Dinkhauser nun auf Kandidatensuche

(c) APA (Thomas Boehm)
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Das bundesweite Antreten der Bürgerliste ist nun fix: Ex-AK-Chef als Zugpferd. Die politischen Gegner in Tirol reagierten sehr kritisch auf Dinkhausers Entscheidung.

Innsbruck. Nach intensivem Nachdenken hat Fritz Dinkhauser am Dienstag in Innsbruck die Kandidatur seines „Bürgerforums“ bei der Nationalratswahl angekündigt. Er selbst wird Spitzenkandidat sein. Als Grund für seine Entscheidung gab der ehemalige AK-Präsident an: „Es braucht in Österreich einen Wechsel in der Politik.“ Man sei, so Dinkhauser, den Tirolern in besonderer Weise verpflichtet, andererseits gebe es aber die „riesige Sorge“ um die politische Kultur in Österreich. Wie er seine Forderungen umsetzen wolle? „Das einzige Rezept, das ich liefern kann, bin ich selbst.“

Ab sofort will der „ÖVP-Rebell“ in den Bundesländern auf Kandidatensuche gehen. Sein Wahlziel beziffert er mit „sechs bis sieben Prozent“. Umfragen zufolge ist dieses Ziel möglich. Die Finanzierung sei gesichert, sagt der 68-Jährige. Er will keine Namen von Sponsoren nennen, betont aber, dass man sich in niemandes Abhängigkeit begeben habe.

Aus dem persönlichen Umfeld des frisch gebackenen Spitzenkandidaten ist zu hören, dass er noch am Montagnachmittag eine österreichweite Kandidatur in Frage gestellt hatte. Seine Frau Heidi habe genug vom Wahlkämpfen, hatte Dinkhauser Freunden anvertraut. Er habe ihr versprechen müssen, seine politische Arbeit auf Tirol zu beschränken. Bei der Sitzung des Bürgerforums wurde er am Abend aber offensichtlich von seinen Gesinnungsfreunden umgestimmt.

Anti-EU-Initiative enttäuscht

Die politischen Gegner in Tirol reagierten sehr kritisch auf Dinkhausers Entscheidung. So bezichtigte ÖVP-Geschäftsführer Hannes Rauch den Chef des Bürgerforums des „politischen Sesselspringens“. Das Land Tirol sei Dinkhauser offensichtlich nicht wichtig genug. Für den grünen Klubchef Georg Willi hat die Liste Dinkhauser eine „fragwürdige Sozialkompetenz“.

Enttäuscht zeigten sich der Obmann der EU-kritischen Initiative „Rettet Österreich“, Karl Nowak, sowie der Sprecher der „Plattform freier Bürgerlisten“(FBL) im Burgenland, Wolfgang Rauter. Beide seien keine Kandidaten auf seiner Liste, hatte Dinkhauser via „ZiB 2“ wissen lassen.

Nowak wies daraufhin, dass man „mehrfach zusammengesessen“ sei und sich gut verstanden habe. Deshalb sei es sehr schade, dass „man nicht gemeinsam etwas macht“. Er, Nowak, habe ein „komisches Gefühl“ und wisse nicht, wer hinter der Absage des Bürgerforum-Obmannes stecke. Die Initiative „Rettet Österreich“ will nun aber selbst bei der Wahl antreten. FBL-Sprecher Wolfgang Rauter hat noch nicht ganz aufgegeben. Wer auf die Liste kommt, stehe noch in den Sternen, betonte er.

Nicht vollständig von einer österreichweiten Kandidatur der Liste Dinkhauser überzeugt ist Fritz Gurgiser, der sich in Tirol als Transit-Bekämpfer einen Namen gemacht hat. Er hatte im Vorfeld der Entscheidung darauf hingewiesen, dass man den Tirolern im Wort stehe. Weil die Entscheidung zur Kandidatur einstimmig gefallen ist, muss allerdings auch Gurgiser mitgestimmt haben.

auf einen blick

Bei der Tiroler Landtagswahlwurde Fritz Dinkhausers Bürgerliste mit einem Stimmenanteil von 18,3 Prozent auf Anhieb zweitstärkste politische Kraft hinter der ÖVP. Dieser Erfolg lässt den Ex-AK-Präsidenten auf ein Grundmandat in seinem Heimatland hoffen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.07.2008)

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