Diktatoren, ein Brief an einen Toten und ''Ulalala''
30.12.2016 um 21:25
Ein "Piraten"-Sohn, Suggestivfragen, ein Landeshauptmann beim Holzhacken oder ein Brief an einen Toten: Die Kärntner Parteien ließen sich allerhand Skurriles einfallen, um Aufmerksamkeit zu bekommen. DiePresse.com gibt einen Überblick über die Auswüchse des Wahlkampfes.
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"Ein Foto ist alles, was dir in den letzten Tagen von mir geblieben ist. (…) Aber, mein kleiner Pirat, das alles mach ich nur für dich." Mit diesen Worten wendet sich SP-Spitzenkandidat Peter Kaiser in Inseraten an seinen Sohn Noah. Auch ein Foto des Jungen sowie das SPÖ-Logo und ein Aufruf zum Urnengang finden sich auf dem "Brief". Unterzeichnet ist er von "Papi"-Kaiser, der sein "Piratenehrenwort" gibt, nach dem 3. März wieder mehr Zeit für sein Kind zu haben - ob als Landeschef oder nicht, führt er nicht an.
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Auch FPK-Parteichef und Landeshauptmann-Vize Kurt Scheuch griff im Wahlkampf zu Papier und Bleistift – und schrieb einen Brief an den verstorbenen Landeshauptmann Jörg Haider. Darin schwärmte er von den vermeintlichen Errungenschaften seiner Partei und den Bergtouren mit Haider. Abgedruckt wurde das Schreiben im freiheitlichen Parteiblatt "Kärntner Nachrichten". Bei vielen Kärntnern sorgte der Brief nur für Kopfschütteln, beim BZÖ für Ärger: Ursula Haubner kritisierte die "völlig unangemessenen Vereinnahmung" ihres Bruders.
(c) APA/GERT EGGENBERGER (GERT EGGENBERGER)
Das BZÖ sorgte mit einem provokanten Videospot für Schlagzeilen. In dem Clip "Wege zur Freiheit" werden mehrere Politiker, darunter Landeschef Gerhard Dörfler und die Brüder Kurt und Uwe Scheuch (FPK), in eine Reihe mit Diktatoren gestellt. Am Ende dann der Aufruf: "Am 3. März Kärnten befreien" – mit der Wahl von Bündnischef Josef Bucher. Mittlerweile hat die FPK eine Einstweilige Verfügung gegen den Spot erreicht - er darf nicht mehr gezeigt werden.
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Für Wirbel sorgte auch ein martialisches Bild der Orangen: Der Abgeordnete Stefan Petzner veröffentlichte via Facebook eine Bearbeitung des Fotos "Raising the Flag on Iwo Jima" von Joe Rosenthal aus dem Zweiten Weltkrieg. In der neuen Variante sieht man eine Kärntner Fahne, den Spruch "Am 3. März 2013: Kärnten befreien", Kurt und Uwe Scheuch sowie den nicht rechtskräftig verurteilten Ex-ÖVP-Chef Josef Martinz in einem Fadenkreuz.
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Das Team Stronach sandte in den Wochen vor der Wahl einen Suggestivfragebogen an die Kärntner Haushalte. Damit sollen die Bürger zur Wahl von Spitzenkandidat Gerhard Köfer motiviert werden. Die Fragen lauten etwa: "Finden Sie es fair unseren Kindern und Enkelkindern gegenüber weitere Schulden zu machen?" Den Brief gibt es in 20 verschiedenen, an Geschlecht, Alter etc. angepassten Versionen. Die Daten wurden von der Post gekauft und mit dem Wählerverzeichnis verbunden.
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Ebenfalls skurril mutet ein Radio-Spot der jungen Partei an. Darin erklärt eine männlich Stimme, dass "da drüben" die Politiker "von FPK, BZÖ, SPÖ und ÖVP" seien, die "lügen, streiten und sich die Taschen vollstopfen". "Das da" seien hingegen "der Gerhard Köfer und sein Freund Frank", die "den Sumpf der Korruption und Freunderlwirtschaft trocken legen" wollen. Der Spot löst allerdings eher Assoziationen mit einer Kindersendung als mit ernsthafter Wahlwerbung aus. (--> zum Spot)
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Die FPK setzt ebenfalls auf das Gehör der Wähler – und zwar mit einem Musikvideo. Zu Bildern von Kärntens Seen und Bergen wird gepriesen: "Mei Kärnten, du bist mei Freid". Dann beginnt eine schnellere Melodie und Geografisches wird geboten: "Der Glockner, der schaut obe, auf'n Wörtehrsee. Unten do tuan's boden und oben ham's an Spaß im Schnee." Das Fazit des Werbesongs: "Ulalala unser Kärnten is a Hit" – daher sollte am 3. März das Kreuzerl bei den Freiheitlichen gemacht werden. (--> zum Spot)
Weniger beschwingt, dafür idyllisch, ist ein anderer FPK-Spot gestaltet. Darin schlendert Landeshauptmann Gerhard Dörfler mit einer Axt auf der Schulter durch den Wald. Er erreicht eine Lichtung, hackt Holz, macht sich ein Lagerfeuer, blickt in die Kamera und sagt: "Auch in Zukunft verlässlich für unser Kärnten". Dann schwebt das Parteilogo ins Bild – samt Wahlaufruf. (--> zum Spot)
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Um verbal gewappnet zu sein, erstellte die FPK für ihre Funktionäre einen Leitfaden. Darin sind Vorwürfe gegen die Spitzenkandidaten von SPÖ, ÖVP, Grünen und BZÖ aufgelistet. So steht in dem Konvolut über SP-Chef Peter Kaiser, dass er keinen Kärntner Anzug besitze. VP-Chef Gabriel Obernosterer (Bild) habe "mit Wolfgang Waldner aus Wien einen Aufpasser zur Seite gestellt bekommen". Und BZÖ-Chef Josef Bucher führe demnach die Wähler mit einer "Mogelkandidatur" hinters Licht. Auffallend an der Liste: Der Spitzenkandidat des Team Stronach, Gerhard Köfer, bleibt als einziger "verschont".(hell)
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