Stronach: "Früher wurdest du erschossen, heute beschimpft"

Stronach Frueher wurdest erschossen
Stronach Frueher wurdest erschossen c APA HERBERT PFARRHOFER HERBERT PFARRHOFER
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Frank Stronach im Kampf gegen das System. Als "Selbstmotivator"; ist er dabei durchaus unterhaltsam. Sein aktueller Lieblingsfeind? Eindeutig Erwin Pröll.

Graz. Bill Clinton erscheint auf der Videowand. „Frank, ich bin stolz, dich zu kennen“, sagt der ehemalige US-Präsident. Und Larry King, der legendäre Talkmaster, schmeichelt seinem „friend Frank“: „Du hast mit Magna so viel für die Welt getan, dazu gratuliere ich dir!“

Frank Stronach, Milliardär und Neopolitiker, betritt kurz nach diesem Spot die Bühne der FH Joanneum in Graz. Es soll eigentlich kein Wahlkampfauftritt werden, Stronach soll einen Vortrag zum Thema „Selbstmotivation – Wir beschreiten neue Wege“ halten. Aber am 3. März wird in Kärnten und Niederösterreich gewählt. Applaus brandet auf, in der ersten Reihe erheben sich Stronachs Parteifreunde von ihren Stühlen: Gerhard Köfer, Ex-SPÖ-Mitglied und Spitzenkandidat in Kärnten. Waltraud Dietrich, ehemalige FPÖ-Klubchefin in der Steiermark. Etwas abseits steht Matthias Dollinger, ehemaliger Profikicker und nun ebenso für Stronach in Kärnten im Einsatz.

Der 80-Jährige erzählt seine Lebensgeschichte. Nicht uncharmant, unaufgeregt und ruhig – kein Vergleich zu seinen Fernsehauftritten. „Ich wollte nie mehr hungrig sein“, fasst er seinen Antrieb zusammen. Zwischendurch geht Stronach auch als Komödiant durch. Einmal, so erzählt er, hätte er auf einem Golfplatz als Balljunge arbeiten sollen. „Vielleicht wäre ich ein berühmter Golfer geworden, aber da hätte ich nicht so gut verdient.“ Doch die Anekdoten haben bald ein Ende, dann steht nur noch die Wahlwerbung im Vordergrund. Der gelernte Werkzeugmacher präsentiert sich als Macher: „Ich bin sehr gut im Problemelösen.“ Jetzt, wo er die finanziellen Mittel habe, wolle er seinem Heimatland etwas zurückgeben, sagt Stronach. „Mein Gewissen sagt mir: Frank, mach das!“ Kopfnicken im Publikum.

„Scheindemokratie ÖVP“

In Österreich liege vieles im Argen: „Wenn du kein Parteibuch hast, ein bisserl kritisierst, dann hast sofort eine Steuerprüfung.“ Ausgeteilt wird gegen alle, vor allem aber gegen die ÖVP und Erwin Pröll, den Stronach bei der Niederösterreich-Wahl am 3. März herausfordert: Die ÖVP sei eine Scheindemokratie. „Da reden die Bünde mit. Und Pröll auch ein bisschen.“ Das Publikum ist amüsiert.

„Österreich zahlt zehn Milliarden Euro Zinsen im Jahr“, erregt sich Stronach wenig später. „Stellt euch vor, was man damit alles machen könnte.“ Mit dem Publikum ist er per Du. Man könne zum Beispiel in die Forschung investieren, denn diese „ist das Fundament der Zukunft“. Der Vortrag strotzt vor Stehsätzen. Darin unterscheidet sich Stronach nicht von den gelernten Politikern. Doch sein Werdegang, sein Erfolg im Ausland sind für das Publikum Beweis genug, dem Mann zu glauben. Manche machen sich sogar Notizen.

Am Ende stilisiert sich Stronach noch ein bisschen als Freiheitskämpfer. Er sei bereit, sein Geld, seinen Namen, seinen Ruf für den Systemwandel zu opfern. „Früher, es ist noch nicht so lange her, wurdest du erschossen, wenn du mehr Freiheit wolltest“, so Stronach. „Heute sind wir kultivierter, heute wird man nur mehr beschimpft und durch den Dreck gezogen.“

Der letzte Satz ist ein dezenter Hinweis. „Wenn ihr mit einem System nicht zufrieden seid, dann müsst ihr anders wählen“, ruft Stronach in das Audimax. Ein Selbstmotivationsseminar? Davon kann längst keine Rede mehr sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2013)

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