Strache: „Dreierkoalitionen sind unvernünftig“

(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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FPÖ-Chef Strache will in die nächste Regierung, hält den fundamentalistischen Islam für den Faschismus des 21. Jahrhunderts und brät keine Wildsau in Istanbul.

Die Presse: Sie werden immer wieder als Kopie Jörg Haiders verulkt. Warum verwenden Sie dann einen seiner alten Wahlsprüche (Sie sind gegen ihn, weil er für euch ist)?

Heinz-Christian Strache: Weil er geistiges Eigentum der FPÖ ist. Und wenn einer eine Kopie von jemandem ist, dann Jörg Haider von Heide Schmidt. Beide haben das Original, die FPÖ, verlassen und alle Grundsätze über Bord geworfen.

Um Vizekanzler zu werden, brauchen Sie das BZÖ vielleicht.

Strache: Wieso? Es könnte sich mit uns auch eine Zweierkoalition ausgehen. Dreierkoalitionen sind ohnehin unvernünftig.


Hätten Sie es nicht schwer, eine Regierungsbeteiligung in der FPÖ durchzusetzen?

Strache: Ganz im Gegenteil. Wir wollen so stark werden, dass die anderen die Ausgrenzung beenden müssen. Bis dato sagen ja sowohl Molterer als auch Faymann, dass sie mit uns keine Koalition bilden wollen, provozieren aber Neuwahlen um zig Millionen Euro, um nachher offensichtlich weiterzuwurschteln wie bisher.

Ihr Parteifreund Andreas Mölzer stellt Bedingungen auf, die kaum eine Partei erfüllen wird.

Strache: Wieso? Man will eine Volksabstimmung zur EU-Verfassung...

Da kann schon einmal die ÖVP nicht mit.

Strache: Wenn die ÖVP von einer Nochgroßpartei zu einer kleineren Mittelpartei mutiert, wird der Druck in der ÖVP groß werden. Und dann ist der Herr Molterer am 28.September Geschichte.

Eines Ihrer Hauptthemen im Wahlkampf ist die Ausländerpolitik. Haben Sie Angst vor Ausländern?

Strache: Wir unterscheiden zwischen anständigen und unanständigen Menschen. Die gibt es bei Ausländern und Inländern. Und dass es 2006 14.000 straffällige Asylwerber gab, zeigt die Statistik.

Also haben Sie Angst?

Strache: Nein. Es haben aber viele Österreicher Angst, weil der einzige Aufbruch, den sie in den letzten Jahren erlebt haben, der Aufbruch ihrer Autos und Häuser ist.

Warum engagieren Sie sich eigentlich so betont für die Serben? Sind das bessere Ausländer als Kroaten?

Strache: Das ist nicht richtig. Ich engagiere mich für Gerechtigkeit. Österreichs Neutralität darf nicht tagtäglich mit Füßen getreten werden, so wie unsere Außenministerin völkerrechtswidrig für den Kosovo Partei ergriffen hat.

Mit „Daham statt Islam“ zeigen Sie aber, dass Sie sich Ausländer bestimmter Herkunft nicht wünschen.

Strache: Nein. Da geht es um Kritik an einem totalitären System, das meine Vorfahren durchaus auch einmal in der katholischen Kirche erkannt haben, bis wir endlich eine Säkularisierung der Gesellschaft erreicht haben. Deshalb ist wichtig, dass sich radikale Islamisten nicht hinter einer Religionsgemeinschaft verstecken können, um den Faschismus des 21.Jahrhunderts festsetzen zu können.

Das ist aber ein Problem einer Minderheit der Zuwanderer.

Strache: Das ist kein kleines Problem. Von den 400.000 Moslems in Österreich tendiert leider die Hälfte sehr stark in Richtung Fundamentalismus. Das empfinden viele Österreicher als Türkenproblem. Deshalb gehört die unkontrollierte Massenzuwanderung abgestellt.

Was ist mit denen, die da sind?

Strache: Wer keine Arbeit hat und auf Dauer unserem Sozialsystem auf der Tasche liegt, muss wieder nach Hause. Wir können die nicht Jahrzehnte durchfüttern. Und auch für Kriminelle ist kein Platz.

Und wer arbeitet, nicht kriminell wird und sich trotzdem nicht anpasst, was ist mit dem?

Strache: Man muss die Leute fragen, warum sie hier leben, wenn sie unsere Kultur nicht achten wollen. Man kann keinen Hammelbraten im Gemeindebau braten, ich würde ja auch keine Wildsau in Istanbul grillen.

Wie weit geht Anpassung bei Religion?

Strache: Religionsfreiheit ist das höchste Gut. Aber dazu braucht es kein Siegessymbol über die Christen wie Muezzin oder Minarett.

Sie schlagen eine Inländer- und eine Ausländerkrankenkasse vor. Mit gleichen Beiträgen und Leistungen?

Strache: Für alle die besten Grundleistungen, aber Sonderleistungen für Zuwanderer nur nach und nach.

Welche Sonderleistungen?

Strache: Soziale Wohnungen, Familienbeihilfe, Kindergeld etc.

Das geht ja dann weit über die Krankenversicherung hinaus.

Strache: Wir wollen ja auch das Sozialsystem als Ganzes umstellen.

Warum sind Sie gegen einen EU-Austritt, wenn die EU so schlecht ist?

Strache: Wir sind ein Teil Europas und werden immer einer bleiben. Wir wollen nur ein anderes Europa, das mehr ist als die EU.

Wünschen Sie sich allen Ernstes den Schilling zurück?

Strache: Der Euro heißt zu Recht im Volksmund Teuro. Dass es auch anders geht, zeigt die Schweiz.

Weil es dort ja so billig ist...

Strache: Die Kaufkraft der Schweizer ist heute besser als vor 15 Jahren. Es wäre also gescheiter gewesen, nicht der EU beizutreten. Aber ein einmal beschrittener Prozess ist nicht umkehrbar.

Ihre alten „Wehrsportfotos“ sind im Wahlkampfthema ein Thema. Sie sollen die Fotos manipuliert haben?

Strache: Völliger Unsinn. Die angeblichen Enthüllungen sind alte Hüte, die niemanden hinter dem Ofen hervorlocken. Das beeindruckt die Österreicher sicher nicht.

ZUR PERSON

Heinz-Christian Strache (39) war Bezirksrat, dann Gemeinderat in Wien. 2005 übernahm er nach der Abspaltung des BZÖ die FPÖ. Seit 2006 ist er auch Klubobmann im Parlament. Im Jänner 2007 tauchten Jugendfotos beim Schießen im Wald auf. Strache dementierte Wehrsportübungen und sprach von Paintballspielen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.09.2008)

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