Die Welt bis gestern: Matter Glanz ohne Glorie

(c) APA (Helmut Fohringer)
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Was tun die letzten Getreuen des „Erzhauses Habsburg“?

Am 30. November wird es in Wien wieder so sein wie alle Jahre seit 1430: Die Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies legen ihre goldenen Kollanen an, breite kunstvolle Schulterketten, um das „Andreasfest“ begehen. Der Gottesdienst zu Ehren seines Patrons ist der Höhepunkt im Jahreslauf dieses hochadeligen Ritterordens. Auch der Apostel Andreas war schließlich nicht irgendwer, sondern der Erstberufene, auch wenn er's nicht zur Publicity wie Petrus, Johannes oder Judas gebracht hat.

Um „in Kostüm und Maske“ erscheinen zu können, muss freilich zuvor die weltliche Schatzkammer der Hofburg kurzfristig „geplündert“ werden: Der Ordenskanzler holt wesentliche Prunkstücke – darunter auch das Schwurkreuz – für die Feier ab. Denn die befinden sich nach wie vor im Besitze des Ordens, sind nur Dauerleihgaben für die Schatzkammer, die zum Kunsthistorischen Museum ressortiert. Einer republikanischen Institution somit. „Souverän“ des Ordens ist der österreichische Reserveoffizier Karl Habsburg, künftiger Chef des Clans, wenn Vater Otto nicht mehr ist.

Österreich und die Monarchisten: Am Montag, dem 12. November, einst als „Tag der Republik“ Staatsfeiertag, für Österreichs Legitimisten verständlicherweise der schwärzeste Tag Österreich-Ungarns, wird man einander im Café Landtmann treffen. Die „Schwarz-gelbe Allianz“ präsentiert ihr Manifest. Mit dabei Lacy Milkovics, einst Generalsekretär von Paneuropa Österreich, getreuester aller getreuen Diener des Hauses Habsburg, jedoch dem Doyen der Familie ein wenig entfremdet. Daher weiß das „Haus Habsburg“ auch nichts von dem bevorstehenden Treff. „Durchwegs junge Leute“, schwärmt Milkovics, „bürgerlich, stinknormal.“ Und was will man? „In einer Demokratie muss auch eine monarchistische Volksbewegung ihren Platz haben“, sagt Milkovics zur „Presse“.

Obmann des Vereins ist Manfred Körner. Der 57-Jährige ist künstlerisch und militärhistorisch unterwegs: „Ich meine, dass der Zeitpunkt mit einem mea maxima culpa aller derjenigen, die seinerzeit so eilfertig an der Zertrümmerung der Monarchie mitgewirkt haben, längst gekommen ist.“

Stefan Siegert ist Schriftführer. Der 23-Jährige: „Ich bin davon überzeugt, dass Mitteleuropa ein gewisses Maß an Einigkeit brauchen wird. Die kann nur durch einen übernationalen Monarchen verkörpert werden.“

Klingt gut, wenn auch nicht gerade praxisnahe. Dass ein Habsburger der Retter sein solle, verlangen die SGA-Monarchisten übrigens mit keinem Wort. Die beiden Söhne Ottos von Habsburg, Karl und Georg, dürften für sich selbst längst die Schimäre auf eine Thronfolge aufgegeben haben. Vor allem die völlig „unstandesgemäße“ Ehe Karls mit der Baronesse Francesca Thyssen-Bornemisza hat schwere Verwerfungen innerhalb des Familienclans erzeugt. Onkel Carl-Ludwig, Ottos Bruder und Bankier in Brüssel, ging mit dem „Thronprätendenten“ scharf ins Gericht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.11.2007)

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