Strassers Strippenzieher

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Warum sich Kabinetts-Mitarbeiter öfter als einmal im Leben begegnen.

Es sind ungemütliche Zeiten für Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky und ihren Lebensgefährten PhilippIta. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den früheren Kabinettschef von Innenministerin Liese Prokop. Ita war einst als „Mann fürs Grobe“ im Innenministerium verschrien.

Ins Kabinett geholt worden war Ita – wie viele andere – von Ernst Strassers damaligem Kabinettchef Christoph Ulmer. Und dieser, zuvor unter Generalsekretärin Maria Rauch-Kallat in der ÖVP-Parteizentrale tätig, war das wahre Mastermind im Strasser-Kabinett. Ulmer zog die Fäden, machte Politik, rekrutierte das Personal. Auch BIA-Chef Martin Kreutner war eine „Erfindung“ Ulmers. Die beiden Tiroler waren gemeinsam beim Bundesheer – als Nachrichten-Offiziere beim Jagdkommando.

Fachlich war Ulmer unumstritten. Ein ruhiger, aber schneller Denker. Er trat auch zivilisierter auf als manche seiner Kollegen. Und er ließ sich ab und zu auch zu den roten Beamten im Ministerium herab. Allerdings ging einer Audienz bei Ulmer meist eine lange Wartezeit voraus.

2004 schied Ulmer aus dem Kabinett aus, ging nach London zur HSBC Bank, dann zu Vienna Capital Partners, einem Investmentunternehmen, das später auch Ernst Strasser aufnahm – angeblich auf Vermittlung seines früheren Kabinettschefs. Dem Innenministerium blieb Ulmer aber verbunden. Er hatte einen Beratervertrag – unentgeltlich, die Spesen wurden ersetzt – für den Aufbau des neuen digitalen Behördenfunk-Projekts.

Und da schließt sich wieder ein Kreis. Geschäftsführer der Firma Tetron, die den Auftrag für das Funknetz erhalten hatte, war bis November 2007 Bernhard Krumpel– bis 2003 Ulmers Stellvertreter als Kabinettschef. An Tetron beteiligt sind Motorola und Alcatel. Generaldirektor bei Alcatel ist HaraldHimmer, der frühere JVP-Obmann. Und nun ebenfalls dort tätig: Strasser-Prokop-Kabinettsmitarbeiter Wolfgang Gattringer.

Ursprünglich hatte aber nicht Tetron, sondern die „Adonis“-Gruppe den Zuschlag für den Behördenfunk erhalten. Doch der Auftrag wurde vom Ministerium storniert. Was zu nachhaltiger Verstimmung zwischen Raiffeisen und Strasser geführt haben soll. Raiffeisen war an Adonis beteiligt.

Sein Behördenfunk-Beratervertrag sei erfüllt, sagt Ulmer heute. Er übe diese Tätigkeit nicht mehr aus. Allerdings sitzt Ulmer nach wie vor im Beirat der Sicherheitsakademie des Innenministeriums. Eine Zeitlang war Ulmer (wie Ernst Strasser) auch Aufsichtsrat der Staatsdruckerei. Geschäftsführer ebendort: Thomas Zach, einst ebenfalls im Strasser-Kabinett.

Anfang 2008 machte sich Ulmer selbstständig – mit der Personalberatungsagentur Catro. Im Lichte seiner Vergangenheit besehen, ein idealer Job für ihn.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2008)

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