Hirschmann: „Eine Große Koalition ist ein Skandal“

(c) APA (Markus Leodolter)
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Steirischer ÖVP-Dissident Hirschmann hält „die Zeit reif“ für Dinkhauser.

Die Presse: Rund um das Antreten von Fritz Dinkhauser kursiert auch Ihr Name als möglicher Kandidat. Ist das realistisch?

Gerhard Hirschmann: Das wäre sicher eine gute Paarung. Nur denke ich nicht, dass es derzeit meine Interessenslage trifft. Meinen Beitrag zur Reform der Republik habe ich geleistet.

Wobei Ihr letzter politischer Versuch nicht ganz den Erwartungen entsprach (der Einzug in den steirischen Landtag bei der Wahl 2005 mit einer eigenen Liste wurde klar verpasst, Anm.). Welche Chancen geben Sie Dinkhauser?

Hirschmann: Die Zeit ist um weitere drei Jahre fortgeschritten und reifer – wie man auch in Tirol gesehen hat, wo 50 Prozent des Erfolgs Dinkhausers ja schon auf die Angefressenheit der Leute auf die Bundespolitik zurückzuführen waren. Man muss daher kein Prophet sein, um zu sagen, dass das BZÖ von Dinkhauser nicht einmal den Auspuff sehen wird.

War der Schritt der ÖVP, die Koalition aufzukündigen, richtig?

Hirschmann: Goldrichtig. Es ist zwar keine Lösung, aber es war eine Erlösung. Ich verabscheue eine Große Koalition, weil sie als Regierungsform korrupt, unfähig und ineffizient, also eigentlich ein Skandal ist. Es blutet einem ja das Herz, was durch das ewige Herumgejeiere alles wie auf einer Verladestation Richtung Heinz-Christian Strache – einen besonderen Dolm der Republik – hinübergeschoben wird.

Ist Wilhelm Molterer der richtige Spitzenkandidat für die ÖVP?

Hirschmann: Zum jetzigen Zeitpunkt ist er der richtige. Karl-Heinz Grasser wäre schillernder, aber nicht erfolgreicher. Dieses ständige Anpatzen der Nummer eins bringt ja nichts. Eigentlich müssten sich die Menschen in der zweiten Reihe fragen, ob sie die richtigen sind. Denn dort geht es um das tägliche Handwerk.

Was wäre Ihre Wunschkonstellation für die Regierung?

Hirschmann: Ein Lagerwahlkampf wäre toll. Zum Beispiel eine klare Ansage: Schwarz-Grün-Dinkhauser. Dafür marschiere ich!

Also Schwarz-Grün?

Hirschmann: Ja, weil es das Einzige wäre, was noch Dynamik bringt. Schwarz-Blau müssen wir ja nicht noch einmal haben. Das Problem bei den Grünen ist allerdings ihre schon lang andauernde Stagnation. Die haben eine Dynamik, die liegt noch hinter den Weinbergschnecken in meinem Garten.


ZUR PERSON: Gerhard Hirschmann hatte zahlreiche Funktionen in der steirischen ÖVP inne und galt als Vordenker. 2005 kandidierte er bei der Landtagswahl gegen Waltraud Klasnic. Die SPÖ gewann.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.07.2008)

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