Fritz fix in Tirol, Christen sammeln, LIF & Linke tüfteln

(c) Reuters (Herbert Neubauer)
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Viele kleine Parteien überlegen. Nur wenige werden am Wahlzettel stehen.

Wien. Wann, wenn nicht jetzt: Die Chance für Kleinparteien, Wähler der Großparteien zu gewinnen oder im Nichtwähler-Pool zu fischen, ist groß wie nie. Viele Listen-Führer überlegen nun, bei der Nationalratswahl anzutreten. Wobei es wohl nur wenige auf den Stimmzettel schaffen dürften.

Die Liste Fritz tritt fix in Tirol an. „Das ist für mich eine Verpflichtung“, sagt Fritz Dinkhauser, der es bei der Landtagswahl mit 18,3 Prozent auf Anhieb zur Nummer zwei in seiner Heimat brachte. Und im Rest des Landes? „Vom Herzen her ja. Aber vom Hirn her? Da braucht es noch Leute, die mitmachen“, meint Dinkhauser. Bereits heute werde er in Wien Gespräche mit diversen Gruppen führen, die an ihn herangetreten seien – Ärzte, Gewerkschafter, Bürgermeister. Es bestehe der Wunsch nach einer politischen Alternative. Ob eine bundesweite Kandidatur in der kurzen Zeit bis zur Wahl möglich sei, hänge eben von den Unterstützern ab.

Ähnlich geht es derzeit Alexander Zach. Auch er will mit seinem Liberalen Forum wieder eigenständig zur Nationalratswahl antreten. 2006 gab es ein Bündnis mit der SPÖ. „Das steht diesmal aber nicht zur Diskussion. Das ist keine Option“, sagt Zach, der sich zuletzt deutlich von der Faymann-SPÖ und dem neuen roten EU-Kurs distanziert hatte. Das LIF, so hofft Zach, könnte enttäuschte Sozialdemokraten für sich gewinnen, die sonst zu den Grünen gehen würden. Doch wie Dinkhauser braucht auch Zach Mitstreiter. „Es kommt darauf an, ob wir es schaffen, eine tatkräftige Gruppe mit bekannten und neuen Gesichtern für den Wahlkampf aufzustellen.“

Linkspartei: Termin zu früh

Zu früh kommt der Wahltermin höchstwahrscheinlich auch für die neue Linkspartei, die sich am Wochenende in Wien konstituiert hat. Am ersten bundesweiten „Ratschlag“ des Linksprojekts im Amerlinghaus im 7. Bezirk hatten 70 Linke aus sieben Bundesländern teilgenommen. „Wir wollen uns langsam und seriös aufstellen. Wir wollen keine Husch-Pfusch-Partei werden“, sagt Initiator Hermann Dworczak. Daher müsse man sich gut überlegen, ob man jetzt schon zur Wahl antrete. „Es hängt davon ab, ob ein breites Bündnis aus linken Sozialdemokraten und linken Grünen, der KPÖ und anderen linken Gruppen zustande kommt.“ Ein Wahlprogramm gäbe es bereits: Gegen Privatisierung und Neoliberalismus. Gegen den EU-Reformvertrag. Für mehr Betten in Spitälern. Weg von der Spar-Ideologie. Radikale Umverteilung. Dworczak war einst beim VSStÖ aktiv, ehe er 1968 aus der SPÖ austrat. Seither gehörte er verschiedenen Linksgruppierungen an wie der SOAL (Sozialistische Alternative).

Bundesweit antreten wollen auch „Die Christen“. Bei der Landtagswahl in Niederösterreich kamen sie auf 0,7 Prozent, in Tirol gar auf 1,4 Prozent. „Wenn wir die nötigen Unterschriften schaffen, kandidieren wir im ganzen Land“, sagt Generalsekretär Gernot Steier. In Tirol und Niederösterreich ist das problemlos gelungen.

Hans-Peter Martin überlegt

Hans-Peter Martin, der 2006 trotz Wohlwollens der „Kronen Zeitung“ nur 2,8 Prozent der Stimmen erringen konnte, überlegt ebenfalls, wieder anzutreten. Eine Entscheidung sei allerdings noch nicht gefallen. Und sogar der Schauspieler Karlheinz Hackl denkt nun daran, sich politisch zu engagieren. Eine Partei mit dem Namen „Soziale Kultur Österreichs“ will er gründen. Er könne sich vorstellen, bei der Nationalratswahl anzutreten. „Vielleicht bin ich Don Quichotte, vielleicht lachen die Leute.“ Hackls Programm: Inflationsbekämpfung, Abbau von Vorurteilen, eine bessere Umwelt- und Bildungspolitik sowie eine Pro-EU-Linie. Zudem dürfe die Kultur „nicht totgespart“ werden. „Viele schimpfen auf Oper und Theater und waren noch nie dort.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.07.2008)

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