SPÖ: Ohne Plakate und mit Anekdoten von der Oma

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Mit einem sehr persönlich gefärbten Wahlkampf will Peter Kaiser Erster werden. So nah dran war die Partei lang nicht mehr. Und doch könnte es letztlich nicht reichen.

Klagenfurt. Nimmt man das Publikum bei der Spitzenkandidaten-Diskussion der „Kleinen Zeitung“ am Mittwoch in Villach als Maßstab, dann wird der nächste Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser heißen. Während der amtierende, Gerhard Dörfler, immer wieder ausgebuht wurde, bekam der SPÖ-Herausforderer viel Applaus. Nur einmal wurde ihm dieser versagt: Als er erklärte, es müsse nicht automatisch die stimmenstärkste Partei den Landeshauptmann stellen. Dafür hatte er die Lacher auf seiner Seite, als er etwas Positives über seinen Kontrahenten Dörfler sagen sollte: Er bewundere, meinte Kaiser, wie Dörfler nach dem „Pippi-Langstrumpf-Prinzip“ lebe: „Ich mach' mir meine Welt, so wie sie mir gefällt.“

Die wirkliche Welt ist jedoch gerade in Kärnten mitunter eine andere als von der veröffentlichten Meinung suggeriert. So ist der SPÖ der Sieg keineswegs gewiss. Oft wurde dieser in der jüngeren Vergangenheit bereits prophezeit, letztlich waren wieder die Freiheitlichen vorn. So nah dran war die SPÖ aber schon lang nicht mehr.

Der Wahlkampf der SPÖ ist sehr persönlich angelegt. Je nach Ansicht kann man dies berührend oder peinlich finden. Etwa jenes Inserat in Briefform, in dem SPÖ-Landesgeschäftsführer Daniel Fellner seinem kleinen Sohn erklärt, warum er nie mehr zu Hause und ihm nur ein Bild von ihm geblieben sei: da er nun Tag und Nacht dafür kämpfe, dass dieser in einem von der FPK befreiten Land aufwachsen könne und nicht auswandern müsse.

Auch Peter Kaiser selbst vermischt Politisches mit Biografischem. Bei einer Versammlung der SPÖ-Pensionisten in Althofen, einem Heimspiel für den Parade-Enkel Peter Kaiser, erzählt er, wie ihn seine Großmutter geprägt habe, die an einen Großbauern verschenkt worden war. Stets habe sie vor den „Schwarzen“ gewarnt, die nichts für die kleinen Leute übrig hätten. Erst Bruno Kreisky hätte deren Leben geändert. Und auch er, Peter Kaiser selbst, habe sich damals erstmals gleichberechtigt gefühlt, als er einen eigenen Atlas erhielt, ein Freifahrtticket und er am Skikurs teilnehmen konnte. Neben der Abrechnung mit der „korrupten“ FPK kommt hier vor allem sein Versprechen, den Pflege-Regress abzuschaffen, gut an.

Wechselstimmung abgeflaut

42 Veranstaltungen in 35 Orten in vier Tagen will Kaiser, obwohl ziemlich verkühlt, nächste Woche in einer Art Marathon absolvieren. Auf Plakate verzichtet die SPÖ diesmal. Ob sich dies nicht als Fehler erweisen könnte angesichts des Materialaufwands der FPK? „Wenn wir trotzdem gewinnen, wird das richtungsweisend sein.“ Eine Wechselstimmung orte er allemal. Zugegebenermaßen nicht so stark wie im Sommer nach dem Birnbacher-Urteil, aber stark genug.

Allerdings ist der SPÖ-Wahlkampf sehr zielgruppenorientiert. Und die eigenen Funktionäre vermitteln einem eben immer das Gefühl, dass man der Beste sei. Ein Problem, das jedoch nicht nur die Kärntner SPÖ hat. Sondern auch die Konkurrenz von der FPK.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2013)


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