Was bleibt von Wiens Uni-Beauftragtem?

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Kein Nachfolger für Alexander Van der Bellen. Der "konkrete Nutze" des Postens sei gering gewesen, heißt es.

Alexander Van der Bellen, der als Kandidat für die Bundespräsidentenwahl wahlwerbend unterwegs ist, hinterlässt eine Lücke. Und zwar in seinem früheren Büro als Beauftragter für Universitäten und Forschung der Stadt Wien – so hieß seine Funktion offiziell.

Da der ehemalige Grünen-Chef für das Amt, das nach der Wahl 2010 aus dem Nichts für ihn geschaffen wurde, nun nicht mehr zur Verfügung steht, könnte man annehmen, dass nach einem Nachfolger gesucht wird. Diese Suche gestaltete sich aber schon 2012 schwierig, als der Wirtschaftsprofessor den Posten erstmals abgeben wollte. Vor allem aufgrund der Job Description: zwar 210.000 Euro Jahresbudget, aber kein Gehalt.

Und so hat man sich in Wien dazu entschieden, den Posten gleich gar nicht mehr nachzubesetzen. Es wird nun wohl niemand mehr die jährlichen Berichte zur Lage des Hochschul- und Forschungsstandorts Wien verfassen. Und auch niemand mehr versuchen, „die Transparenz zwischen Stadt und Universitäten zu verbessern“. Aus Uni-Kreisen ist zu hören, dass Van der Bellens Papiere „schon kompetent geklungen“ haben. Ob dies aber Einfluss auf die Kommunalpolitik hatte, wird dann doch eher bezweifelt. Besonderes Renommee brachte der Posten jedenfalls nicht mit sich, einer breiteren Öffentlichkeit sind die Erfolge Van der Bellens in dieser Position wohl nicht bekannt. Auch von den Uni-Rektoren hörte man bisher wenig dazu, der „konkrete Nutzen sei überschaubar“, jedenfalls leistete der Beauftragte etwas im Forum Fremdenrecht: Er bewirkte weniger bürokratische Hürden für ausländische Studenten oder Wissenschaftler. In der Szene wird grundsätzlich als positiv angemerkt, dass Van der Bellen der Stadtregierung gegenüber kritisch war. Den Willen, etwas zu leisten, wollte ihm wohl niemand absprechen. Symptomatisch ist hier der Sager des ehemaligen Rektors der Med-Uni Wien, Wolfgang Schütz: „Alexander Van der Bellen hat sicher sehr viel Detailwissen. Und vielleicht hat er im Hintergrund bisher einiges erreicht, von dem uns nicht bewusst ist, dass er es war.“

Das Büro des Wirtschaftsprofessors ist schon längere Zeit geräumt. Seit der Wien-Wahl ist es verwaist, der Beauftragte verschwand recht sang- und klanglos von der Bildfläche. Und auch Van der Bellens ständiger Mitarbeiter hat schon einen neuen Job: Robert Kogler ist in den Grünen Parlamentsklub gewechselt und arbeitet dort im Team Bildung, Wissenschaft, Kultur und Jugend. Nun sollen die bisherigen Aufgaben an ein Magistrat übergeben werden. An welches, ist allerdings nicht bekannt.

E-Mails an:Rosa.Schmidt@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.01.2016)

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