Schönborn bremst Opus-Dei-Bischof

Familienbischof Klaus Küng gibt sich päpstlicher als der Papst.

Kardinal Christoph Schönborn wird nachgesagt, oft weltfremd zu agieren. Spätestens jetzt darf dies als falsifiziert gelten. Denn das Vorgehen beim Fragebogen des Vatikans zur Familienseelsorge ist ein kirchendiplomatisches Meisterstück.

Familienseelsorge: klingt harmlos, dahinter verbergen sich aber große katholische Konfliktthemen wie Geschiedene, Pille, Homosexuelle, vorehelicher Geschlechtsverkehr. Schönborn ist es gelungen, Klaus Küng, der dem Opus Dei angehört, auszubremsen. Der St. Pöltner Bischof ist eigentlich im Episkopat für Familienfragen zuständig. Die Fragebogen wurden aber nicht zentral (von Küng eben), sondern von den einzelnen Diözesen versendet bzw. online gestellt. Und auch die Auswertung erfolgte dezentral (also nicht durch Küng), selbst die Militärdiözese (wie lange besteht die eigentlich noch?) durfte Meldung machen. Man sieht: Gar so schlecht kann es um die finanziellen Ressourcen der Kirche trotz der Austrittswellen der jüngeren Vergangenheit nicht bestellt sein.

Schönborn und mit ihm mehrere andere Bischöfe versichern, die Ergebnisse „eins zu eins“ nach Rom zu tragen. Nächste Woche treffen die Mitraträger beim theoretisch fünf Jahre fälligen Rom-Besuch Papst und Kongregationschefs. Schönborn zu den Ergebnissen, die, wie berichtet, den krassen Gegensatz zwischen Lehre und Praxis unterstreichen: „Ich nehme den Schmerz und die Hoffnung vieler wahr, denen die Lehre der Kirche zu Ehe und Familie nicht als Licht auf dem Lebensweg, sondern als dunkel und lebensfeindlich begegnet.“

Wie anders tönt es aus St.Pölten in einer Aussendung: „Ziel ist bessere Vermittlung der kirchlichen Lehre. Bei der Bischofssynode wird es nicht darum gehen, die Lehre der Kirche zu ändern, sondern neue und bessere Wege der Verkündigung zu finden und den Eheleuten und Familien zu helfen, die Lehre der Kirche umzusetzen und freudig zu leben.“ Ob da nicht jemand päpstlicher als der Papst ist?

E-Mails an:dietmar.neuwirth@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.01.2014)

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