Andrä Rupprechter, der Möchtegern-Kronprinz

Andrä Rupprechter.
Andrä Rupprechter.(c) APA (Gert Eggenberger)
  • Drucken

Eisduschen und Äpfel-Nationalismus: Wie sich der Agrarminister als Alternative zum ÖVP-Chef in Stellung bringt.

Wie Inszenierung geht, muss man Andrä Rupprechter nicht extra erklären: Am Montag nahm auch der Landwirtschaftsminister an der „Ice Bucket Challenge“ teil, einer Aktion, bei der sich Prominente Eiswasser auf den Kopf schütten, um auf die Nervenkrankheit ALS aufmerksam zu machen. Dass Rupprechter insofern schummelte, als er sich auf der Hohen Munde einen Klumpen Schnee am Kopf zerrieb, fiel aufgrund des hehren Motivs nicht ins Gewicht (dass er sich dabei von einem Kameramann des ORF filmen ließ, möglicherweise schon).

Tags darauf biss der ÖVP-Politiker dann kameratauglich in einen Apfel, um zum verstärkten Verzehr regionaler Lebensmittel aufzurufen (siehe dazu auch den Bericht auf Seite13). Anlass war das russische Importverbot für europäische Lebensmittel, das der Agrarbranche millionenschwere Einbußen bescheren könnte. Doch Rupprechter kennt die Gegenstrategie: „Wenn jeder einen Apfel pro Woche mehr isst, dann können wir diesen Marktausfall im Obst- und Gemüsebereich schließen.“

Vom Apfel ist der Schluss zum Kronprinzen nicht mehr weit. Zum Kronprinzen in der ÖVP. Nicht wenige in der Partei haben den Verdacht, dass sich Rupprechter als Parteichef-Alternative in Stellung zu bringen versucht: indem er Dinge tut, die Michael Spindelegger nicht tun würde.

Ob der ÖVP-Obmann die nächsten zwölf Monate in dieser Funktion übersteht, wird erstens von der Regierungsarbeit und zweitens von den ÖVP-Ergebnissen bei den anstehenden Landtagswahlen abhängen. Für Wien und Vorarlberg sind die Prognosen düster. Da droht ein einstelliges Ergebnis, dort der Verlust der Absoluten. Im Burgenland und in der Steiermark ist unwahrscheinlich bzw. offen, ob das Land gedreht werden kann. Dafür wird Josef Pühringer in Oberösterreich wohl den Landeshauptmannsessel verteidigen.

Für manche in der ÖVP hätte ein Parteichef namens Rupprechter jedenfalls durchaus Charme: Einer wie der 53-jährige Tiroler, der zu schrägen Auftritten neigt und gesellschaftspolitisch liberale Positionen vertritt, könnte die ÖVP „aus ihrer konservativen Lethargie reißen“, meint ein Parteimitglied. Allerdings ist die Rupprechter-Fraktion innerhalb der Volkspartei in der Minderheit. Den meisten ist der Landwirtschaftsminister dann doch zu unberechenbar. Wenn, dann kämen am ehesten Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner und Außenminister Sebastian Kurz als Spindelegger-Nachfolger infrage, heißt es.

E-Mails: thomas.prior@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.