auch die rechtlichen Rahmenbedingungen müssen berücksichtigt werden. „Unwissenheit schützt nicht vor Strafe“, sagt Walter Seböck, Leiter des Zentrums für praxisorientierte Informatik an der Donau-Universität Krems. „Man muss zumindest wissen, welche Rechtsbereiche von den Aktivitäten berührt werden.“

In der 3-D-Welt „Second Life“ wurde das beispielsweise verabsäumt, berichtet Seböck: „Man hat den Eindruck vermittelt, in ,Second Life‘ geschlossene Verträge seien in der Realität nicht verbindlich. Das ist falsch.“ Auch die Privatsphäre von Mitarbeitern muss geschützt werden. Einerseits können Führungskräfte nicht nach Belieben private Daten und Texte ihrer Mitarbeiter einsehen, wenn sie zum Beispiel untereinander via Twitter kommunizieren. Andererseits muss verhindert werden, dass persönliche Angaben über Google auffindbar werden, auch wenn Mitarbeiter online arbeiten.

Der Chef als Vorreiter

Besonders heikle Bereiche bleiben wiederum in der Hand der Führungskraft, sagt Tassilo Pellegrini, Dozent im Fachbereich Medienmanagement der Fachhochschule St. Pölten: „Metadaten und deren Zusammenhänge sind Chefsache, weil sie von Suchmaschinen und E-Commerce-Anbietern im Internet genutzt werden. Unternehmen können an diesem Zukunftsmarkt nur teilhaben, wenn sie heute damit beginnen, einschlägige Kompetenz aufzubauen.“

Die Nutzung Neuer Medien verändert also das ganze Unternehmen bis hinauf in die Führungsetagen. Dessen sollte sich jeder Chef bewusst sein, wenn er entsprechende Instrumente einsetzen will. Der Medienexperte Florian Brody, ein gebürtiger Wiener, der derzeit im Silicon Valley ein Start-up-Unternehmen aufbaut, erläutert: „Ein Manager muss die Werkzeuge leben und in allen Aspekten nützen können. Letztlich geht es ja nicht um die Neuen Medien per se, sondern um den neuen Arbeitsstil, den diese unterstützen – aber auch erfordern. Wenn sich ein Manager alle E-Mails von der Sekretärin ausdrucken lässt, kann er das Medium E-Mail nicht in seiner Arbeitsumgebung umsetzen.“

KURZSEMINARE FÜR EINSTEIGER

Web 2.0 für Manager, Seminar der Donau-Universität Krems, ab Frühjahr 2009

Das Mitmachnetz – Weblogs, YouTube, Flickr & Co, Seminar des Wifi Wien, nächste Termine: 2.–4.12.2008, 5.3.2009

CON.ECT Business Academy - Wikis und Blogs im CON.ECT Eventcenter, am 21.11.2008

Erfolgreiches Internetmarketing für KMU, Vortrag im Rahmen des IT & Beratertags der WKO, am 27.11.2008

Seminarreihe zu Web 2.0 für Unternehmer, Manager und Berater von Incite.at und Electronic Business Experts, ab Jänner 2009

Weitere Angebote auch bei klassischen Seminarveranstaltern

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2008)

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