"Die Leute haben einfach die Nase voll gehabt"

Josef Leute haben einfach
Josef Leute haben einfach(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Klubobmann Josef Cap jubelt über das Kärntner Ergebnis. In Niederösterreich sei seine Partei in der Materialschlacht untergegangen.

Die Presse: Herr Klubobmann, hat es dieser großen Skandale bedurft, damit die SPÖ in Kärnten wieder auf Platz eins landet?

Josef Cap: Na ja, neben den Skandalen, die sicherlich wichtig für diese Wählerentscheidungen waren, kommt noch dazu, dass Kärnten eine hohe Arbeitslosigkeit und eine hohe Verschuldung hat. Die Leute haben einfach die Nase voll gehabt, und da bot sich mit Peter Kaiser ein sachorientierter, anständiger Politiker an. Und er hat ein tolles Wahlergebnis erreicht.

Ist es fair, dass die Kärntner ÖVP, obwohl sie auch in Skandale verstrickt war, bei der Wahl nicht abgestraft wurde?

Die ÖVP hat mit Obernosterer und Waldner zwei Persönlichkeiten aufgeboten, die für die Stabilisierung sicherlich einen Beitrag geleistet haben.

In Kärnten war zuletzt auch eine rot-schwarz-grüne Koalition im Gespräch. Wäre das eine Variante für den Bund?

Die Diskussion führe ich nicht. Ich gehe davon aus, dass Rot und Schwarz auch nach der Nationalratswahl gemeinsam die Mehrheit haben. Heute ist einmal ein wichtiger Tag für die SPÖ: Kaiser wäre der fünfte sozialdemokratische Landeshauptmann.

Haben Sie Angst vor Stronach, wenn Sie sein jetziges Ergebnis sehen?

Bei dem Aufwand ist das ein eher bescheidenes Ergebnis.

Niederösterreichs SPÖ hat ein sehr schlechtes Ergebnis eingefahren, was hat sie falsch gemacht?

Die Materialschlacht zwischen Erwin Pröll und Frank Stronach hat auf die SPÖ negative Auswirkungen gehabt. Sachpolitisch ist die niederösterreichische SPÖ gut positioniert. Und Pröll wird gut beraten sein, in der schwierigen Situation, in der sich Niederösterreich befindet, die Zusammenarbeit zu suchen und sich nicht auf seine Mehrheit zu berufen.

Aber wie hätte man verhindern können, dass Erwin Prölls ÖVP wieder die Absolute erhält?

Ein Wählervotum ist immer zu akzeptieren. Aber Pröll hat auf den Wahlplakaten alles getan, um zu verstecken, dass er mit der Volkspartei was zu tun hat. Es kam nur der Name Pröll vor.

Fürchten Sie, dass sich Pröll – gestärkt durch das Wahlergebnis – bundespolitisch nun noch mehr einbringen wird?

Das ist ein Problem, das die ÖVP zu klären hat. Ich nehme an, dass Herr Pröll auf der Telefonliste der ÖVP-Persönlichkeiten weiterhin den ersten Platz innehaben wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2013)


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.