Iran: Beweise für Vergewaltigung von Regime-Kritikern

Foyer der ehemaligen US-Botschaft in Teheran (Laneh Jasoosi =
Foyer der ehemaligen US-Botschaft in Teheran (Laneh Jasoosi = "Höhle der Spione"). Wo früher die Fenster der Reception gewesen sind, hängen heute Bilder von Ayatollah Khomeini (l.) und Ayatollah Chamenei (r.)(c) Die Presse (Seifert)
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Einige der im Zuge der Unruhen nach der Wahl festgenommenen Demonstranten sollen im Gefängnis vergewaltigt und misshandelt worden sein. Nun dürfte es Beweise dafür geben, das Regime gerät unter Druck.

Dem iranischen Parlament (Majlis) liegen Beweise für schwere Misshandlungen von inhaftierten Regierungsgegnern vor. "Es wurde uns bewiesen, dass einige Häftlinge mit einem Schlagstock und einer Wasserflasche vergewaltigt wurden", zitierten die Website Parlemannews und die Website der britischen Zeitung "Guardian" am Donnerstag ein namentlich nicht identifiziertes Mitglied des parlamentarischen Untersuchungsausschusses.

Parlamentspräsident Ali Larijani ließ den Ausschuss einrichten, nachdem der unterlegene Präsidentschaftskandidat Mehdi Karroubi erklärt hatte, einige der im Zuge der Unruhen nach der Wahl festgenommene Demonstranten seien im Gefängnis vergewaltigt und misshandelt worden. Regierungsvertreter hatten die Vorwürfe zurückgewiesen.

Tags zuvor hatte der oberste Führer des Irans, Ajatollah Ali Chamenei, Oppositionsführer zurechtgewiesen, weil sie die Aufmerksamkeit auf die angebliche Missbrauch von Häftlingen gelenkt hatten.

Anfang des Monats hatte der iranische Polizeipräsident die Folter von verhafteten Demonstranten nach der Präsidentschaftswahl zugegeben. Dass Häftlinge daran gestorben sein sollen, wurde allerdings bestritten.

Führung unter Druck

Die Führungselite des Landes gerät nach den jüngsten Enthüllungen zunehmend unter Druck. Mittlerweile will Chamenei auch nicht mehr das Ausland als Drahtzieher hinter den Protesten sehen: Er hat am Donnerstag die Justiz des Landes aufgerufen, sich strikt an Beweise zu halten. Anschuldigungen, dass die Führer der Protestbewegung gegen die umstrittene Wiederwahl von Präsident Mahmud Ahmadinejad im Auftrag westlicher Regierungen gehandelt hätten, seien nicht bewiesen, sagte Ajatollah Ali Chamenei am Mittwochabend nach Angaben des Senders "Press TV".

Bei den Protesten gegen die offiziell verkündete Wiederwahl von Präsident Mahmoud Ahmadinejad waren mindestens 4000 Menschen festgenommen worden, etwa 300 von ihnen sitzen nach offiziellen Angaben noch im Gefängnis. 30 Menschen wurden nach Angaben Teherans getötet, die Opposition spricht von 69 Todesopfern.

Etwa 160 Menschen müssen sich seit Anfang August wegen ihrer Teilnahme an den Protesten vor Gericht verantworten, unter ihnen auch die Französin Clotilde Reiss. Westliche Staaten haben die Verfahren als Schauprozesse kritisiert.

(Ag./Red.)

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