1,4 Millionen Niederösterreicher sind im schwarzen Kernland an die Urnen gerufen. Zwei Fragen dominieren die Wahl: Hält die ÖVP die absolute Mehrheit - und wie schneidet Frank Stronach bei seinem Polit-Debüt ab?
„Das Ergebnis schmerzt", sagt Erwin Pröll. Es ist der 16. Mai 1993. Niederösterreichs VP-Landeshauptmann hat soeben die absolute Mandats-Mehrheit verloren. Und das bei seinem ersten Antreten als VP-Spitzenkandidat. Drei triumphale Wahlerfolge und 20 Jahre später muss Pröll nun wieder zittern. Nach dem „schmutzigsten" Wahlkampf aller Zeiten - so sieht das die ÖVP - sind rund 1,4 Millionen Niederösterreicher an die Urnen gerufen.
Finale im Wahlkampf um Niederösterreich: Das größte Bundesland wird derzeit mit Plakaten zugepflastert. Die Parteien schenken sich dabei nichts, die Angriffe auf die Konkurrenz fallen aber durchaus humorvoll aus. Und dann wären da noch die – mitunter skurrilen - Wahlkampfgeschenke – vom blauen Likör bis zum "Saubertrank". Was so alles plakatiert und verteilt wird: Ein Aus- und Streifzug.
(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
Das niederösterreichische Wahlrecht macht es möglich: Wer auf dem Stimmzettel Erwin Pröll und eine andere Partei als die ÖVP ankreuzt, der wählt die ÖVP. In Österreichs größtem Bundesland gilt nämlich Vorzugsstimme vor Partei, weshalb Erwin Pröll auch von etlichen Plakatwänden lacht.
(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
Das vielleicht umstrittenste Plakat des Wahlkampfs: Nach Ansicht von Kritikern suggeriert das ÖVP-Sujet fälschlicherweise, dass Erwin Pröll auch als Landeshauptmann direkt wählbar ist.
Der SPÖ erinnert Erwin Pröll indes an einen alten Freund, der mittlerweile erstinstanzlich zu einer Haftstrafe verurteilt wurde.
(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
Die Sozialdemokraten haben im schwarzen Kernland seit jeher einen schweren Stand, diesmal aber mit dem Verspekulieren der Wohnbaugelder zumindest ein vielversprechendes Wahlkampfthema, das ebenfalls auf den Plakaten ausgeschlachtet wird - inklusive der Silhouette des Landeshauptmanns. Die SPÖ-Plakatkampagne "schwarzer Mann" gibt es auch mit den Slogans "Zu viel Macht in einer Hand" und "Viele sagen ganz zu Recht, nicht alles ist im Land gerecht".
(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
Niederösterreichs Junge ÖVP ist bereits zur Verteidigung des Chefs angetreten, das SPÖ-Sujet wurde kopiert, der Schriftzug freilich geändert: "Schimpfen über unseren Landeshauptmann, das ist unser ganzes Programm!", lässt der schwarze Parteinachwuchs plakatieren.
Auch Frank Stronach bekommt im Wahlkampf sein Fett ab: Der Austro-Kanadier ist zwar Spitzenkandidat in Niederösterreich, will dort aber nicht im Landtag sitzen, was auf diesem schwarzen Wahlplakat humorvoll thematisiert wird.
Frank Stronach wäre nicht Frank Stronach, würde er im Wahlkampf nicht auch kräftig austeilen. Die Stronach-Plakate fallen zwar eher verhalten aus …
… dafür wird Landeshauptmann Pröll in Inseraten durch den Kakao gezogen. „G'scheiter wäre es, das Industrie-Viertel in Stronach-Viertel umzubennen“, sagte Pröll laut Niederösterreichischen Nachrichten im April 2004. Weshalb das „Team Stronach“ nun titelt: „Franks größter Fan“.
Die Grünen sind im vergangenen Jahr als einzige Partei nicht in den Korruptionssumpf eingetaucht und schlachten das auch im Wahlkampf - unterstützt von Kinderaugen - aus.
Die Botschaft überzieht zudem die Wahlgeschenke. Vom "Saubertrank" …
... bis zu Taschentüchern "für saubere Nasen". Und dann gibt es da noch Kondome „für mehr öffentlichen Verkehr“.
Tierische Unterstützung holen sich die Freiheitlichen, ...
... der Schweizer Appenzeller Hund „Tell“ soll das FPÖ-Drängen auf mehr direkte Demokratie nach Schweizer Vorbild versinnbildlichen.
Den Wuffi gibt’s auch in der handlichen Stofftiervariante. Hier präsentiert von einem Freiheitlichen aus dem Bezirk Amstetten. Das Tierchen hat zwar "Mut zur Heimat" ist aber dennoch "Made in China".
Nach ein paar von diesen Fläschchen sieht der eine oder andere wohl schon etwas verschwommen: Die FPÖ verschenkt nämlich auch Likör. Vom Etikett der kleinen Fläschchen lachen "Gotti" (Klubobmann Gottfried Waldhäusl), "Hafi" (LAbg. Christian Hafenecker) und "Erich" (LAbg. Erich Königsberger).
(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
Im Vergleich zu den Internet- und Inseratenaktivitäten nehmen sich die stronachschen Wahlkampfgeschenke vergleichsweise einfallslos aus.
Hellin Sapinski
Kapperl, Häferl, Kulis Traubenzucker: Stronach beschenkt die Wähler mit den „Klassikern“.
Hellin Sapinski
Wie Stronach will auch die SPÖ der ÖVP die Wahl versalzen ...
(c) jst
... und serviert dem Wähler dafür "kräftiges, kantiges, kerniges Salz".
(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
SP-Spitzenkandidat Sepp Leitner hat außerdem für den Wahlkampf weder Kosten noch Mühen gescheut und mit „Die Neuninger“ ein Album aufgenommen. Die CD „Stolz auf Niederösterreich“ wird bei gegebenen Anlässen gratis verteilt.
(c) jst
Wer bei soviel Volksmusik einen Adrenalinrausch verspürt, kann sich mit einem Kräutertee der ÖVP beruhigen.
Hellin Sapinski
Und dann wird's magisch: Die ÖVP geht mit dem Schokoriegel „Black Magic“ auf Wählerfang.
Wir beenden die Führung mit einer Rarität: Die Piraten gehen nur im Bezirk Gänserndorf an den Start. Dieses Wahlkampfplakat ist daher eine echte Seltenheit. Die Piraten thematisieren darauf die "politische Schuldfrage".
(c) Erich Wessely
Was plakatiert und verteilt wird
Und die Umfragen prophezeien: Nach 54,4 Prozent 2008 wird es diesmal mit 48 bis 51 Prozent eng um die absolute Mehrheit, die alle anderen Parteien brechen wollen. „Alle gegen uns", monierte Pröll nach einem themenarmen aber für blau-gelbe Verhältnisse durchaus an- und untergriffigen Wahlkampf, geprägt vom (inszenierten) Duell Pröll versus Frank Stronach.Als „Feigling" beschimpfte der 80-jährige Polit-Newcomer den Landeshauptmann, Niederösterreich nannte er eine Diktatur. Und dann hielt er Pröll in einer wahren Inseraten-Schlacht auch ein Zitat aus dem Jahr 2004 vor: "G'scheiter wäre es, das Industrie-Viertel in Stronach-Viertel umzubenennen", hatte Pröll damals scherzhaft vorgeschlagen. Die ÖVP plakatierte ihrerseits „Hier fliegt ihre Stimme" - weil Austro-Kanadier Stronach in keinem Fall im Landtag sitzen will. Der Wahlkampf 2013 hatte auch seine humorvollen Seiten.
"Auftakt zum Kraftakt", hieß das schwarze Wahlkampffinale. Der "Kraftakt" ist das Halten der absoluten Mehrheit in Niederösterreich. Am Donnerstag schwörten sich in der VAZ-Halle in St. Pölten 5000 Erwin-Pröll-Sympathisanten auf dieses Ziel ein.
(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
Zunächst durfte der Scharfmacher ran: Landesgeschäftsführer Gerhard Karner ist bei der ÖVP-Niederösterreich für die Angriffe auf die politische Konkurrenz zuständig. Landeshauptmann Erwin Pröll sei im Wahlkampf attackiert und angeschüttet und damit Land und Leute beleidigt worden, erklärte Karner dann auch am Donnerstag. Den Parteianhang rief er dazu auf, angesichts des Kampfes "alle gegen einen" noch bis zum Öffnen der Wahllokale am Sonntag "die Klinken zu putzen".
(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
Bundesparteichef, Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger rief dann 2013 zum "Jahr der ÖVP" aus. Pröll wünschte er einen "rauschenden Wahlerfolg" - und lobte ihn für seine starke Außenpolitik. Mit Johanna Mikl-Leitner und Sebastian Kurz jubelten zwei weitere Regierungsmitglieder Pröll zu. Mikl-Leitner war bekanntlich vor ihrem Engagement als Innenministerin als Landesrätin in St. Pölten im Einsatz.
(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
Die Fußballgrößen Josef Hickersberger und vor allem Frenkie Schinkels vom Personenkomitee für Pröll sorgten für launige Sager zwischendurch. Dann war der Chef dran ...
(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
Pröll teilte erneut gegen Frank Stronach aus. Der Austro-Kanadier versuche die Demokratie zu missbrauchen. Das Land sei kein Spielzeug.
(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
Die ÖVP sei auch am Tag nach der Wahl in Land und Gemeinden unterwegs, nicht nur in den 50, die Stronach kenne, sondern in allen 573. Er wolle nicht, dass "in Niederösterreich ein Weg beginnt, den man in ganz Österreich nicht haben will." Das Bundesland dürfe nicht in die "falschen Hände" geraten.
(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
Pröll ortete im Wahlkampf erneut ein Match "alle gegen einen oder alle gegen uns": Die Konkurrenz hätte im "schmutzigsten" Wahlkampf überhaupt nichts ausgelassen. Alle würden die klare Mehrheit kippen wollen und dabei so tun, "als hätten wir dieses Mehrheit gestohlen", monierte Pröll.
(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
In seinem Kampf um den Erhalt der absoluten Mehrheit verwertete Pröll auch das Italien-Ergebnis: Ein Blick dorthin zeige, was Wahltage bedeuten könnten, nämlich Lähmung und Stillstand. Solche Zustände wolle er nicht in Niederösterreich in Zeiten härter werdender Konkurrenz, so Pröll, ...
(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
... der sich danach von der Menge feiern ließ.
(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
''Stronach versucht Demokratie-Missbrauch''
SPÖ, FPÖ und Grüne drohten im „Kampf der Despoten" , wie das ein Grüner nannte, zerrieben zu werden. Alle drei Parteien stürzten sich aber dankbar auf die blau-gelben Spekulations-Abenteuer mit den Wohnbaugeldern. Die SPÖ schätzt den Schaden auf 1,8 Milliarden Euro, die ÖVP will dagegen bis 2020 alle Veranlagungsziele erreichen.
Niederösterreichs Proporzsystem
Beim Proporzsystem wird die Landesregierung automatisch nach dem Stärkeverhältnis der Parteien im Landtag gebildet. Das heißt, dass alle größeren Landtagsparteien auch in der Regierung sitzen, selbst wenn eine Partei wie etwa in Niederösterreich mit absoluter Mehrheit regiert. Ohne Absolute gibt es in der Regel dennoch Absprachen bzw. Koalitionen, um die wichtigen Beschlüsse wie Landeshauptmann-Wahl oder Budget im Landtag sicherzustellen.
Auch wegen des Finanzskandals im ohnehin hoch verschuldeten Niederösterreich wackelt die Absolute. Die grüne Spitzenkandidatin Madeleine Petrovic legte sogar medienwirksam eine Anzeige nach. Dabei gelten die Grünen als aussichtsreichster Kandidat auf ein mögliches Arbeitsübereinkommen - falls die Absolute fällt. Grüne Bedingung ist aber ein Spekulationsverbot. Und dann wäre da noch die Hoffnung auf ein 365-Euro-Öffi-Jahresticket für das ganze Bundesland. Die Grünen haben zwar die Korruptionsskandale in Bund und Land ohne Flecken auf der weißen Westen überstanden, in den Umfragen kommen sie nach 6,9 Prozent 2008 mit 7 bis 9 Prozent aber kaum vom Fleck. Petrovic erklärt sich das so: In Niederösterreich gebe es noch immer so etwas wie "Leibeigenschaft". Übersetzt heißt das: Viele würden sich einfach nicht trauen, grün zu wählen oder die Grünen zu unterstützen.
Der Bauernmarkt in Amstetten gleicht an diesem Vormittag einem Parteien-Bazar: Auf dem Hauptplatz tummeln sich zehn Tage vor der Niederösterreich-Wahl mehr Politik-Funktionäre als Händler. Mittendrin: Barbara Rosenkranz. Ein Wahlkampftag mit Niederösterreichs FPÖ-Spitzenkandidatin.
"Mein Kind hat nicht genug Geld zum Heizen", sagt eine Frau. Die Tränen laufen ihr übers Gesicht. "Mit meiner Pension komm' ich nicht aus. Ich bekomme nur 1000 Euro", erklärt eine weitere Dame. Ein Pensionist schildert das Schicksal seines erkrankten Sohnes, der von seinem Arbeitgeber kein Gehalt mehr bekomme.
(c) jst
Wer an diesem Vormittag bei Rosenkranz stehen bleibt – und das sind gar nicht so wenige – kämpft zumeist mit finanziellen Problemen. „Es gibt die Armut in Österreich“, sagt Rosenkranz. Die FP-Spitzenkandidatin rät den Menschen zumeist, sich an ihr Büro zu wenden. Ihr Mitarbeiter - ein aus Deutschland stammender Burschenschafter mit Schmiss - packt die Unterlagen ein.
(c) jst
Doch nicht alle haben ernste Anliegen: Dieser Herr will die FPÖ wählen, weil es ihm die Nationalratsabgeordnete und Spitzenkandidatin im Bezirk, Edith Mühlberghuber, angetan hat, wie er scherzhaft anmerkt. „Was soll ich denn machen, wenn mir die Frau so gut gefällt?“, erklärt der Pensionist mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht.
(c) jst
Rosenkranz lässt sich unterdessen über die Besetzung der Votivkirche aus („Wenn das Schule macht!“). Das sei auch ein großes Thema für die Menschen, sagt die 54-Jährige. 20 Mal am Tag werde sie darauf angesprochen. Die 20 Mal dürfte Rosenkranz aber selbst locker knacken, so oft erwähnt sie das Thema an diesem Vormittag.
(c) jst
Noch so ein blauer Wahlkampfschlager: die niederösterreichischen Spekulationsverluste. Die FPÖ ist seit Jahren gegen die "Zockerei", den Grundsatzbeschluss zu den Veranlagungen hat sie einst jedoch mitgetragen, was diesem FPÖ-Lokalfunktionär persönlich gar nicht gefallen hat. Für ihn grenzt die Spekulation mit Steuergeld nämlich "schon fast an Gaunerei“. Rosenkranz sagt heute, dass sie damals schon die „Goldgräberstimmung“ irritiert habe. Man hätte VP-Landesrat Wolfgang Sobotka aber zunächst "machen lassen".
(c) jst
Nicht ganz zufällig platziert sich unterdessen eine mobile Pröll-"Wahlurne" vor dem FPÖ-Stand.
(c) jst
Ihm wird das wohl gefallen: Unter den ÖVP-Wahlkämpfern vor Ort ist auch Johann Heuras, einst VP-Landesrat und jetzt Landtagspräsident in St. Pölten.
(c) jst
Wer sich mit den FPÖ-Lokalpolitikern in Amstetten unterhält, hört ganz oft das Wort Kriminalität. Stadträtin Brigitte Kashofer (Bild): "Jeder hat im engeren Bekanntenkreis jemanden, bei dem eingebrochen wurde.“ Die nahe Autobahn sei eben ein idealer Fluchtweg. Jede Woche bekomme ich ein Mail wegen eines Einbruchs", sagt auch FPÖ-Nationalratsabgeordnete Mühlberghuber.
(c) jst
Aber Mühlberghuber hat ob der klirrenden Kälte an diesem Vormittag auch Banaleres zu vermelden: "Wir sagen immer: Nach der Kälte kommt die Wärme und das ist etwas ganz ganz Positives“, erklärt sie auf einer Pressekonferenz mit Rosenkranz im Stadthotel. Doch dann geht’s wieder um Sicherheit: „Das brennt den Leuten unter den Nägeln.“ Im Bild: Mühlberghuber mit einer Stofftier-Miniaturvariante des blauen Wahlkampfhelfers "Tell": "Den gibt es auch in echt". Der Schweizer Appenzeller Sennhund soll das FPÖ-Streben nach mehr direkter Demokratie versinnbildlichen. Freiheitliches Vorbild ist dabei bekanntlich die Schweiz.
(c) jst
Rosenkranz legt nach: „Wir haben einen Sicherheitsnotstand“, sagt die zehnfache Mutter, die deshalb die Grenzen wieder hochziehen will. Und dann stellt sich Rosenkranz laut vor, wie es wohl wäre, in der Nacht aufzuwachen, sich ein Glas Wasser holen zu wollen und dabei plötzlich vor einem Einbrecher zu stehen.
(c) jst
Nach der Pressekonferenz geht's zur Polizeinspektion. Also, wie ist es au Sicht der Beamten um die Kriminalität bestellt - auch im Bezirk Amstetten, wo so viele FPÖ-Wehklagen kommen? Die Polizei-Führung nennt die freiheitliche Darstellung beim Rosenkranz-Besuch auf DiePresse.com-Nachfrage übertrieben.
(c) jst
Nur aus einem Polizisten platzt Gegenteiliges heraus: Seit 15 Jahren höre er nun Versprechungen der Politik, sagt er vorwurfsvoll. "Ich war noch nicht Innenministerin“, erwidert Rosenkranz, sichtlich erleichtert, dass sich nach mehrmaligem Nachfragen doch noch ein Beamter über den Status quo echauffiert hat.
(c) jst
Auch die Autobahnpolizei wird besucht. Rosenkranz erkundigt sich nach einem aufgeflogenen Fall von Schlepperei und will wissen, was mit den mutmaßlichen Tätern passiert ist. Doch „hoffentlich nicht auf freiem Fuß angezeigt“? Die Polizisten lobt Rosenkranz: "Ihr leistet Großartiges". Bild: Rosenkranz mit dem Leiter der Autobahnpolizeiinspektion Amstetten.
Nicht überall ist die FPÖ so willkommen wie in den Polizeiinspektionen, zumindest nicht mit Medien im Gespann: Der erste Betriebsbesuch fällt flach, weil der Chef für keine Partei Werbung machen will.
(c) jst
An der oberösterreichischen Grenze fällt der Empfang deutlich wärmer aus: Im Gasthaus Brandstetter in Wiesen (Bezirk Amstetten) wird zu "Kaffee und Kuchen" mit Rosenkranz geladen. Das Finale des Wahlkampftages: Ein Besuch der Landtechnik Heindl in Stephanshart (Bild) und Musik in Wallsee - allerdings ganz ohne "Watschentanz". Als "Watschentanz" bezeichnet Rosenkranz nämlich den Schlagabtausch zwischen Erwin Pröll und Frank Stronach. Angst, dass die FPÖ wegen des Duells untergeht, hat sie nicht: Die Leute würden bei den Wahlkampfveranstaltungen nie über Stronach reden. "Und wenn dann nur, darüber, dass er und Pröll sich lächerlich machen", ergänzt Mühlberghuber. Rosenkranz fährt dazwischen: Es rede niemand über Stronach.
(c) fpoe.at
Der FPÖ-Wahlkampf mit der Kriminalität
Groß-Enzersdorf, das sogenannte "Stadtl" im Speckgürtel um Wien, ist ein guter Boden für die Grünen. Bei der Landtagswahl 2008 lag man hier über dem niederösterreichweiten Ergebnis von 6,9 Prozent . Und im hiesigen Stadtrat sind die Grünen gleich zweifach vertreten. Kürzlich machte die grüne Wahlkampf-Tour "Eis, Eis baby" im "Stadtl" Station. DiePresse.com war dabei.
(c) jst
Gerade einmal zwei Stunden brauchen die grünen Helfer, um den mobilen und - natürlich - CO2-neutralen Eislaufplatz befahrbar zu machen. Während sich der Nachwuchs also auf das glatte Parkett wagt und zu Party-Hits wie "Gangnam Style" Pinguine über das Eis schiebt, wärmen sich die Eltern mit Maronis und/oder Punsch.
(c) jst
Madeleine Petrovic bewegt sich beim Kurzbesuch mitunter für eine Spitzenkandidatin auffällig unauffällig durch die Menge. Den unpolitischen Smalltalk hat sie - anders als Erwin Pröll - noch nicht zur Meisterschaft gebracht. Man kann das angenehm unaufgeregt und authentisch finden. Oder auch etwas hölzern.
(c) jst
Der Tag der Madeleine Petrovic hat um 5 Uhr früh begonnen - nicht wegen der Wahl sondern wegen ihrer sieben Hunde, um die sie sich morgens kümmert. Der Wahlterminkalender ist freilich auch voll: Interview-Termin, Schuldiskussion in Wiener Neustadt und nach dem Kurzbesuch in Groß-Enzersdorf die nächsten Diskussionveranstaltung - im Brennpunkt diesmal: die Schnellstraße 34. Petrovic wird den Wahlkampftag nach Mitternacht mit einem Fernseh-Krimi oder einer Doku ausklingen lassen. "Mehr als drei, vier Stunden Schlaf brauche ich nicht", sagt die 56-Jähirge.
(c) jst
Die Grünen setzen im Wahlkampf bekanntlich ganz auf ihre weiße Weste: Slogans wie "Für saubere Nasen" oder "Sauber wählen" überziehen die Wahlgeschenke -und Plakate. Die Partei hat die Korruptionsaffären und Finanzskandale in Bund und Land bekanntlich als einzige unbeschadet überstanden - und kommuniziert das diesmal auch. In den Umfragen für Niederösterreich kommen die Grünen dennoch kaum vom Fleck.
(c) jst
Petrovic erklärt sich das an diesem Nachmittag so: Viele würden sich einfach nicht trauen, die Grünen offen zu unterstützen oder zu wählen - aus Angst vor schwarzen Schikanen. In Niederösterreich wirke noch immer die "Leibeigenschaft", sagt Petrovic. Und in der Affäre um die Wohnbaugelder-Spekulationen - das grüne Hauptwahlkampfthema - setze Pröll weiter auf "Leugnen". Petrovic gibt sich aber überzeugt: "Irgendwann bricht das System."
(c) jst
Die Frage nach der Wählbarkeit der Grünen spaltet unterdessen diese Runde: Zwei der drei Damen sind noch unentschlossen. Die Dritte schüttelt den Kopf: "Dann wird der Benzin ja noch teurer." Das Eis-Event gefällt der Runde jedenfalls. Ob es auch für den Urnengang am 3. März etwas bringt, bezweifeln die Damen aber: "Es wäre besser, sie würden das Geld einer Organisation spenden und das dann kundtun", meint eine von ihnen.
(c) jst
Der Nachwuchs gibt sich einstweilen unpolitisch. Vanessa (links im Bild) räumt offen ein, von den Grünen noch nie etwas gehört zu haben.
(c) jst
Und der Herr mit dem Luftballon ist schon ganz Politiker. Die Frage nach seiner Parteipräferenz quittiert er mit eisernem Schweigen.
(c) Jürgen Streihammer
Auch Andy Vanek, hiesiger grüner Klubsprecher und einer von zwei grünen Stadträten im "Stadtl", beehrt das Eis-Event. Er will sich ansonsten aber nicht in den Wahlkampf einbringen. "Keine Zeit" wegen der Stadtpolitik, sagt Vanek. Mit Blick auf die grünen Wahlchancen am 3. März irritiert ihn der "Kampf der Despoten". Gemeint sind Erwin Pröll und Frank Stronach. Viele Grüne fürchten, dass die Partei im Schlagabtausch zwischen Landeshauptmann und Milliardär medial untergeht.Links im Bild: Die grüne Landtagsabgeordnete Amrita Enzinger.
(c) jst
Zum Abschluss nimmt die Grüne Petrovic schwarze Kegeln unter Beschuss. Im dritten Anlauf räumt sie schließlich "alle Neune" ab. Das ist beachtlich. Im dritten Anlauf als Spitzenkandidatin in Niederösterreich neun Prozent abzuräumen, das wäre freilich noch beachtlicher.
(c) jst
Eislaufen im Kampf gegen die ''Leibeigenschaft''
Auch die Freiheitlichen treten einigermaßen auf der Stelle (8 bis 11 Prozent in den Umfragen nach 10,5 Prozent 2008). Im Wahlkampf beschränkte sich Spitzenkandidatin und FP-Landesrätin Barbara Rosenkranz - bekannt als gescheiterte Kandidatin bei der Bundespräsidentschafswahl 2010 - neben der Verluste durch die Wohnbaugelder-Spekulationen vor allem auf das freiheitliche Kernthema Kriminalität. Die zehnfache Mutter rief den „Sicherheitsnotstand" aus, die Grenzen müssten wieder hochgezogen werden. Und sie erwähnte bei jeder Gelegenheit die Besetzung der Votivkriche.Eng könnte es für Sepp Leitner werden. Der SP-Chef beendete vor fünf Jahren den Kuschelkurs seiner Vorgängerin Heidemarie Onodie, ging auch in der Proporzregierung auf Konfrontationskurs mit Pröll - und später auch mit der Wiener SPÖ. Die Sozialdemokraten drohen der große Verlierer dieser Wahl zu werden. nach jüngsten Umfragen liegen sie zwischen 21 und 27 Prozent. Die Schmach von 2008 dürfte sich also wiederholen: Damals rutschte die SPÖ in Niederösterreich auf 25,5 Prozent und damit erstmals unter die 30-Prozent-Marke.
"Wir san' des Ende der Welt", scherzt ein älterer Herr am Hauptlatz in Schrems. Das stimmt so natürlich nicht. Aber es ist zumindest eines der nördlichsten Fleckchen in Niederösterreich. Kürzlich machte Sepp Leitner hier – im oberen Waldviertel - Station. Er kam, sah und musizierte.Ein Wahlkampftag mit dem niederösterreichischen SPÖ-Spitzenkandidaten.
(c) Jürgen Streihammer
Leitners Wahlkampftag beginnt beim Fertighaus-Produzenten Elk in Schrems. Viel Zeit zum Werben bleibt beim Streifzug durch das riesige Firmenareal nicht. Meistens läuft der Smalltalk mit den Mitarbeitern so ab: Zunächst ein fester Händedruck, dann fragt Leitner: „Und wie lange sind sie schon dabei?“. Nach der Antwort geht’s mit den Worten „Ich will Sie nicht länger aufhalten, pfiati" weiter.
(c) Jürgen Streihammer
Von weiblichen Technikerinnen im Betrieb ist Leitner angetan: "Wir brauchen Sie wie ein Bissen Brot!" Noch immer seien zu wenige Frauen in technische Berufen tätig, kritisiert Leitner. Später erspäht er auch in der Produktionshalle eine Dame. Sein zufriedener Kommentar: "Es gibt sie also doch, die Frauen in der Produktion."
(c) Jürgen Streihammer
Am Ende ist es ihm „zwieda“: Leitner hätte gerne noch mehr Hände geschüttelt. Doch er muss weiter - nach Alt-Nagelberg. Dort wird der 41-Jährige an seiner Ziehharmonika Hand anlegen.
(c) Jürgen Streihammer
Das ist laut Gemeindezeitung die neue „Visitenkarte“ von Alt-Nagelberg. Rund 200 Pensionisten haben sich im frisch sanierten Kulturhaus versammelt. Hier ist Sepp Leitner gleich "Stolz auf Niederösterreich" - so heißt nämlich seine mit "Die Neuninger" aufgenommene Wahlkampf-CD.
(c) Jürgen Streihammer
Zuvor wird es aber noch politisch. Leitner wirbt für Seniorenzentren: „Einen alten Baum verpflanzt man nicht.“ Auch mit der Forderung nach einem Sozialtarif der Energieversorger für Mindestpensionisten bedient er das Publikum. „Die schreiben jedes Jahr Rekordgewinne.“ Zwei, drei ältere Damen setzen jetzt zu Standing Ovations an. Schnell wird klar: Das ist hier eine SPÖ-Bastion im schwarzen Waldviertel.
(c) Jürgen Streihammer
Was sich auch historisch erklärt: In der Gemeinde gab es früher die Glashütte, einen großen Arbeiterbetrieb. „Wir sind erzrot“, scherzt ein Herr in dieser Runde. Und er fordert, was die SPÖ in der Region auch an vielen Ecken plakatiert: eine Schnellstraße ins Waldviertel.
Während sich Leitner in „Schale“ wirft …
(c) Jürgen Streihammer
... wärmen seine Bandkollegen das nicht mehr blutjunge Publikum mit Hits wie der "Freundschafts-Polka" auf. Und bei „Fliege mit mir in die Heimat“ gibt’s kein Halten mehr. „Linke Hand rauf, rechte Hand rauf – und klatschen“: Im ganzen Saal wird jetzt ausgelassen geschunkelt. Es ist drei Uhr am Nachmittag.
(c) Jürgen Streihammer
Dann hat Leitner seinen großen Auftritt. Das mit den langen Reden sei nicht sein Fall, erklärt er. Der SP-Chef bedient eben lieber die Ziehharmonika. "Es ist so schön, ein Musikant zu sein", heißt dann auch ein "Hit" des Albums.
(c) Jürgen Streihammer
Leitner gibt sich trotz des mit 2,5 Millionen Euro knappen Wahlkampf-Budgets spendabel: Er schmeißt eine Saal-Runde, der aus der Landeszentrale mitgebrachte Parteinachwuchs verteilt Gratis-CD s...
(c) Jürgen Streihammer
... und den 900-Euro-Scheck für die Feuerwehr rundet der 41-jährige Leitner auf 1000 Euro auf - "und jetzt kommt's no auf an Spritzer mit".
(c) Jürgen Streihammer
Dieser Herr ist seit 52 Jahren bei der SPÖ, was die Parteiführung aber etwas verschlafen hat, weshalb er die Urkunde zum „Fünfziger“ erst jetzt mit zweijähriger Verspätung erhält. Er hat viele kommen und gehen gesehen. Seine Zukunftsprognose: „Der Pröll wird wahrscheinlich wieder gewinnen. Aber der Leitner ist ja mit seinen 41 Jahren noch jung.“ Und wenn Pröll abtritt, sei für seine Sozialdemokraten sicher was drin.
Dann verlässt Leitner die SPÖ-Gemeinden - und geht im "Feindesland" auf Stimmenfang: In Waidhofen/Thaya gibt es noch die schwarze Absolute, die Leitner am 3. März landesweit brechen will. Die SPÖ ist mit 18 Prozent Minderheitenprogramm. Im Café Teddybär will er das ändern.
(c) Jürgen Streihammer
Die ORF-Elefantenrunde hat dieser Dame im Café nicht gefallen. Da werde nur gestritten, moniert sie. Leitner nickt. Er habe aber als einziger versucht, Themen zu setzen. Der SPÖ-Chef betont, dass es ihm um eine neue politische Kultur gehe - ohne Beschimpfungen. Dafür stehe er auch nach der Wahl. Ob Leitner nach der Wahl noch an der Spitze der SPÖ Niederösterreich steht, ist freilich noch nicht ausgemacht. Dafür wird es wohl Zugewinne brauchen, die ihm nicht alle Umfragen bescheinigen. Leitner bleibt aber dabei: "Wir legen zu."
(c) Jürgen Streihammer
Roter Volksmusikant schunkelt mit Pensionisten
Leitner ist auch nicht vom Glück verfolgt: In der ORF-"Elefantenrunde" wollte es der Regie einfach nicht gelingen, den 41-Jährigen bei seinem Abschlussstatement in Großaufnahme einzublenden. Zumindest bei Pröll klappte das aber dann tadellos. Stronach war übrigens nicht dabei. Er wollte nicht, durfte die Runde aber im Anschluss solo im Privatsender Puls4 kommentieren. Die Bewerbung einer am selben Tag auf Puls4 ausgestrahlten Doku hat der Austro-Kanadier übrigens selbst bezahlt - woran Puls4 aber nichts Anstößiges findet.
(c) APA/Umfrageinstitute
Das ist einigermaßen skurril - wie übrigens auch das niederösterreichische Wahlrecht. Im größten Bundesland gilt nämlich Vorzugsstimme vor Partei, wer also beispielsweise Pröll und SPÖ ankreuzt, wählt ÖVP. Den Landeshauptmann kann man dennoch nicht direkt wählen - auch wenn das auf den ÖVP-Plakaten suggeriert wird.
"Servus, grüß dich! Geht's dir gut?", gut gelaunt betritt Frank Stronach das "Haubiversum" in Petzenkirchen im Mostviertel - eine Backstube mit Knusperhäuschen und Kaffeehaus. Umständliche Höflichkeitsgebote ignoriert er, mit allen ist er per Du. "Ich sage, was ich denke und was die anderen denken - und das direkt", erklärt Stronach bei seinem vorletzten Wahlkampfauftritt vor der Landtagswahl am 3. März. DiePresse.com begleitete ihn dabei.
(c) Hellin Sapinski
Besitzer Anton Haubenberger und seinem Vater, ebenfalls ein Anton, ist diese Offenheit nur recht: "Wir freuen uns, dass du gekommen sind. Ich hab' mich so beeilt", begrüßt der Senior den Spitzenkandidaten. "Wie alt bist du?", fragt Stronach unverblümt den außer Puste geratenen Altbäcker. "75", meint dieser. "Also noch ein Teenager", lacht der 80-jährige Stronach und klopft ihm auf die Schulter.
(c) Hellin Sapinski
Dann laden die Haubenbergers zu einem Rundgang durch ihr Backreich. Der Weg durch die 16.000 Quadratmeter große Bäckerei führt durch einen gläsernen Besuchergang. Der Boden ist goldfarben, der Gang befindet sich in drei Metern Höhe. So könne aus der Vogelperspektive der Werdegang des Brotes mitverfolgt werden, führt Haubenberger aus.
(c) Hellin Sapinski
"Ich mach auch was", meint Stronach als er von Bäckergehilfen mit weißen Schürzen und blauen Duschhauben empfangen wird. Der Magna-Gründer versucht sich im Flechten von Mohnweckerln - unter Anweisung Haubenbergers. "Und jetzt den Schlauch durch die Lasche ziehen", weist dieser Stronach an. Der beginnt zu lachen und meint: "Bäcker werde ich keiner mehr, das überlasse ich dir."
(c) Hellin Sapinski
"Ihr habt euch was Tolles aufgebaut", lobt Stronach beim Weitergehen, um gleich darauf eine Parallele zu seinem eigenen Werdegang zu ziehen: "Ich war auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort - und ich hab' hart gearbeitet", erinnert er sich an seine Anfangsjahre in Kanada. "Aber es braucht auch ein bisserl Glück."
(c) Hellin Sapinski
Nach dem Rundgang warten im "Knusperhäuschen" der Bäckerei rund 40 Wirtschaftstreibende auf Stronach. Damit der 80-Jährige ein wenig verschnaufen kann, wird sein Imagefilm angespielt. Dann ergreift Stronach selbst das Wort, um Altbekanntes aufzuwarten. "Ich bin dafür, dass das Parteibuch gesetzlich verboten wird - in jedem Bereich. Es braucht g'scheite Leute mit Herz und Hausverstand, keine Freunderlwirtschaft", sagt er und erntet verhaltenen Applaus.
(c) Hellin Sapinski
Dann prangert er die Politik von Landeschef Erwin Pröll an. "Ich glaub', der Erwin mag die Niederösterreicher nicht, denn er hat ihr Geld im Ausland geparkt", verweist er auf die Spekulationsgeschäfte des Landes. "Ich aber fühle mich begnadigt, wenn ich etwas für andere Menschen tun kann. Ich habe dem Land schon 400 Millionen gespendet, Erwin hat nichts aus seiner Tasche gegeben", sagt Stronach und stellt seine Aufopferungsbereitschaft mit dem Signieren von Büchern unter Beweis. Dass ihm von der ÖVP vorgeworfen wird, dem SC Wiener Neustadt ein neues Stadion zu bauen, das aber nicht geschehen sei, spricht er nicht an.
(c) Hellin Sapinski
"Ich bin hier, weil ich Frank immer schon mal begegnen wollte", sagt dieser Besucher begeistert. "Er hat mir die Hand geschüttelt. Was er sagt, kann man unterschreiben."
(c) Hellin Sapinski
"Ich bin selbstständig - seit 23 Jahren", berichtet ein weiterer Besucher. "Aber in all den Jahren habe ich weder von der SPÖ noch von der ÖVP irgendeine Unterstützung erhalten. Stronach versteht was vom Geschäft, er ist eine Alternative."
(c) Hellin Sapinski
Neben seinem beruflichen Werdegang ist auch der gesundheitliche Zustand Stronachs Thema. "Ich bin 45 Jahre alt und nicht so fit wie Frank", murmelt ein Schaulustiger. Darauf angesprochen meint der Milliardär: "Greif mal" und spannt seine Oberarmmuskeln an. "Ich mache jeden Tag Sport - ein bisserl dehnen, Tennis, Ski fahren." Gefragt nach seinen Wahlzielen, gibt er sich dagegen zugeknöpft: "Ich habe hohe Ziele, aber das steht alles in den Sternen."
(c) Hellin Sapinski
Nach dem "Haubiversum" steht ein Besuch im Gasthaus "Bärenwirt" auf dem Programm. Dort lauschen rund 400 Schaulustige dem Spektakel - bestehend aus Volksmusik, Stronach-Werbespots und einem Imagefilm über den Magna-Gründer. Und für jene, die immer noch nicht wissen, worum es geht, hängen an den Wänden Stronach-Transparente, auf den Tischen liegen Frank-Flyer.
(c) Hellin Sapinski
Danach stellt Stronachs Sprecherin Ulla Weigerstorfer die Niederösterreich-Gesandten des "jungen Teams" vor. "Danke, dass ihr Frank zur Seite steht. Ihr habt die richtigen Werte - Wahrheit, Transparenz, Fairness", wiederholt sie altbekannte Slogans. Ein Programm hat die Partei übrigens bis heute nicht: "Es ist eigentlich schon fertig. Im April werdet ihr es dann bekommen", versucht Weigerstorfer zu beschwichtigen.
(c) Hellin Sapinski
An Give-Aways mangelt es dafür nicht: Abseits der Bühne finden sich Luftballons, Fahnen, Teepackerln, Broschen und Infobroschüren. Sogar CDs werden an die Gäste verteilt. Darauf zu hören ist das Lied "Steirermen san very good" – allerdings nicht das Original, sondern einen neue Version, getextet von Otto Normalverbraucher. Dieser beschert den Anwesenden auch prompt eine Kostprobe...
(c) Hellin Sapinski
... "Steirermen san very good, aber ned nur drüb'n in Hollywood, reifer Herr mit Überblick haut sih in die Politik - und die meisten hab'n a Freud, wissen, es is eh scho' höchste Zeit."
(c) Hellin Sapinski
Das Publikum klatscht und schwenkt rot-weiß-rote Fahnen. Dann ist Stronach an der Reihe. "Ich bin mit 200 Dollar nach Kanada gekommen und war hungrig. Dieses Gefühl wollte ich nie wieder haben", beginnt er erneut seine Lebensgeschichte. "Ich bin einer von euch. Ich bin zwar nicht immer da, aber wenn ich da bin, tue ich etwas für die Leut'. Pröll tut nichts, er denkt nur an sich. Es wäre besser, er wäre weg", sagt er und erntet Standing-Ovations. Dass er, obwohl er Spitzenkandidat ist, aber gar nicht in den Landtag einziehen will und die meiste Zeit über in Kanada lebt, erwähnt der Milliardär nicht.
(c) Hellin Sapinski
Dann wettert Stronach gegen Korruption, die "Macht der Raiffeisen-Bank" und Berufspolitiker. "Wir sagen, ein Politiker darf nur für zwei Perioden Politiker sein, sonst entsteht Freunderlwirtschaft. Da ist der Wurm (sic) begraben", ruft er. "Ich bin von niemandem abhängig. Man kennt mich. Ich könnte Putin anrufen und er wüsste, wer ich bin. Ich könnte ihn treffen. Wer kann das noch sagen?"
(c) Hellin Sapinski
"Endlich sagt einer, was Sache ist", freut sich Frank-Sympathisant Günter (rechts im Bild), der als seinen Beruf Shaolin-Mönch angibt. "Er will die Verwaltung und das Steuergesetz reformieren, er kennt die Sorgen des kleinen Mannes", sagt der 45-Järhige. Dass es noch kein Parteiprogramm gibt, stört ihn wenig: "Er hat mich mit seiner Art überzeugt."
(c) Hellin Sapinski
Auch junges Publikum findet sich beim "Bärenwirt". "Das ist super, was Frank macht", sind sich diese beiden einig. Dann berichten sie, dass sie auch "eine technische Ausbildung" machen und sich vorstellen können auszuwandern. "Vielleicht gibt's dann bald eine neue Self-Made-Millionär-Story", grinsen sie.(hell)
(c) Hellin Sapinski
Stronach im schwarzen Kernland
Hochrechnungen, Ergebnisse aus allen Gemeinden, Reaktionen und mehr am Sonntag ab Wahlschluss um 17 Uhr auf DiePresse.com/noewahl .
(jst)
Lesen Sie mehr zu diesen Themen: