"Der Hamas-Nachbar ist weg, aber wir sind noch zuhause"

(c) EPA (ABED AL HAFIZ HASHLAMOUN)
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Journalisten ist es derzeit nicht möglich in den Gazastreifen zu kommen. Um eine Idee von dem täglichen Leben dort zu bekommen, bleiben nur Internet-Tagesbücher oder Telefonate. Das folgende ist wenigstens der Versuch einen Eindruck zu bekommen.

Alltag im Gaza. Die meisten der 1,5 Millionen Palästinenser, die dort leben, haben seit Beginn der israelischen Luftangriffe kaum ihre Häuser verlassen. Hier gibt es keine Luftschutzbunker, keine Sirenen, die vor dem nächsten Bombardement warnen. In Intenet-Tagebüchern berichten manche von ihnen von ihrem täglichen Leben.

„Seit Tagen gibt es keinen Ort, an dem wir sitzen können, ohne irgendwelche Explosionen zu hören", beschreibt der Arbeiter Muhammad Al-Scharif und führt fort: „Die letzte Nacht war die schlimmste meines Lebens für mich meine Frau und mein Kind. Wir haben versucht, uns in verschiedenen Ecken unserer Wohnung zu verstecken. Die Fenster haben wir weit geöffnet. Jeder sagt die Fenster müssen offen bleiben, damit sie nicht von den Druckwellen der Bomben bersten".

Es gibt keinen Schutz, schreibt auch die 23jährige Studentin Majed Badra. „Wir sitzen zu Hause hören die Nachrichten im Radio, horchen wo die Bomben explodieren und lauschen, ob wir Kampfjets oder Kampfhubschrauber hören, um dann zu sehen, was als nächstes passiert".

Die israelische Journalistin Amira Haas schreibt in der israelischen Tageszeitung Haaretz. „Abu Salahs Familie lebt im Nasser-Viertel in Gaza, nahe genug, um die Bomben zu hören, die im Hause des Hamas Premierministers Ismail Haniyjeh einschlagen, und in der Nähe der Angriffe auf dessen Büro, die auch ein Gebäude der UNO getroffen haben". Die Kinder wollten aus dem Haus, aber Abu Saleh hat es ihnen verboten „Wer weiß schon, was draußen passiert, obwohl wir haben auch keine Ahnung, was uns drinnen im Haus passieren kann", sagt Abu Saleh. Von Mitternacht bis sieben Uhr morgens habe die Familie nicht geschlafen vom steten Lärm Bombeneinschläge und der Krankenwagen.

Haas beschreibt die Folgen eines Angriffs auf das Haus von Riad Al-Attar, einem Hamas-Kommandeur. Eine Rakete traf sein Haus. Al-Attar war nicht zu Hause. Eine weitere schlug 300 Meter davon entfernt in ein, in das Haus der Abbasi Familie. Drei Kinder liegen tot unter den Trümmern, Sadki (3), Ahmad (12) und Muhammad (14). Drei andere Kinder wurden verwundet. „Alle Eltern wissen, dass die Häuser nicht sicher sind, aber die Straße ist es auch nicht", zitiert die israelische Journalistin eine besorgte Mutter namens Umm Basel. „Vielleicht", sagt sie, „lebt nebenan jemand vom militärischen Flügel von Hamas. Er ist nicht zu Hause, aber wir sind es".

Krieg in Gaza, das ist eine ganz besondere Situation. In den meisten Kriegen flüchten die Zivilisten aus dem Kampfgebiet. Im Libanon-Krieg im Sommer 2006 war ein Großteil der Zivilbevölkerung aus dem Kampfgebiet im Süden in den relativ sicheren Norden geflohen. Nicht so im Gazastreifen, der vollkommen von der Außenwelt abgeriegelt ist. Für dessen Bewohner ist er riesiges Freiluftgefängnis mit einem Krieg aus dem es kein Entkommen gibt.

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