Modern, weltoffen, nicht national: Ein untypischer Freiheitlicher soll die FPK wieder auf Kurs bringen

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Nach der Niederlage bei der Landtagswahl war Soziallandesrat Christian Ragger der logische Kandidat für einen Neuanfang der Partei.

Klagenfurt/Wien. Im Führungsquartett der Kärntner Freiheitlichen spielte Christian Ragger einen unauffälligen Part. Gerhard Dörfler gab den jovialen Landesvater, dem die freiheitliche Führungspartie fast ein bisschen peinlich war. Uwe Scheuch – und später sein Bruder Kurt – spielte den forschen Draufgänger, den Prototypen des Haider-Buberls mit den Attributen fesch, jung, frech. Harald Dobernig deckte das traditionelle nationale Lager der Freiheitlichen ab: Jung an Lebensjahren, aber von den politischen Ausrichtung noch fest im nationalen Lagerkampf des 19. Jahrhunderts verwurzelt.

Und dann gab es eben noch Christian Ragger. Der Soziallandesrat erledigte seinen Job unauffällig, schrille Töne sind von ihm nicht überliefert. Und außerhalb Kärntens ist er ein weitgehend unbeschriebenes Blatt. Das gilt auch für die zahlreichen Affären rund um die Freiheitlichen: Als einziger aus der Landesratsriege ist er nur am Rande in diese involviert.

Unauffälligkeit als Karriere-Turbo

Gerade diese Unauffälligkeit sollte zum Atout für die künftige Karriere des 40-jährigen werden. Nach dem Debakel der Freiheitlichen bei der Landtagswahl war er der logische Kandidat für einen Neustart der Partei.

In der Politik ist Ragger schon lange. Beim Ring Freiheitlicher Jugend lernte er schon vor 20 Jahren Heinz-Christian Strache kennen, zu dem er laut eigenen Angaben seit damals ein freundschaftliches Verhältnis und eine gute Gesprächsbasis hat. 1999 zog er als 26-Jähriger in den Kärntner Landtag. Er sei damals in die Politik gegangen, um gegen das Proporzsystem im Land vorzugehen, sagt er heute. Nach der letzten Wahl 2008 wurde er Soziallandesrat und gab für diese Position seine Rechtsanwaltskanzlei auf, die er in den Jahren davor aufgebaut hatte.

Seine Ära war geprägt von Einsparungen im Sozialbereich: Die Kürzung des Heizkostenzuschusses und die Wiedereinführung des Pflegeregresses (Kinder müssen bei Pflegebedürftigkeit der Eltern mitzahlen) lieferte der SPÖ wesentliche Wahlkampfmunition. Der neue Landeshauptmann Peter Kaiser hat schon angekündigt, als wichtigstes Vorhaben den Pflegeregress wieder abzuschaffen.

Ragger hat sich in den vergangenen Jahren durchaus Respekt verschafft. Er sei hart in der Sache, aber vom Stil her mit den Scheuch-Brüdern nicht vergleichbar – und sicher einer der Besseren bei der FPK, sagt ein politischer Konkurrent, der aber bei so viel Lob seinen Namen nicht veröffentlicht haben will.

Entscheidend für Ragger wird, ob er sich jetzt innerparteilich durchsetzen und einen überzeugenden Neuanfang schaffen kann. Das hängt auch damit zusammen, ob seine bisherigen Regierungskollegen weiterhin eine Rolle in der FPK spielen werden. Noch-Landeshauptmann Gerhard Dörfler wird jedenfalls in den Landtag einziehen, Kurt Scheuch will wieder Klubobmann werden, über das Schicksal von Harald Dobernig ist noch nichts bekannt. So könnte der Spielraum des neuen Parteichefs begrenzt sein.

Gegenspieler von Landesrat Dobernig

Gerade Dobernig dürfte da aber schlechte Karten haben. Ragger gilt als innerparteilicher Gegenspieler des früheren Haider-Sekretärs, der enge Verbindungen zu den starken „Heimatverbänden“ hat, und der den Kärntner Slowenen schon abgesprochen hat, „echte Kärntner“ zu sein. Ragger war selbst einmal kurz bei einer Burschenschaft, gilt aber nicht als national, sondern wird als modern und weltoffen beschrieben. Dazu passt, dass er einen Teil seines Studiums in Italien, an der Universität Teramo in der Region Abruzzen, absolviert hat. Ragger ist verheiratet und hat einen Sohn und eine Tochter. Er lebt mit seiner Familie in Wolfsberg.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2013)

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