Der UN-Diplomat berichtete dem UN-Sicherheitsrat über seine Eindrücke vor Ort. Indes hat Israel in der Nacht auf Mittwoch wieder Schmugglertunnel bombardiert.
Der Nothilfekoordinator der Vereinten Nationen, Unter-Generalsekretär John Holmes, hat den Gazastreifen nach den israelischen Angriffen mit einem "riesigen Freilichtgefängnis ohne Normalität und Menschenwürde" verglichen. Holmes berichtete dem Weltsicherheitsrat am Dienstagabend über seine Eindrücke bei einem Besuch in dem Gebiet in der vergangenen Woche.
"Massive humanitäre Hilfe" nötig
Demnach brauchen die Palästinenser "massive humanitäre Hilfe" zum Überleben und zum Wiederaufbau ihrer Wohnhäuser. "90 Prozent der 1,3 Millionen Menschen im Gazastreifen ist auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen", sagte Holmes.
Er appellierte an den Sicherheitsrat, mit dafür zu sorgen, dass alle Grenzübergänge zwischen Israel und dem Gazastreifen geöffnet werden, damit die angemessene Versorgung der Bevölkerung sichergestellt werden könne. Derzeit könnten durch die Beschränkungen der Israelis lediglich 120 Lastwagen mit Hilfsgütern pro Tag in das zerstörte Gebiet.
500 Lastwagen pro Tag nötig
Gebraucht würden aber wenigstens 500 Ladungen pro Tag, erklärte der Nothilfekoordinator dem höchsten UN-Gremium. Seinen Angaben nach häuften sich in Ägypten bereits Hilfsmittel, die im Gazastreifen dringend benötigt werden.
Die Leiterin des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNWRA), Karen AbuZayd, forderte die Untersuchung von Verstößen gegen internationales Recht, einschließlich der israelischen Angriffe auf UN-Einrichtungen im Gazastreifen. Außer humanitärer Hilfe sei auch Unterstützung im politischen Bereich erforderlich. Sie appellierte an den Sicherheitsrat, "einen Teil der Last zu schultern, damit wieder Normalität im Gazastreifen eintreten kann."
Israel bombardiert Schmugglertunnel
Indes hat die israelische Luftwaffe nach palästinensischen Augenzeugenberichten Schmugglertunnel am frühen Mittwochmorgen an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten bombardiert. Durch diese Tunnel bei Rafah werden nach israelischer Darstellung aus Ägypten Waffen in den Gazastreifen eingeschmuggelt. Hunderte Menschen seien geflohen, hieß es.
Die gut eine Woche alte Waffenruhe im Gazastreifen zwischen Israel und der radikalen Hamas war am Dienstag bei einem tödlichen Bombenanschlag auf eine israelische Militärpatrouille erstmals ernsthaft gebrochen worden. Ein israelischer Soldat wurde getötet, drei Soldaten wurden verletzt.
Vor dem Gaza-Krieg lief ein Großteil des Waffenschmuggels durch 200 bis 400 Tunnel an der 12 Kilometer langen Grenze zwischen Ägypten und dem Gazastreifen. Das System soll durch israelische Angriffe weitgehend zerstört worden sein.
Mitchell bemüht sich um Waffenruhe
Der Sondergesandte der USA, George Mitchell, bemüht sich unterdessen um eine Festigung der prekären Waffenruhe. Washington unterstütze die Vermittlungsbemühungen Ägyptens, sagte der Ex-Senator am Mittwoch nach Gesprächen mit Präsident Hosni Mubarak in Kairo. "Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Waffenruhe ausgedehnt und gefestigt wird", unterstrich Mitchell, der Ägypten für die Bemühungen um eine Entschärfung des Konflikts zwischen Israel und der radikalen Palästinenserorganisation Hamas dankte. "Wir unterstützen die dauerhaften Bemühungen Ägyptens", sagte er.
Nach seiner bevorstehenden Israel-Visite will Mitchell in Ramallah mit der palästinensischen Regierung sprechen, nicht aber mit Vertretern der im Gazastreifen herrschenden Hamas. Auf seinem Programm stehen sodann Besuche in Jordanien, der Türkei und Saudi-Arabien. Israels Regierungssprecher Mark Regev erklärte am Mittwoch in Jerusalem: "Wenn Hamas den Waffenstillstand untergräbt, ist sie allein für die Konsequenzen verantwortlich."
(Ag.)